Verehrte Gläubige!
Wir sind betrübt darüber, dass wir die letzten Tage des Monats Ramadan erreicht haben. Der Monat Ramadan ist, die Zeit der Barmherzigkeit, Vergebung und Begnadigung, in der wir den Gipfel der individuellen und gesellschaftlichen Sensibilität erreichen. Am Anfang näherte sich der Ramadan langsam. Dann war er plötzlich da. Auf einmal hatten wir bereits die Hälfte des Ramadans hinter uns gebracht. Und nun verabschieden wir uns schon wieder. Wie jedes Jahr, war uns der Ramadan in diesem Jahr auch herzlich willkommen. Hoffentlich war es auch aus Sicht des Ramadans angenehm bei uns. Hoffentlich toleriert der Ramadan unsere Fehler und ist zufrieden mit uns ist.
Werte Geschwister!
Der Monat Ramadan ist so freigiebig, dass er sich nicht von uns trennt ohne uns ein Geschenk zu hinterlassen. Wir trösten uns mit diesem Geschenk und wünschen uns jetzt schon sehnsüchtig den nächsten Ramadan herbei. Das Geschenk, das der Ramadan uns übergibt, ist eine Nacht, die wertvoller ist als tausend Nächte. Diese Nacht ist die Nacht der Bestimmung, in der der edle Koran herabgesandt wurde.
Diese Kontaktaufnahme Allahs mit dem Menschen, Seine Wegweisung und Seine Mitteilung des Guten und des Bösen sind herausragende Ereignisse. Obwohl der erhabene Allah Grundlegendes in die menschliche Natur gelegt hat, übernahm Allah selbst die Wegweisung. Allah hat eine prächtige Botschaft herabgesandt damit scharfsinnige Menschen daraus Lehren ziehen. Durch die Offenbarung der Botschaft hat uns Allah einmal mehr seine Gnade und Barmherzigkeit erwiesen.
Werte Gläubige!
Heute Abend werden wir gemeinsam die Nacht der Bestimmung (Laylatu’l-Qadr) begehen. In dieser Nacht der Bestimmung begann die Herabsendung der letzten göttlichen Offenbarung, die dem Wohl, dem Frieden und dem Glück der Menschheit dient. In der Nacht der Bestimmung werden Millionen von Herzen zu einem einzigen Herzen vereint und im selben Rhythmus schlagen. Millionen von Händen werden Richtung Himmel gehoben. Dabei wird nicht nur für Muslime, sondern für das Wohl, für den Wohlstand und für den Frieden aller Menschen in der ganzen Welt gebetet. Es werden dem erhabenen Allah Bittgebete vorgetragen wobei Köpfe herabgesenkt, Herzen betrübt, Stimmen zittrig und Augen voller Tränen sein werden.
Meine verehrten Geschwister!
Allah ist der Freigiebige (Karim). Für Allahs Freigiebigkeit gibt es keine Grenzen. Im Koran wird zum Segen dieser Nacht, in der die Herabsendung des Korans begann, zum Ausdruck gebracht, dass diese Nacht besser als tausend Monate ist. Das ist ein beachtliches Beispiel für die Gnade und Freigiebigkeit Allahs gegenüber seinen Dienern.1
Tausend Monate entsprechen ungefähr einer Zeitspanne von dreiundachtzig Jahren. Das zeigt uns, dass die Nacht der Bestimmung besser als ein ganzes Leben ist. Manchmal gibt es Lebenszeiten, die wie ein einziger Tag vergehen. Dieses Leben ist einfach, niederträchtig und wird vergessen werden. Es gibt aber auch solche Tage und Nächte, die sind so wertvoll wie ein ganzes Leben und werden unvergesslich sein. Diesbezüglich lautet die Kernaussage: Eine Nacht, in der der Koran vorhanden ist, ist wertvoll und ein Leben, in dem kein Koran ist, ist einfältig und unedel.
Geehrte Geschwister!
Der Koran ist Lebenswegweiser, Quelle des Lebens und grundlegendes Lehrbuch für Muslime. Immer wenn wir uns den im Koran beschriebenen Charakter angeeignet haben und immer wenn wir unser Leben innerhalb seines Horizontes geführt haben, haben wir vorbildhafte Projekte verwirklicht. Immer wenn wir uns vom Koran entfernt haben, entfremdeten wir gegenüber allem. Bei jeder Entfremdung rutschen wir aus und begehen Fehler. Fehler, die von Muslimen gemacht wurden, werden wie Fehler des Islams und des Korans gewertet, was dazu führt, dass zwischen dem Islam und den Menschen eine dicke Mauer errichtet wird. Es geriet in Vergessenheit, dass der Islam die Religion der Liebe und des Friedens ist. Doch der Weg, zu dem uns der erhabene Allah auffordert und den Er als “mein rechter Weg” beschreibt, beinhaltet die Liebe zu den Geschöpfen aufgrund der Liebe zum Schöpfer und führt zum Paradies. Auf diesem Weg sollten wir uns bemühen, der ganzen Menschheit eine Atmosphäre des Friedens, der Gerechtigkeit und Toleranz zu bieten – ohne nach Sprache, Religion, Ethnie und Geschlecht zu trennen. Auf diesem Weg sollte eine Sensibilität gegenüber Menschen, Umwelt und Natur vorhanden sein. Das sollte sowohl das Abwenden von Bösem und von Unanständigkeit, sowie den Respekt gegenüber dem Leben und den Lebewesen beinhalten. Genauso ist Hilfe für Bedürftige und Vereinsamte, sowie deren Entlastung vorgesehen.
Ihre Sadaqatu´l-Fitr und Zakat aus dem Ramadan im letzen Jahr wurden, Allah sei Dank, geradezu zu einer lebenspendenden Hilfe und zur Hoffnung für zahllose Bedürftige, Mittellose und Waisen, sowie für die Ausbildung von vielen Studierenden, die die Garantie unserer Zukunft sind.
Aus diesem Anlass möchte ich noch einmal daran erinnern, dass sie ihre Zakat und Sadaqatu’l-Fitr gegen Quittung an die Religionsbeauftragten in den DITIB-Moscheen abgeben können. Ich wünsche vom erhabenen Allah, dass die ganze Menschheit optimal vom Segen dieser Nacht als Nacht der Geborgenheit und des Wohls schöpfen möge.
Die DITIB Predigtkommission
1 Koran, al-Qadr, 97/1-5