Verehrte Gläubige!
Während unser Prophet (s) eines Tages mit seinen Gefährten sprach, zeichnete er ein Quadrat auf den Boden. Danach zeichnete er eine Linie, die aus ihrer Mitte hinausreichte, und zeichnete an diese anschließende weitere Linien. Darauf wandte er sich seinen Gefährten zu. Diese verfolgten ihn mit neugierigen Blicken. Sodann erklärte er ihnen, was diese zu bedeuten haben. Er sagte: “Diese in der Mitte dieses Quadrats befindliche Linie verdeutlicht den Menschen. Die kleinen Linien daneben hingegen sind die Heimsuchungen, die dem Menschen widerfahren. Wenn eine davon den Menschen nicht trifft, so tut es eine andere. Die umrandenden Rahmenlinien des Quadrats verdeutlichen seinen Tod. Die Linien außerhalb des Quadrats sind die Hoffnungen und Zukunftserwartungen des Menschen.”1
Verehrte Gläubige!
Mit einem prägnanten Vergleich erklärte uns der Gesandte Allahs (s) unser Leben, unsere Begierden und Leidenschaften zum Leben sowie unseren Tod, der all diese Dinge plötzlich beendet.
Ja, so wie die Blätter eines Kalenders verringern sich unsere Tage von Tag zu Tag. Wir leben ohne zu wissen, an welchem Kalenderblatt unser Leben enden wird. Wir wissen, dass wir sterblich sind; Jedoch rennen wir unsterblichen Begierden hinterher. Wir verbringen sogar ein unwohles Leben voller Konflikte, Verbitterung, Sorgen und Kummer. Wir vergeuden diese uns nur einmalig geschenkte Möglichkeit für solche Dinge, obwohl die in den Gräbern befindlichen Personen dafür Reue empfinden.
Schauen sie bitte, wie unsere Situation im edlen Koran erklärt wird: “Erst wenn der Tod einem von ihnen naht, wird er sagen: „Mein Herr, sende mich zurück, auf dass ich Gutes tue, was ich unterließ.“ – „Keineswegs!“ Dies ist das Wort, das er spricht. Und hinter ihnen ist ein Hindernis bis zum Tag, an dem sie auferweckt werden.”2
Werte Gläubige!
Das Leben ist wie ein einem Buch mit leeren Seiten. Der Mensch füllt kontinuierlich dieses Buch mit seinen Absichten, Taten und seinen Unterlassungen, die er hätte machen sollen. Niemand weiß, wieviele Seiten es erhalten hat und alles wird in diesem Buch aufgeschrieben, ohne dass dem Buch nichts verborgen bleibt.
Sind folgende Dinge nicht die Katastrophe für unser Lebenskapital: die Beschäftigung mit dummem Zeug, das Nachgehen hinter unnützlichem Wissen, der Zeitvertreib in Sorglosigkeit und die Beschäftigung mit Dingen, die weder für unser Diesseits noch für unser Jenseits einen Nutzen bringen - obwohl wir noch erhabenere Aufgaben haben? Der Segen des Lebens ist in den rechtschaffenen Werken, die ohne Scheinheiligkeit durchgeführt werden. Wenn wir am Jüngsten Tag Rechenschaft vor dem erhabenen Allah ablegen, sind wir selbst die Hauptdarsteller unseres Lebenswerkes. An jenem Tag sind wir die Gefangenen unserer Taten. An jenem Tag gibt es weder schreiben noch tilgen im Buch der Taten. Reue oder auch Freude, Paradies oder auch Hölle werden alle uns als Folgen unserer Entscheidungen auf dieser Welt begegnen.
Verehrte Gläubige!
Jeder Atemzug von uns und jeder Tag, an dem wir aufwachen, ist eine neue Gelegenheit, die uns der erhabene Allah schenkt. Auf alle Dinge schaut der Gläubige mit einem beherzigenden und lehrreichen Blick. Auch das neue Jahr sieht er als eine Gabe, Gelegenheit und Möglichkeit, ein noch besserer Diener Allahs sein zu können.
Lassen sie uns aus diesem Anlass nicht vergessen, dass das neue Jahr eine Gelegenheit für uns ist für die reumütige Vergebungsbitte, wenn wir gesündigt haben; für die Berichtigung von Fehlern, wenn wir Fehler begangen haben; sowie um unsere rechtschaffenen Taten zu mehren, wenn es wenige sind. Das vergangene Jahr hingegen sollten wir als Ratschlag an uns gut verwerten und überlegen; worüber wir uns in Rechenschaft ziehen sollten; aus welcher unserer bereuten Dinge wir Lehren ziehen sollten, damit wir unsere guten Taten mehren können.
Lassen sie unsere Freitagspredigt mit der Einladung an alle beenden, der Botschaft der Sura al-Asr zuzuhören: “Bei dem Nachmittag! Der Mensch ist wahrlich verloren, außer denen, welche glauben und das Rechte tun und einander zur Wahrheit mahnen und zur Geduld.”3
Die DITIB-Predigtkommission
1 Al-Bukhari, Riqaq, 4.
2 Koran, al-Mu‘minun, 23/99-100.
3 Koran, `Asr, 103/1-3.
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