Botschaft zur Geburt des Propheten (Mawlid Kandili)

Die Nacht vom Dienstag, dem 22. Dezember, auf Mittwoch werden wir nach dem islamischen Mondkalender die Geburt unseres Propheten, des letzten Gesandten unseres erhabenen Herren Allahs begehen, den Er als Barmherzigkeit für alle Welten gesandt hat. Vorab wünsche ich, dass sich diese gesegnete Nacht zu einem geistigen Licht für die ganze Menschheit entwickeln möge; und unserem Land, unserer Gemeinschaft, unserer Region und der ganzen Menschheit Wohlergehen und Segen bringen möge.

Im gnadenreichen Koran wird ausgedrückt: „Zu euch ist nunmehr ein Gesandter aus euren eigenen Reihen gekommen, den es bedrückt, wenn ihr in Bedrängnis geratet. Er ist eifrig um euch bestrebt, zu den Gläubigen gnadenvoll und barmherzig.“ (at-Tauba, 9/128) So wie seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit seine Gefährten (Sahaba) umfasste, mit denen er zusammen gelebt hatte, erstreckten sie sich auch auf seine zukünftige Gemeinschaft. Seine Aussprüche sind erinnernde Leitsätze, die jemandem sein eigenes Wesen selbst bekannt machen, die mit sich selbst Frieden schließen lassen, die ihn mit der Umwelt vereinheitlichen und die sich seinem Herren zuwenden lassen.  Sein Leben ist für uns das Vorbild für Mitleid, Gewissen, Vergebung, Geduld, Toleranz und Barmherzigkeit.

Die Barmherzigkeit, die er uns gelehrt hat, ist das System von Empfindungen, Gedanken, Haltungen und Handlungen, das das zum Verlöschen zu Neige gehende Feuer der Öllampe der Menschheit  wieder anfacht und uns wieder zu unserer Menschheit zurückruft. Soziale Fehlentwicklungen wie ständig steigender Konsum, Egoismus und unterwiesene Gewalt führen dazu, dass die  Menschen zur Glücklosigkeit verdammt werden.  Diese entfalten sich anstatt der Grunddynamiken der Gesellschaftssolidarität und lassen sogar Werte des Menschen in Vergessenheit geraten wie Uneigennützigkeit und dem Anderen den Vorzug zu gewähren, die eine Wiederspiegelung der inneren Schönheit des Menschen und eine der konkretesten Erscheinungen der Barmherzigkeitsempfindungen sind. Im Gegensatz dazu ist die gesellschaftliche Struktur nicht eine Vitrine, in der die Prinzipien und Normen regelrecht seelenlos und spiritualitätslos praktiziert werden und die ethischen Werte allein angebunden an Sanktionen dargeboten werden. Im Gegensatz ist die Gesellschaft genau der Ort, wo die Empfindungen der Liebe und gegenseitiger Zuneigung  in Erscheinung der Barmherzigkeit und des Respekts sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen wiederspiegeln.

Die Betonung der Barmherzigkeit in der Botschaft unseres geliebten Propheten bedarf einer erneuten Lesung und eines erneuten Nachdenkens. Eine erneute Präsentation dessen als Salbe für die seitens der Gewalt geöffneten Wunden ist erforderlich. Der als die letzte Hoffnung der Menschheit seitens des „Barmherzigsten aller Barmherzigen“ gesandte Prophet wurde damit beauftragt, eine Gesellschaft zu formieren, die sich beim gegenseitigen Lieben, bei der gegenseitigen Barmherzigkeit und Fürsorglichkeit so zu einer Einheit wird, dass sie „sich wie die Organe eines Körpers“ fühlen. Folglich sollten die Methoden, die Prinzipien, die angenommenen Haltungen und gefällten Entscheidungen des Propheten, des Botschafters der Barmherzigkeit, mit dem Menschen der modernen Zeiten zueinander finden. Die dabei verwendeten Methoden und Prinzipien mit denen er die Gesellschaft der Unwissenden mit Mitleid, Mildherzigkeit und Gerechtigkeit bekannt machte, kurzum seine Bemühungen für das Vermitteln der Barmherzigkeit sollten wiederentdeckt werden.

Zum Anlass der Jahreswende der Ankunft unseres Propheten Muhammed (s) auf die Welt, der als Barmherzigkeit für die Welten gesandt wurde, sollte betont werden, dass wir an diesen gesegneten und segensreichen Tagen in uns kehren, uns selbst zur Rechenschaft ziehen und ohne sich der Selbstkritik zu entziehen uns selbst unsere Aufgaben und Verantwortungen gegenüber der Menschheit erinnern sollten. Des Weiteren aus der Geschichte Lehren ziehen und unsere Bemühungen als der Inbegriff für das Gute, Rechte und Schöne  sein zu wollen erneuern sollten, die Anstoß für Wohlergehen und Frieden sein wird.

In diesem Sinne gratuliere ich zu Ihrer gesegneten Nacht der Geburt (Mawlid Kandili) unseres Propheten. Allen voran wünsche ich, dass unser Land, die islamische Welt und die ganze Menschheit Anteil an der mit Barmherzigkeit gefüllten Botschaft des Propheten der Barmherzigkeit sowie seinem erhabenen Vorbildcharakter erhält. Möge diese Nacht Anlass für die Überwindung der Not sein, in die die Menschheit verfallen ist; die Beziehungen der Geschwisterlichkeit stärken und neue Türen der Barmherzigkeit öffnen.

 

Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu
DİTİB Bundesvorsitzender

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