Wiederspiegelung des Glaubens: Selbstlosigkeit und Bevorzugung Anderer (Isar)

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Meine Geschwister!

Die medinensischen Gefährten des Propheten - die Ansar - schlossen ihre Geschwister – die Muhadschirun - in ihre Herzen ein. Schließlich waren sie aus Mekka nach Medina geflohen. Im rezitierten edlen Vers sagt der erhabene Allah zu den medinensischen Ansar: “Und diejenigen, die vor ihnen dort wohnten und Gläubige waren, lieben diejenigen, die zu ihnen auswanderten, und fühlen in ihrer Brust kein Bedürfnis nach dem, was ihnen gegeben war, und ziehen sie sich selbst vor, auch wenn sie selbst bedürftig wären. Und wer vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist, denen ergeht es wohl.“1

In einem Hadis sagte der geliebte Prophet (s): “Keiner von euch ist im wahren Sinne gläubig, solange er nicht für seine Geschwister wünscht, was er für sich selbst wünscht.”2

Meine Geschwister!

Eines Tages kam eine Frau von den Gefährtinnen zum Propheten. Sie hatte ein an den Seiten gewebtes Stück Stoff mitgebracht. Sie sagte dem Propheten: “Ich habe es selbst gewebt, damit sie dieses anziehen.” An diesen Tagen brauchte der Prophet eine solche Kleidung. Daher akzeptierte er dieses Geschenk. Er zog diese Kleidung an und ging zu seinen Gefährten. Einer von den Gefährten sah diese neue Kleidung. Dieser bat den Propheten darum, ihm diese Kleidung zu schenken. Der Gesandte der Barmherzigkeit lehnte diese Bitte nicht ab. Sobald er nach Hause kehrte, ließ er die Kleidung falten und ihm diese zukommen. Manche Personen von den Gefährten missbilligten diese Situation. Sie sagten ihm: “Du weißt, dass der Prophet Niemanden mit einer Bitte abweist. Warum hast du ihn trotzdem um diese Kleidung gebeten.” Dieser Gefährte brachte zum Ausdruck, dass er diese Kleidung nicht zum Ankleiden haben, sondern als Leichentuch benutzen wolle. So geschah es dann auch.3

Meine Geschwister!

Alle religiösen Werte bis zu unserer Freiheit, unserem Vermögen und unserer Gesundheit, über die wir heutzutage verfügen, sind jeweils ein Resultat der Selbstlosigkeit mancher Personen. Selbstlosigkeit ist ein anderer Begriff für Teilen und Uneigennützigkeit; Es ist der Begriff dafür, im eigenen Besitz befindliche Dinge für andere aufzugeben. Das ist keine zwingende Aufgabe, Verantwortung und Pflicht. Vielmehr ist es eine freiwillige und selbstlose Haltung. Zum Erreichen von erhabenen Zielen sollte man daher manchmal auf bestimmte Dinge verzichten können: Manchmal auf sein Vermögen; Manchmal auf seinen Schlaf; Oder manchmal auf seine Gemütlichkeit. Als Gipfel der Selbstlosigkeit dienen die Ansar (Medinenser) und Muhadschirun (Mekkaner) als Vorbild. Daher werden sie im Koran bezüglich “Isar”, der uneigennützigen Gebefreudigkeit, lobend erwähnt. “Isar” ist die Tugend, andere Geschwister uns selbst zu bevorzugen - auch wenn wir derzeit selbst bedürftig sind. Selbstlosigkeit und Isar sind eine Wahrheit und Wiederspiegelung des Glaubens.

Verehrte Gläubige!

In diesem Leben gibt es Personen und Werte, für die es sich lohnt, sich aufopfernd hinzugeben. Allen voran gehören unsere leidgeprüften Mütter und Väter als Quelle unserer Existenz dazu. Schließlich zogen sie uns mit viel Mühsal, Liebe, Barmherzigkeit und Geduld auf. Sie haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Folglich haben wir als Kinder manche Aufgaben und Verantwortungen gegenüber unseren Müttern und Vätern. Deshalb sollten wir auch manche selbstlosen Handlungen darbieten um ihre Herzen zu gewinnen und ihr Wohlwollen zu erlangen.

In unserer Familie besteht Selbstlosigkeit nicht nur daraus, die materiellen und geistigen Bedarfe voneinander zu decken. Die eigentliche Selbstlosigkeit besteht darin, Anlässe zu suchen, unsere Liebe, Loyalität und Zuwendung zu vermehren und zu steigern. Die eigentliche Selbstlosigkeit besteht darin, uns dafür zu bemühen, unsere Kinder als Menschen, die nützlich für die Menschheit sind, zu erziehen. Die eigentliche Selbstlosigkeit besteht darin, Schutzschild für unsere Familie zu sein. Sie vor schädlichen Bewegungen und Gewohnheiten, die sie vergiften, und ihre Zukunft ruinieren, zu beschützen, gehört ebenso dazu. Leid, Mittellosigkeit und Zwangslagen gemeinsam auszuhalten, ist Selbstlosigkeit.

Selbstlosigkeit gegenüber unseren Nachbarn, Verwandten und Geschwistern ist das gemeinsame Teilen unserer Freude, unseres Leides, unseres Vermögens und unserer Nöte. Selbstlosigkeit gegenüber unseren Geschwistern ist, Nöte nicht unseren Geschwistern zu überlassen, sondern wir diese anpacken sollten. Den Kummer unserer Geschwister gemeinsam zu teilen und bei Unterdrückung unserer Geschwister ihre erfahrene Ungerechtigkeit bis in unsere eigenen Knochen spüren zu können, ist Selbstlosigkeit.

Meine Geschwister!

Wie schade ist es, dass die Menschheit heutzutage in der Klemme der folgenden Mentalität ist, darin kein Problem zu sehen, Gefangener der Materie zu sein; Seinen Verdienst zu vermehren, obwohl andere hungern; Sowie Egoismus und andere Personen zu ignorieren. Eine solche Atmosphäre führt zur Erosion vieler unserer Werte, sogar zu deren Verfall. Werte wie Selbstlosigkeit, Isar, Teilen und viele weitere unserer originären Werte entstammen unserem Glauben. Viele derjenigen, die Gefangene der Mentalität sind, lediglich an sich selbst zu denken, entbehren sich selbst der Atmosphäre und Gefühle des Wohles und Segens, die man durch Selbstlosigkeit spürt.

Meine Geschwister!

Das Leben ist mit all seiner Süße und all seinem Leid eine Prüfung und ein Kampf. Wir können unser Leid und unseren Kummer mit unserer Selbstlosigkeit lindern. Wir können unser Glück und unsere Freude vermehren indem wir diese mit anderen teilen. Lassen sie uns nicht vergessen, dass Menschheit bedeutet, mit anderen zusammen zu leben. Zusammen mit anderen zu leben bedeutet auch, Selbstlosigkeit zu üben.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Koran, al-Haschr, 59/9.                                                               
2 al-Buhari, Iman, 7.                                              
3 al-Buhari, Libas, 18, Dschenaiz, 28.


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