Verehrte Muslime!
Der Mensch ist ein Wesen mit Verstand und als solches auch fähig zum Glauben. Trotzdem ist er aber in seiner Macht und in seinen Fähigkeiten beschränkt. Gleichzeitig lebt er in einer Welt, in der er unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse hat. Allah hingegen ist der Schöpfer. Seine Macht ist unendlich. Er ist überaus barmherzig und gütig. Dieses Unvermögen vor Ihm ist es, dass wir zum Ausdruck bringen, wenn wir Ihn anflehen und uns an Ihn wenden in unseren Bittgebeten. Wir gestehen damit ein, wie schwach wir eigentlich sind. Wir wenden uns in Liebe und Ehrfurcht an unseren Schöpfer, um Ihn zu bitten. Wir bitten um Seine Gnade und Seine Gaben; um Glückseligkeit auf Erden wie auch später im Jenseits. Gleichzeitig ist das Bittgebet für den Menschen aber auch ein Mittel, um Hilfe zu erflehen bei Allah. Hilfe angesichts seiner Sorgen, seiner Nöte und der vielen Heimsuchungen, die ihn prüfen. Mit Bittgebeten bittet der Mensch aber auch um Vergebung seiner Sünden und Fehler.
Verehrte Gläubige!
Jeder Mensch hat hin und wieder Sorgen, die er mit eigenen Kräften nicht bewältigen kann. In solchen Momenten verspürt er das Bedürfnis, bei Allah Zuflucht zu suchen, Ihn um Hilfe zu bitten. Er fleht in solchen Momenten Allah an mit seinen Bittgebeten. In nicht wenigen Stellen im Koran fordert Allah die Menschen auch hierzu auf: Ihn anzuflehen in Bittgebeten und einzugestehen, dass sie in Zeiten der Not an keine andere Tür klopfen können, denn Seine. So heißt es hierzu im Koran an einer Stelle: “(O Prophet!) Sprich: Wenn eure Bittgebete nicht wären, warum sollte euer Herr euch Wert beimessen?”1
Und auch unser Prophet (s) sagte: “Bittet Allah um Seine Gnade. Denn Allah mag es, wenn man Ihn um etwas bittet. Der vorzüglichste der Gottesdienste ist das Warten auf das Ende einer Plage (nachdem man darum gebetet hat).”2
Verehrte Muslime!
Das Bittgebet ist das “A” und “O” unserer Dienerschaft. Es ist das einzige Band zwischen dem Diener und seinem Herrn. Der innigste und wertvollste Moment im Leben eines Menschen ist der beim Bittgebet: Der Moment des Zwiegesprächs mit Allah. Unser erhabener Allah wertet solche Momente des Menschen auch als reine Zeichen seiner Dienerschaft: “Ruft euren Herrn an demütig und im Verborgenen. Sehet, Er mag nicht diejenigen, die das Maß überschreiten.”3 Wie all die anderen Dinge, erfahren wir auch die schönste Form des Bittgebetes wiederum von unserem Propheten (s). Er hatte in einer Situation wie folgt gebetet: “O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor dem Zwist, der Heuchelei und vor einem schlechten Charakter. O Allah! Ich suche Zuflucht bei Dir vor der Armut, vor Herabwürdigung und Unrecht.”4
Verehrte Gläubige!
Wir sollten nicht nur für uns selbst beten, sondern auch für andere. So beten wir z.B. im Ritualgebet für unsere Eltern und alle Gläubige, wenn wir hier das Rabbena-Gebet sprechen: “O unser Herr! Am Tage, da das Gericht abgehalten wird, vergebe mir, vergebe meinen Eltern und auch den Gläubigen.”5
Lassen sie uns auch folgendes nicht vergessen: Alle guten Werke und nützlichen Taten, die ein Glaubender in reiner und aufrichtiger Absicht verrichtet und alle Bemühungen, die er auf diesem Wege macht, gelten als sein Bittgebet.
So will ich die heutige Predigt an dieser Stelle beenden mit der ungefähren Bedeutung von Sure Baqara, Vers 186: “Wenn dich Meine Diener nach Mir fragen (so sage ihnen): Ich bin ihnen sehr nahe. Ich erhöre den Ruf des Rufenden, wenn er Mich ruft. So sollen sie Meiner Einladung folgen und an Mich glauben, auf, dass sie den rechten Weg finden.“6
Die Predigtkommission
(4) Ibn Madscha, Dua, 78; Abu Dawud, Salat, 367.
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