Werte Gläubige!
Kommen sie und lassen sie uns heute in eine Zeit vor Jahrhunderten zurückgehen: In die Zeit der glücklichen Zeit unseres geliebten Propheten. Es war wieder ein solcher Monat März wie jetzt. Und es war ein Freitag wie heute. Die Gläubigen hatten gemeinsam mit dem Gesandten (s) des erhabenen Allahs das Tal des Berges Arafats gefüllt. Sie erlebten die Begeisterung, aufgrund der Pilgerfahrt dort zu sein. Unser geliebter Prophet führte seine erste und letzte Pilgerfahrt durch. Er hielt auf dem Rücken seines Kamels, mit dem Namen Qaswa, seine Reden. Mehr als 124.000 Gefährten, die an ihn glaubten, hörten seiner Predigt zu. Er redete als ob er sein Vermächtnis mitteilte. Bevor er schließlich ungefähr 3 Monate danach vom Tode ereilt wurde, sagte er dort: “O Menschen! Ich weiß nicht, nach dem heutigen Tag werden wir uns vielleicht nicht nochmal treffen. Der Segen Allahs möge auf diejenigen sein, die meine Worte hören und sie gut erfassen.”1 Meine Geschwister! Lassen sie uns auch aufmerksam zuhören, damit sein Segenswunsch auch uns umfasst.
Werte Muslime!
An diesem Tag hatte unser geliebter Prophet die universalen Werte des Islams verkündet. Der Prophet verkündete die Botschaften des Islams an die ganze Menschheit. Heutzutage ist die Menschheit so sehr auf diese Botschaften vor 14 Jahrhunderten angewiesen. In den Wehklagen von unterdrückten Menschen ist dieser Bedarf an jedem Tag noch tiefer zu fühlen. Der Prophet übermittelte zehntausenden Gläubigen die folgenden Botschaften: “Wisset, dass diese eure Stadt Mekka und wie dieser Tag heilig sind, auch ebenso euer Vermögen und euer Leben heilig und unantastbar sind. Ihr dürft das von Allah als heilig und unantastbar erklärte Leben anderer nicht zu Unrecht nehmen.”2 Heutzutage sterben hunderte unschuldige Kinder, Frauen, Männer, Jugendliche und Senioren. Würde dieses möglich sein, wenn diese Botschaften vom Propheten den heutigen Tag erreicht hätten? Würde dann die Menschheit sterben wie im diesen hunderten Sterbefällen?
Könnte der zeitgenössische Mensch des 21. Jahrhunderts so reagieren, wenn er folgendes gehört hätte: “O Menschen! Wisset: Euer Herr ist einer. Euer Urvater ist auch einer. Alle Menschen sind von Adam. Adam ist aus Erde geschaffen. Ein Araber hat keinen Vorzug gegenüber einem Nichtaraber. Ein Weißhäutiger hat keinen Vorzug gegenüber einem Schwarzhäutigen.”3 Könnte der Mensch Grenzen und Trennungslinien auf den Landkarten, im Verstand und in die Herzen, die Allah nicht gezogen hat, markieren? Könnte der Mensch folgendes sagen und somit die Menschheit in tausende Teile spalten und gegeneinander Krieg führen: “Du gehörst folgender Religion oder Ethnie an. Du hast folgende Hautfarbe; Du bist aus folgendem Land.” Könnte der Mensch andere Menschen als Fremde ansehen, sein Leben und Vermögen angreifen – so wie wir es in dieser Gesellschaft bezeugen?
Verehrte Muslime!
Die Situation der Menschheit und die Ausweglosigkeit der Unterdrückten erinnern uns an die Zeit des Propheten. Es sind ähnliche Zustände genau wie im Jahr des Trübsals (Huzn). In diesem Jahr des Trübsals erlebte der Prophet mehrere Heimsuchungen. Die Ausweglosigkeit hatte den Propheten umzingelt. Genau dann schenkte ihm der erhabene Allah die Gabe der Himmelfahrt. Heutzutage sucht auch die Menschheit nach Auswegen aus der globalen Bedrängnis und den Krisen wie Terror, Krieg und Epidemien. Wir sind der festen Überzeugung: Der Ausweg daraus ist durch Hinwendung an die göttliche Botschaft möglich. Die Einsamkeit, Sorgen und Nöte der Menschen können lediglich mit der Hinwendung zu Allah gelöst werden. Wir sind der festen Überzeugung: Wir finden Ruhe wenn wir uns an Allahs Gebote und Verbote halten. Schließlich beinhalten diese das Gleichgewicht zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.
