Geehrte Gläubige!
In der Predigt dieses Freitags thematisieren wir heute einen Punkt, der allen voran unsere Jugendlichen und uns alle hautnah interessiert: Abhängigkeit, Sucht und schlechte Gewohnheiten.
Meine Geschwister!
Abhängigkeit und Sucht bedeutet, sich seiner Triebe, den schädlichen Einflüssen von Substanzen oder Gegebenheiten aufgrund mangelnder Beherrschungsfähigkeit auszusetzen, obwohl deren Schäden bekannt sind. Dies bedeutet folglich, darauf angewiesen zu sein.
Der Islam bezweckt, gesunde Individuen und glückliche Gesellschaften zu bilden; Daher ist der Islam stets gegen Dinge und Handlungen, die den menschlichen Willen abschwächen und den Verstand des Menschen gefangen nehmen, sowie die Person aus körperlicher und geistiger Sicht negativ beeinträchtigen. Aus diesem Grund wurden seitens unserer Religion jegliche essbaren und trinkbaren sowie berauschenden Substanzen verboten. Schließlich beeinflussen diese die Arbeitsweise des Gehirns, des Hauptkontrollsystems des Menschen, und sie versetzen den Menschen zu einer ausgelieferten und entmachteten Person, der nicht einmal weiß, was er macht.
Meine Geschwister!
Abhängigkeit und Sucht ist eine Störung und Krankheit des Gehirns, die behandelt werden muss. Diese Krankheit treibt die Person in die vermeintliche Situation, als ob die Person makelhaft wäre ohne die Substanz, von der sie abhängig ist, sowie die Last des Lebens nicht tragen und ihr Leben nicht weiterführen könne. Die anfänglichen ersten Fehler werden durch Nachahmung, Nacheiferung und Neugier gemacht. Diese Fehler stellen die erste Stufe eines Prozesses mit schwierigen und unwahrscheinlichen Möglichkeiten für eine Wiedergutmachung dar. Die Person, die sich in einer Ausweglosigkeit wähnt, wendet sich zur Substanz der Abhängigkeit verbunden mit der Hoffnung, dass diese ihn entspannt. Somit wird gewährleistet, dass das Gehirn ein Glückshormon ausschüttet. Nach einer Weile entwickelt der Körper jedoch ein Verlangen nach dieser Substanz. Mit der Zeit entwickelt sich diese Situation zur Abhängigkeit und Sucht und nimmt die Person in Gefangenschaft.
Neben Alkohol-, Glücksspiel-, berauschenden Substanzen und Tabakabhängigen steigen mit der Verbreitung von technologischen Möglichkeiten zusammen auch die Anzahl der Abhängigen vom Internet und von den sozialen Medien an. Computer- und Mobiltelefonspiele lassen die ergiebigsten Zeiten zunichtemachen, errungene virtuelle Erfolge lenken unsere Jugendlichen ab und halten sie mit virtuellem Glück hin. Ich möchte von hier aus an unsere Jugendlichen appellieren:
Meine verehrten jungen Geschwister!
Verschanzen sie sich mit dem Wagemut der Jugend bitte nicht hinter Sätzen wie: „Einmal passiert schon nichts, ich höre auf, wann ich möchte.“ Treiben sie sich und ihre Liebsten nicht in eine bemitleidenswerte und zu bejammernde Situation. Seien sie bitte vorsichtig gegenüber denen, die sie verführen möchten mit Worten wie: „Einmal ist keinmal; Du bist stark, probiere einmal, später kannst du aufhören.“ Schließen sie Freundschafts- und Kameradschaftsbeziehungen mit guten Menschen gemäß der Aufforderung unseres Schöpfers: „Seid mit den Wahrhaften.“1 Tragen sie die Sorge in sich, erlaubte (Halal) und reine Nahrung und Substanzen zu speisen. Verletzen sie die von Allah gezogenen Grenzen nicht gemäß Allahs folgendem Gebot: „Stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben!“2
Meine verehrten jungen Geschwister!
Verlangen sie nicht nach vergänglichen, einfachen und negativen Genüssen, die verheerende Folgen nach sich ziehen, indem sie schädliche Substanzen einnehmen. Verlangen sie stattdessen nach dem überwältigenden Glück, Bittgebete von Personen für sie anzuregen, indem sie die Sorgen anderer teilen. Denken sie nicht, dass sie einsam, herrenlos und verlassen seien. Vergessen sie nicht, dass wir einen Schöpfer haben, der uns näher ist als unsere Halsschlagader.3 Kanalisieren sie ihre jugendliche Energie in zivilgesellschaftliche Organisationen, die einen Mehrwert für die Menschheit beisteuern. Unser Prophet (s) möge ihr Vorbild und Wegweiser sein, der in seinen jungen Jahren Mitglied der Gesellschaft von Tugendhaften (Hilfu´l-Fudul) in Mekka geworden war und sich gegen Tyrannen und für Benachteiligte einsetzte. Seien sie nicht Abhängige von schlechten Gewohnheiten; sondern seien sie Abhängige von Güte, Liebe, Toleranz und Barmherzigkeit.
Verehrte Gläubige!
Die Überwindung von Abhängigkeit und Sucht ist vorrangig dadurch möglich, sich bewusst zu werden, dass es eine Krankheit ist. Die Errettung von diesem Leid ist von einem festen Willen abhängig. Lassen sie uns nicht vergessen, dass keine Abhängigkeit, keine Sucht und keine schlechte Gewohnheit stärker sein können als der Wille des Menschen.
Möge der erhabene Allah uns und unsere Jugendlichen vor bösen Gewohnheiten bewahren. Möge der erhabene Allah jedem, der Abhängigkeiten und Sucht überwinden möchte, Macht und Kraft hierzu gewähren.
Die Predigtkommission
1 Koran, at-Tauba, 9/11 9.
2 Koran, al-Baqara, 2/195.
3 Koran, Qaf, 50/16.
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