Verehrte Muslime!
Aus Sicht der sozialen Solidarität und Unterstützung bilden Nachbarn das nächste soziale Umfeld für den Menschen nach der eigenen Familie. Aus diesem Grund misst die islamische Religion den Nachbarrechten und – beziehungen eine große Bedeutung zu. Sowohl der Koran als auch die Hadithe betonen dieses Thema sorgfältig. Schließlich heißt es im edlen Koran: “Und dient Allah und setzt ihm nichts an die Seite; und seid gut gegen die Eltern, die Verwandten, die Waisen, die Armen, den Nachbar, sei er verwandt oder aus der Fremde, gegen den vertrauten Freund, den Sohn des Weges und unter eurem Geheiß Befindliche. Allah liebt den Hochmütigen, den Prahler nicht.”1
Meine werten Geschwister!
Neben dem Glauben und Gehorsam gegenüber Sich selbst, erlegte uns der erhabene Allah in diesem edlen Vers wichtige Verantwortungen bezüglich unserer Familie, unseren Verwandten, Nachbarn sowie der Gesellschaft, worin wir leben, auf. Unser Prophet (s) lenkte unsere Aufmerksamkeit auf Nachbarrechte, indem er auch in einem Hadis sagte: „Gabriel redete mir so viel zu den Rechten von Nachbarn ein, dass ich dachte, der Nachbar würde zum Erben des Nachbarn erklärt werden.“2
Verehrte Gläubige!
In einem seiner Hadise erklärte uns unser geliebter Prophet unsere Verantwortungen gegenüber unseren Nachbarn wie folgt: “Weißt du, was die Rechte des Nachbarn sind? Wenn er dich um Hilfe bittet, hilfst du ihm. Wenn er dich darum bittet, Geld zu leihen, leihst du es. Wenn er in Armut gerät, leihst du wieder Geld. Wenn er erkrankt, besuchst du ihn. Wenn er etwas Schönes erlangt, gratulierst du ihm. Wenn ihm ein Unglück widerfährt, wünschst du ihm Geduld. Wenn er stirbt, erweist du ihm die letzte Ehre. Um seinen Wind nicht abzuschneiden, erhöhst du dein Bau nicht ohne seine Erlaubnis. Wenn der Geruch der Speisen in deinem Topf ihn belästigt, servierst du ihm etwas von jenem Topf.”3
Werte Gläubige!
Zu meinem Bedauern ist festzustellen, dass die Menschen heutzutage besonders in den Großstädten den Nachbarschaftsbeziehungen die erforderliche Bedeutung nicht beimessen. Leider haben wir Nachbarn, die in denselben Mehrfamilienhäusern leben, einander jedoch nicht kennen; Leider ist die Anzahl unserer Nachbarn, die denselben Aufzug benutzen, jedoch einander nicht grüßen, so groß. Unser Prophet (s) erklärte, dass es mit unserem Glauben zusammenhängt, nicht gleichgültig gegenüber den Sorgen unserer Nachbarn zu sein. Er sagte hierzu:“Derjenige, der satt zu Bett geht, wobei sein Nachbar nebenan hungrig ist, ist kein wahrhaft Glaubender.”4
Werte Muslime!
Als Gläubige ist es ohne Zweifel unser größter Wunsch, ins Paradies einzutreten und Nachbar unseres Propheten (s) zu sein. Lassen sie uns nicht vergessen, dass der Weg, diesen Wunsch zu erfüllen, gemäß der oben genannten Hadise vorrangig dadurch möglich ist, im wahren Sinne gute Nachbarn für unsere Nachbarn zu sein. Kommen sie und lassen sie uns versuchen, gute nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen. Lassen sie uns davon nicht fernhalten, unsere Nachbarn zu besuchen und nach ihrem Wohlbefinden zu fragen. Lassen sie uns stets darum bemühen, dass wir das Wohlwollen und die Zufriedenheit unserer Nachbarn ernten. Lassen sie uns davon fernhalten, Handlungen darzulegen, die die Ehre und Würde, das Ansehen und die Selbstachtung unserer Nachbarn verletzen. Lassen sie uns nie aus dem Sinn verlieren, dass unsere Handlungen gegenüber unseren Nachbarn uns zum Paradies bringen können.
Mache uns der erhabene Allah zu solchen Dienern von Sich, die sich den Kummer ihres Nachbarn zueigen machen und sich erfreuen, wenn sich ihre Nachbarn freuen. Mache uns der erhabene Allah alle zu solchen Nachbarn, die in Wohlergehen und Zufriedenheit zusammen miteinander leben. Amin
Die DITIB-Predigtkommission
[1] Koran, an-Nisa, 4/36.
[2] Bukhari, Adab, 28.
[3] Bayhaqi, Schuabu’l-Iman, VII, 83.
[4] Ibn Abi Schayba, Musannaf, Iman wa Ruya, 6.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.