Meine werten Geschwister!
Eines Tages kam ein Gefährte zu unserem Propheten (s) und sagte: “O Gesandter Allahs, kannst du mir etwas, woran ich mich fest anklammere, empfehlen?” Daraufhin empfahl unser geliebter Prophet: “Sage: Mein Gott ist Allah; und sei dann aufrichtig.” Derselbe Gefährte fragte den Propheten: “Was ist das, wovor du dich bezüglich meiner Person am meisten fürchtest?” Daraufhin zeigte der Prophet mit seiner Hand auf die eigene Zunge und sagte: “Also diese Zunge von dir!1
Meine werten Geschwister!
Die Art und Weise des Sprechens widerspiegelt die Persönlichkeit des Menschen. Gefühle im Herzen, Gedanken im Kopf, Wünsche und Forderungen werden durch das Sprechen geäußert. Der Mensch verschafft sich gemäß seines Sprechens Geltung. Oder er begegnet Verwunderung aufgrund seines Sprechens. Allen voran macht die Fähigkeit des Sprechens schließlich den Unterschied zwischen Mensch und anderen Geschöpfen aus. Es gibt süße Worte, die Schlangen aus der Lauer locken. Worte gibt es, die unbarmherzig sind. Sie hinterlassen tiefe Wunden im Herzen. Sie zetteln Konflikte zwischen Menschen an und erfüllen Menschen mit Hass.
Schönes Sprechen erfordert zu wissen, was und wo, sowie wann und wie anzusprechen ist. Schließlich sagte unser Prophet: “Wer an Allah und den jüngsten Tag glaubt, soll entweder schön sprechen oder schweigen.”2 Es wird überliefert, dass er häufig wie folgt betete: “O Allah! Ich nehme Zuflucht vor dem Bösen was meine Zunge anrichtet.”3
In unserem erhabenen Buch wird zu schönen und gepflegten Worten folgendes gesagt: “Siehst du nicht, wie Allah ein Gleichnis prägte: Ein gutes Wort ist gleich einem guten Baum, dessen Wurzel fest ist und dessen Zweige in den Himmel reichen und der seine Frucht zu jeder Zeit gibt mit seines Herrn Erlaubnis. Und Allah macht die Gleichnisse für die Menschen, damit sie sich ermahnen lassen.”4
In der Fortführung des Verses wird zu schlechten und unangenehmen Worten folgendes Beispiel angeführt: “Und das Gleichnis eines schlechten Wortes ist ein schlechter Baum, der aus der Erde entwurzelt ist und keine Festigkeit hat.”5
Unser geliebter Prophet (s) ist stets unser bestes Vorbild zu allen Themen. Er war auch beim Sprechen stets liebevoll, fürsorglich, barmherzig und lächelnd. Er hat nicht ständig selbst geredet. Er bot auch für andere die Möglichkeit, zu sprechen. Diese Art des Sprechens von ihm wird in einem edlen Vers wie folgt gelobt: “Durch Barmherzigkeit von Allah warst du mild zu ihnen; wärest du aber rau und harten Herzens gewesen, so wären sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen. Darum vergib ihnen und bete für sie um Verzeihung und ziehe sie zu Rate in der Sache; und wenn du dich entschlossen hast, dann vertrau auf Allah; Allah liebt die auf ihn Vertrauenden.”6
Folglich sollten wir als Muslime gemäß der Definition von Muslimen handeln: „Der Muslim ist derjenige, vor dessen Hand und Zunge sich die Menschen sicher sind.“7 Daher sollten wir bei unserer Ausdrucksweise darauf achten, die Menschen nicht zu kränken. Wir sollten damit auch keinen Widerwillen hervorrufen. Unsere Worte sollten Weisheit beinhalten. Sie sollten lehrreich sein. Unsere Worte sollten die Würde und Ehre des Menschen achten und erhöhen. Wir sollten uns davor hüten, übel nachzureden, Gerüchte zu verbreiten. Hüten sie sich, böse Gedanken zu hegen. Und hüten sie sich, abscheuliche Worte zu verwenden. Schließlich würden wir dadurch unseren Wert bei Allah verlieren. Dadurch würden wir auch unseren Wert bei den Menschen verlieren. Wir dürfen die Redewendung unserer Vorfahren nicht vergessen: „Die Wunde eines Messers verheilt. Die Wunde des Herzens verheilt dagegen nicht.“
Ich beende meine Freitagspredigt mit den lehrreichen Worten von Yunus Emre. Darin wird die Macht von Worten prägnant zum Ausdruck gebracht:
Worte gibt es, die beenden Kriege
Worte gibt es, die lassen Köpfe rollen
Worte gibt es, die vergiftete Speis
Mit einem Worte verwandeln zu Honig und Butter
Die DITIB-Predigtkommission
1 at-Tirmidhi, Zühd, 60
2 Bukhari, Adab, 31
3 Abu Davud, “Witr”, 32; at-Tirmidhi “Daawât”, 74
4 Koran, Ibrahim, 14/24-25
5 Koran, Ibrahim, 14/26
6 Koran, Al-i Imran, 3/159
7 at-Tirmidhi, Iman, 8