Meine werten Geschwister!
Noch vor ein paar Monaten wähnten wir noch das Problem so fern von uns und anderen zugehörig. Nun erleben wir jedoch folgendes: Dieses Problem dringt in unsere Stadtteile und Häuser ein. Die Menschheit steht einer schweren Prüfung gegenüber. Um diese Prüfung erfolgreich zu absolvieren, bemühen sich alle. Sowohl Wissenschaftler als auch öffentliche Autoritäten bemühen sich, um ihrer Aufgabe und Verantwortung gerecht zu werden. Möge der erhabene Allah unsere Bemühungen nicht ins Leere laufen lassen. Möge Allah der Menschheit in kürzester Zeit Gesundheit und Wohl schenken. In dieser schwierigen Zeit haben wir alle wichtige Aufgaben und Verantwortungen. Aufgrund der Pandemie walten Angst und Zweifel. In dieser Zeit sind wir verpflichtet, die Werte der Menschheit hochzuhalten. Wir sind verpflichtet, keine einzige Schicht der Gesellschaft zu vernachlässigen.
In dieser Zeit sollten wir uns die Existenz und das Andenken unserer Älteren und Senioren am meisten zu vergegenwärtigen. Hierzu möchte ich ihnen ein Ereignis aus der glückseligen Zeit unseres Propheten mitteilen: Eine alte Person war zu unserem geliebten Propheten (s) gekommen. Er wollte den Propheten besuchen. Die alte Person beabsichtigte, dem Propheten zuzuhören. Er wollte dem Propheten vielleicht Fragen stellen. Er wollte genießen, hinter dem Propheten zu beten. Jedoch gab es eine Menschenmenge um den geliebten Propheten. Begeisterte Menschen hatten sich um ihn gereiht. Sie waren fasziniert von seinem wohltuenden Gesicht und von seinen wohltuenden Worten. Nur schwer konnte der alte Mann einen Platz finden. Sitzende bewegten sich kaum. Sie wollten ihm keinen Sitzplatz machen. Unser Prophet bemerkte diese Situation. Der Prophet gab sich nicht zufrieden: Schließlich konnte sich ein alter Mann nicht hinsetzen. Der Prophet konnte die Kränkung des alten Mannes nicht hinnehmen. Daraufhin rief der Prophet in die Menschenmenge: „Wer sich unseren Jüngeren nicht erbarmt und wer unsere Älteren nicht respektiert, ist nicht von uns!“1
Werte Gläubige!
Wenn Allah die entsprechende Lebenszeit gewährt, erlebt jeder Mensch folgende Lebensperioden: Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und das Seniorenalter gegen Ende des Lebens. Menschen mit fortgeschrittenem Alter nennen wir Senioren. Senior zu sein bedeutet, erfahren, weise und tugendhaft zu sein. Ihr Rat und ihre Meinung werden in der Gesellschaft geachtet. Daher sind Senioren auch nützlich für andere Personen. Daher dienen Senioren als Vorbilder. So kam beispielsweise ein Mann zu unserem geliebten Propheten und stellte die folgende Frage: „O Gesandter Allahs! Wer ist der beste von den Menschen?“ Der Prophet antwortete ihm wie folgt: „Derjenige, der ein langes Leben hatte und gute Taten darin vollbracht hat.”2
Die islamische Religion erachtet jeden Menschen – ob jung oder alt – als respektwürdig. Alte Menschen zu respektieren, hat jedoch im Islam eine besondere Bedeutung. Folgende Handlungen gehören zu unseren menschlichen Pflichten: Unsere Senioren zu respektieren; Uns um sie zu kümmern; Ihre wohlgesonnenen Bittgebete für uns anzuregen; Ihnen in allen Bereichen des Lebens einen Vorrang zu geben. Auf dem Esstisch; Im Gespräch; Auf Reisen; Beim Einkaufen auf dem Markt; In Einkaufszentren und überall den Senioren den Vorrang zu geben, gehört zu unseren menschlichen Pflichten. Unser Prophet (s) lädt zum Respekt und zur Wertschätzung von Älteren ein. Daher sagte der Prophet folgendes: “Der erhabene Allah wird demjenigen Jugendlichen, der einen Alten aufgrund seines Alters respektiert, einen Jugendlichen in seinem eigenen Alter gewähren.”3
Meine Geschwister!
Die Jugendlichen von heute sind die Senioren von morgen, wenn Allah ihnen ein langes Leben schenkt. Allah hat diese Wahrheit im edlen Koran wie folgt zum Ausdruck gebracht: “Allah ist es, der euch in Schwäche erschaffen hat¸ danach gab er euch nach der Schwäche Kraft; dann gab er euch nach der Stärke Schwäche und greises Haar. Er erschafft, was er will, denn er ist der Wissende, der Mächtige.”4
Sich um Senioren zu sorgen, sie wertzuschätzen, sowie ihre Herzen zu gewinnen und ihre Bittgebete anzuregen, ist eine wichtige menschliche Schuld gegenüber ihnen. Folgende Handlungen sind religiöse Pflichten: Ihnen gegenüber respektvoll und höflich zu sprechen; Sowie ihnen gegenüber barmherzig und demütig zu sein. Sie sind die bewährten Lehrer der Schule unseres Erdenlebens. Lassen sie uns nicht vergessen: Unsere Zukunft wird sich gemäß ihrer wohlgesonnenen Bittgebete für uns und gemäß ihren Erfahrungen formieren.
Lassen sie uns unseren Senioren vertrauen - allen voran unseren Müttern und Vätern. Lassen sie uns Situationen nicht meiden, zusammen mit ihnen zu sein. Lassen sie uns alles machen, um ihr Leben zu vereinfachen. Lassen sie uns alles machen, um von ihren Erfahrungen zu profitieren. Lassen sie uns alles versuchen, um unsere Verantwortungen gegenüber ihnen zu erfüllen.
Lassen sie uns besonders in diesen schwierigen Zeiten folgendes machen: Lassen sie uns sowohl individuell als auch als zivilgesellschaftliche Organisationen Senioren unterstützen. Lassen sie uns den Senioren unsere Liebe und Aufmerksamkeit zukommen. Lassen sie uns die Senioren - besonders in Zeiten der Pandemie – vor deren negativen Auswirkungen schützen. Lassen sie uns bemühen, dass sich die Senioren sowohl jetzt als auch in Zukunft nicht allein fühlen. Ich beende meine Predigt mit einem Bittgebet. Darin werden unsere Aufgaben, Verantwortungen und Sensibilitäten gegenüber unseren Älteren und Senioren deutlich: Mein Herr, erbarme dich ihnen beiden nun, beschütze und bewahre sie so wie sie uns fürsorglich und barmherzig aufzogen haben als wir klein waren.5 Amin
Die DITIB-Predigtkommission
1 at-Tirmidhi, Birr wa Sila, 15.
2 at-Tirmidhi, Zuhd, 21.
3 at-Tirmidhi, Birr, 75.
4 Koran, ar-Rum, 30/54.
5 Koran, al-Isra, 17/24.