Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Der Mensch wurde beauftragt, die Welt materiell und spirituell aufzubauen. Anders als die sonstigen Geschöpfe hat der Mensch bestimmte Potenziale. Daher kann er sich Wissen aneignen. Das angeeignete Wissen kann er weiternutzen. Auch kann er dieses im Leben einsetzen. Dadurch erzeugt er einen Mehrwert im Leben.1
Das erhabenste Ziel des Menschen ist, einen Ausbildungsprozess zu genießen. Dafür lohnt es sich, sich zu bemühen. Für dieses Ziel lohnt es sich, zu schwitzen und Mühsal zu erleiden. Sich ausbilden zu lassen lohnt sich, um zu lernen und das Gelernte im Leben umzusetzen. Bildung bedeutet, die angeborenen Fähigkeiten des Menschen auszubauen. Die Bemühung, diese Fähigkeiten zu formen und fortzuentwickeln, nennt man Bildung. Durch Bildung wird die Möglichkeit erlangt, eigene Aufgaben zu bewältigen. Das Fundament für den Prozess der Bildung wird im Mutterleib gelegt. Hierzu gehören besonders im Mutterleib empfangene Emotionen und Gefühle. Nach der Geburt beginnt die Verarbeitung der Informationen aus der Außenwelt. Dieser Bildungsprozess läuft bis zum Tode weiter.
Meine Geschwister!
Unwissenheit ist der größte Feind des Islam. Der göttliche Bildungs- und Anleitungsprozess wird “Offenbarung” genannt. Das Ziel dieses Bildungs- und Anleitungsprozesses ist es, vorbildliche Gesellschaften aufzubauen. Diese Gesellschaften bestehen aus Menschen, die sich materiell und spirituell fortentwickeln und ausbilden lassen. Somit erlangen sie eine Vollkommenheit von Körper und Seele.
Das Ziel, vorbildliche Gesellschaften zu bilden, ist ein fundamentales Ziel des Islam. In den zuerst offenbarten fünf Versen an den Propheten gibt es zwei Aufforderungen zum Lesen. Darin wird die Sicherung des Wissens mit dem Stift angesprochen. Auch wird betont, dass das Erlernen von Unbekanntem eine große Gabe Allahs ist. Insgesamt sind es wichtige Indikatoren dafür, dass Wissen im Zentrum des islamischen Bildungsverständnisses ist.
Am Anfang meiner Freitagspredigt habe ich die ersten Verse der letzten Offenbarung Allahs rezitiert. Lassen sie uns nochmals diesen Botschaften an die Menschheit gemeinsam Gehör schenken: “Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat, den Menschen erschaffen hat aus einem Anhängsel. Lies, und dein Herr ist der Edelste, Der (das Schreiben) mit dem Schreibrohr gelehrt hat, den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte.”2
Nachdem unser Prophet (s) dieses göttliche Gebot empfangen hat, startete er eine Mobilisierung. Dadurch hat er eine Bildungs- und Studienbewegung in Gang gesetzt. Er hat einen Wissenschaftszirkel in Mekka –bestehend besonders aus Jugendlichen – gebildet. Diesen hat er vor allem auch in den schwierigsten Zeiten nie ausgesetzt. In Medina hat er die Prophetenmoschee (Masdschid an-Nabawi) zu einem Wissenschaftszentrum gemacht. Unser Prophet hat alle Gläubigen in seine Moschee eingeladen. Er hat keine Unterscheidung zwischen Mann und Frau, alt oder jung gemacht. Er hat denjenigen, die Wissen erlernen, folgendes verheißen: Allah wird ihnen den Weg zum Paradies erleichtern.3
Meine Geschwister! Werte Gläubige!
Unsere Kinder haben dieses Jahr die Sommerferien und das Opferfest zusammen erlebt. Sie haben doppelt gefeiert. In den nächsten Tagen begrüßen sie das neue Schuljahr. Die Aufregung unserer Kinder, die eingeschult werden, ist hoch. Ihre Aufregung wird mit den Bittgebeten ihrer Eltern zusammentreffen. Andere werden ihre Ausbildung da fortführen, wo sie stehengeblieben waren. Sie erleben das Glück, ihre Freunde und Lehrer wiederzutreffen.
In unseren Moscheen fortgeführte Kurse werden wieder beginnen. Sie werden neben der Schulbildung samstags und sonntags angeboten. Diese Kursangebote werden mit großem Einsatz durchgeführt. Daher werden unsere Moscheen wieder mit den Kindern aufblühen. Unsere liebsten Kinder werden die Freude erleben, den Koran zu rezitieren. Sie erfreuen sich, Vorbilder aus dem Leben des Propheten zu bekommen. Sie erleben das Glück, die Art und Weise der Gottesdienste erlernen. Sie erfreuen sich, über deren Ziele zu reflektieren. Hierdurch erwerben sie Kompetenzen, verantwortungsbewusst zu sein. Sie entwickeln Verantwortung gegenüber sich selbst und ihrer Umwelt. Sie entwickeln Sensibilität zu den Geschöpfen und zur Umwelt. Diesbezüglich eignen sie sich verschiedene Wege und Methoden an.
Als Religionsbeauftragte empfehlen wir ihnen, unseren geschätzten Eltern, sensibel in Bezug auf religiöse Bildung zu sein. Wir empfehlen ihnen, das Interesse an religiöser Bildung nicht zu verlieren. Vor allem empfehlen wir, am Wochenende die Mittagsgebete mit ihren Kindern in der Moschee zu verrichten. Dadurch können sie mit ihren Kindern schöne Erinnerungen in der Moschee sammeln. Lassen sie uns niemals vergessen: Unsere Zukunft ist an die Existenz der Kinder in den Moscheen gebunden. Lassen sie uns daher nicht daran stören, wenn sie während des Gebetes in den hinteren Reihen lachen oder rennen.
Für das neue Schul- und Ausbildungsjahr wünsche ich in diesem Sinne alles Gute. Ich wünsche alles Gute und Segen für die ganze Schüler- und Lehrerschaft sowie für alle Familien. Ich bete Allah, den Erhabenen, um ein ertragreiches Schul- und Ausbildungsjahr. Ich bitte Allah um Gesundheit, Wohlbefinden und Wohlergehen in diesem Schul- und Ausbildungsjahr.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Baqara, 2/30-33
2 Koran, al-A`laq, 96/1-5
3 al-Muslim, Dhikr 39