Genau wenn die Menschen verzweifeln, zeigt ihnen Allah in dem Moment folgendes: Auch in der schwierigsten Zeit dürfen die Menschen ihre Hoffnung auf Allah nicht verlieren. Schließlich ist Allah Derjenige, Der alles sieht und weiß. Allah erinnert uns an folgendes: Mit jeder Schwierigkeit gibt es Erleichterungen. Dieses zeigt uns: Die Barmherzigkeit Allahs umfasst uns Diener ganzheitlich. Die Himmelfahrt ist das Zeichen unseres Propheten in Form einer Reise. Die Himmelfahrt zeigt uns seine Nähe zu Allah. Das wichtigste Zeichen unserer Nähe zu Allah ist das tägliche fünfmalige Pflichtgebet und die Niederwerfung als Essenz unserer Dienerschaft. Schließlich sagte der Gesandte Allahs: “Der nächste Augenblick des Dieners zu Allah, seinem Schöpfer, ist der Moment der Niederwerfung. Vermehrt daher das Bittgebet in der Niederwerfung.”4 Unser Prophet forderte einen Gefährten auf, einen Wunsch zu äußern. Schließlich hatte dieser Gefährte unserem Propheten gedient. Der Gefährte sagte: “Ich wünsche zusammen mit dir im Paradies zu sein, o Gesandter Allahs!” Daraufhin sagte der Prophet: “Dann hilf mir indem du reichliche Niederwerfungen machst.”5 Aus diesen Hadisen ist folgendes zu entnehmen: Die Annäherung an Allah, die Erlangung des Wohlwollens von Allah sowie die Nachbarschaft des Propheten im Paradies erfordern die Durchführung von den fünf Pflichtgebeten sowie die Vermehrung der Niederwerfungen.
Geehrte Geschwister!
Lassen sie uns den morgigen Abend als Zeit der Erleuchtung und als Gelegenheit der Nacht der Himmelfahrt nutzen. Lassen sie uns unsere Niederwerfungen vermehren. Unsere mit Sünden beschmutzten Herzen sollten wir mit Reumütigkeit und mit den Vergebungsbitten reinigen. Lassen sie uns wissen: Wenn wir in Einheit und Eintracht sind und Solidarität üben, können wir auf die Hilfe Allahs zählen. Dann können wir alle Schwierigkeiten überwinden. Wir werden in diesen Tagen unterschiedlich geprüft: Lassen sie uns daher insbesondere die Maßnahmen in Bezug auf die epidemische Krankheit einhalten. Lassen sie uns über die Ursachen dieser Prüfungen nachdenken. Lassen sie uns in diesen schwierigen Tagen nicht unterlassen, miteinander zu teilen und solidarisch zu sein. Lassen sie uns in dieser Nacht Bittgebete formulieren. Nehmen sie dafür Verse, die in der Nacht der Himmelfahrt geschenkt wurden: “Unser Herr, belange uns nicht für Vergesslichkeit oder Fehler! Unser Herr, lege uns nicht auf eine Last, wie Du sie den Früheren auferlegt hast! Unser Herr, lass uns nicht tragen, wozu unsere Kraft nicht ausreicht; und vergib uns und verzeihe uns und erbarme Dich unser! Du bist unser Beschützer. Und hilf uns [...]!6
O Allah, reinige unsere Herzen von unseren Sünden. Reinige unsere Umgebung von epidemischen Krankheiten. Bewahre uns davor, dass unsere Tage im Ramadan nicht ohne Gebetsstätten und nicht ohne Gemeinde sind. Wir brauchen Deine Vergebung, alles Gute von Dir und jegliche Genesung von Dir. Gib uns die Kraft und Geduld für die erforderlichen Maßnahmen. Gib uns die Besonnenheit, die Weisheit dieser Situation zu erkennen. Amin.
Die DITIB-Predigtkommission
1 al-Bukhari, Hadsch, 132; al-Muslim, Hadsch, 147.
2 al-Bukhari, Maghadi, 78.
3 Schuabu’l-Iman, 7/162, Hadis Nr: 4774.
4 al-Muslim, Salat, 215; an-Nasai, Daʿawat, 118.
5 al-Muslim, Salat, 226.
6 Koran, al-Baqara, 2/286.