Meine Geschwister!
Im rezitierten Vers sagt uns der erhabene Allah: „Gläubige! Wenn am Freitag zum Gebet gerufen wird, dann eilt zu Gedenken Allahs und lasst den Handel ruhen. Das ist für euch besser, wenn ihr es wüsstet.“1 In einem Hadis sagte unser geliebter Prophet (s) folgendes: „Der beste Tag an dem die Sonne aufgeht, ist der Freitag. Adam (s) wurde an diesem Tag erschaffen, an diesem Tag kam er ins Paradies und wiederum wurde er an diesem Tag aus dem Paradies verbannt. Der jüngste Tag wird indes auch an einem Freitag einbrechen.“2
Meine verehrten Geschwister!
Eines der wichtigsten Symbole unserer Religion ist ohne Zweifel das Freitagsgebet. Das Freitagsgebet ist obligatorische Pflicht für all diejenigen muslimischen Männer, die kein Hindernis für die Teilnahme am Freitagsgebet haben, geistige und körperliche Reife erlangt haben, in Freiheit leben und nicht auf Reise sind.
Daneben, dass das Freitagsgebet ein Gottesdienst ist, hat es auch noch soziale und ethische Aspekte. Die gemeinsame Verrichtung des Freitagsgebetes ist ein offenkundiges Zeichen für die Einheit und Eintracht, sowie für die materielle und spirituelle Solidarität der Muslime. Dank des Freitagsgebetes nehmen Reiche und Arme, Vorgesetzte und Bedienstete, Arbeiter und Arbeitgeber, Starke und Schwache und Junge und Alte nebeneinanderder in einer gemeinsamen Gebetsreihe Platz. Damit wird die Realität, dass alle Menschen bei Allah, dem Erhabenen, gleich sind, zum Ausdruck gebracht.
Verehrte Gläubige!
Unser Prophet hat das Freitagsgebet zum ersten Mal während seiner Auswanderung von Mekka nach Medina, in einem Tal Namens Ranuna in der Nähe von Medina vorgebetet, bevor er in Medina angekommen war. Seit dieser glückseligen Zeit haben die Muslime dem Freitagsgebet eine besondere Bedeutung zugemessen und versucht, diesen Gottesdienst im Rahmen ihrer Möglichkeiten in einer zentralen Moschee durchzuführen. Somit wurde bezweckt, dass alle Gläubigen -von jung bis alt- mit geschwisterlichen Gefühlen zusammenkommen und in Einheit und Eintracht miteinander verbunden sind.
Meine verehrten Geschwister!
Eine der wichtigsten Komponenten des Freitagsgebetes ist die Freitagspredigt (Khutba). Die Freitagspredigt ist eine wichtige Bildungs- und Erziehungsaktivität, bei der grundlegende Informationen und Feinheiten zu unserem individuellen und gesellschaftlichen Leben, sowie zum Glauben und dem Gottesdienst mitgeteilt und zum Schutz menschlicher und religiöser Werte angeregt werden. Aus diesem Grund sagte der Gesandte Allahs (s): "Auch wenn du am Freitag deinen Freund mit den Worten: "sei still" auffordertest während der Imam die Freitagspredigt hält, würdest du sinnlose Worte von dir gegeben haben." Damit verdeutlichte er, wie sensibel wir hier sein sollten. Er gab uns frohe Botschaft, dass die besonders aufmerksame, zuhörende und stille Haltung gegenüber der Freitagspredigt Anlass für die Vergebung unserer Sünden ist.3
Der Freitag ist gleichzeitig auch das wöchentliche Fest für uns und eine wichtige Zeitspanne für Gottesdienst und Bittgebete. So wie die Nacht der Bestimmung (Laylatu´l-Qadr) innerhalb des Ramadans verborgen ist, wurde auch die Zeit, in der die Bittgebete seitens Allah angenommen werden, verborgen gehalten. Es ist von großer Bedeutung, frühzeitig in die Moscheen zu kommen, Koran zu rezitieren, die Freitagspredigten aufmerksam zu verfolgen und Bittgebete zu sprechen und reumütig Buße zu zeigen, damit wir diese Stunde der Akzeptanz bestmöglich nutzen können.
Meine Geschwister!
Es ist natürlich, dass an Orten an denen Menschen in Gemeinschaft zusammenleben manchmal eine Konfrontation mit Problemen unvermeidbar ist. Es sollten bestimmte Maßnahmen getroffen werden und auf die Hinweise geachtet werden, damit diese Probleme vermieden werden können. Unser geliebter Prophet hat befohlen, sich für das Freitagsgebet frisch zu machen und schöne Düfte aufzutragen. Er hat verboten die friedliche und geruhsame Atmosphäre der betenden Geschwister durch Verzehr von Speisen, die unangenehme Gerüche verbreiten, zu stören.
Es gibt Verhaltensweisen, von denen wir uns fernhalten sollten. Die Beschäftigung mit den heutzutage sehr verbreiteten Smartphones/Telefonen darf das aufmerksame Lauschen der Freitagspredigt nicht verhindern. Wir sollten die Gemeinde nicht belästigen indem wir Dinge, die unangenehme Gerüche verursachen, - wie das Rauchen von Zigaretten unmittelbar - vor dem Eintritt in die Moschee zu konsumieren. Wir sollten die Teppiche, auf denen wir unsere Niederwerfung (Sadschda) durchführen, nicht mit unreinen Socken betreten oder barfuß darauf herumgehen. Auch sollten wir gemeinsam genutzte Örtlichkeiten wie Sanitäranlagen für die rituelle Waschung oder Toiletten nicht verschmutzt oder unordentlich verlassen.
Ich möchte meine Freitagspredigt mit der Übersetzung des zehnten (10.) Verses der Sura (Kapitel) Dschuma beenden: “Und wenn das Gebet beendet ist, dann zerstreut euch im Land und trachtet nach Allahs Güte. Und gedenkt Allahs häufig, damit es euch wohl ergehe.”
Mahmut Kervan
Religionsbeauftragter, DITIB Moschee, Rheinfelden
1 Koran, al-Dschuma, 62/9
2 al-Muslim, Dschuma, 18
3 al-Muslim, Dschuma, 11; Dschuma, 27
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