Freitagspredigt
Freitagspredigt (in 2 Spalten PDF)
Freitagspredigt am 16.05.2014
Muslime sind wie ein einziger Körper! (Bergwerkunglück von Soma)
Verehrte Geschwister im Glauben!
Im rezitierten Vers sagt unser Herr Allah: “Und Wir werden euch ganz gewiß mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften, die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: „Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.“1
Unser Prophet (Friede sei mit ihm) sagt im zitierten Hadith: “Die Situation des Gläubigen ist sehr verblüffend! All seine Handlungszustände sind zu seinem Wohl und seinem Guten! Das ist nur für Gläubige der Fall. Bei freudigen Anlässen, die ihn treffen, dankt er Gott; das ist Gut für ihn. Wenn ihn etwas Bedrückendes trifft, übt er Geduld; das ist ebenfalls Gut für ihn.”2
Verehrte Brüder!
Wir alle sind von der herzzerreissenden Tragödie unserer Brüder, die im Grubenunglück in Soma gestorben sind, zutiefst betroffen. Hunderte Mitmenschen haben ihr Leben im Herzen der Erde gelassen, wohin sie gingen, um Brot für ihre Kinder zu verdienen. Dieses Mal hat das Feuer nicht nur die Stelle verbrannt, wohin sie gefallen ist, sondern auch die Stellen, wohin sie nicht gefallen ist. Denn das Feuer ist in das Herz des ganzen Landes (und weltweit) gefallen.
Wir wünschen allen Brüdern, die ihr Leben verloren haben, die unendliche Barmherzigkeit unseres Herren Allah. Möge das Paradies ihr Heim sein! Möge Allah sie zu der Gruppe der Märtyrer mit einrechnen! Möge Allah ihren trauernden Familien, ihren Müttern, Vätern, Ehefrauen, Verwandten und auch unserem ganzen Volk zarte Schönheit an Geduld, Kraft und inneren Halt geben. Möge Er (Allah) den Verletzten Brüdern schnelle Genesung zuteil werden lassen! Möge Er (Allah) unserem Volk, unserem Herkunftsland und unserer Heimat solche Unglücke, Trauer und Schmerzen nicht wieder erleben lassen!
Verehrte Geschwister!
Das weltliche Leben ist mit dem Tod behaftet. Der Tod kommt irgendwie und findet den Menschen. Der Tod kennt kein Alter. Unser Herr sagt im glorreichen Koran, dass Er bei Tod oder ähnlichen schwierigen Situationen „mit den Geduldigen ist.“ Geduld ist ein göttliches Geheimnis, das die Herzen der Gläubigen beruhigt. In solchen Zeiten sollten wir Zuflucht nehmen in der Geduld und dem Gebet. Wir sollten unsere Hände öffnen und uns mit folgendem Bittgebet an unseren Herren Allah wenden: „überschütte uns mit Geduld!“
Wenn Muslime mit einem Unglück konfrontiert sind sagen sie: “Wir alle gehören (zu) Allah und zu Ihm werden wir zurückkehren.” Das lehrt uns Allah selbst. Unsere Rückkehr ist zu Allah. Die ewige Heimat des Menschen ist dort bei Ihm. Diejenigen, die bei dem Erwerb ihres Familieneinkommens umkommen, obwohl voll des Staubes und der Erde auf ihren Gesichtern, werden trotzdem mit unbeflecktem Gesicht zu Allah kommen. Wir haben unsere Bergarbeiter in Soma, Zonguldak oder woanders hunderte Meter tief unter die Erde hinunterfahren und ihren Lebensunterhalt verdienend vorgefunden, die ihr Fasten dort beginnen und mit dem Fastenbrechen (Iftar) beenden. Wie gesegnet sind diese unsere Brüder! Sie lehren uns, dass das Streben nach Arbeit, eigenem Fleiß und Schweiß; und dem Verdienst im erlaubten Bereich etwas sehr gesegnetes sind. Die Verstorbenen sind nun Gäste unseres Herren Allah. Und; sie werden Nachbarn des Propheten sein. Natürlich sind unsere Herzen zutiefst für sie berührt und brennen. Wie sollen sie denn auch nicht brennen? Wie können die Herzen der Mütter beruhigt werden? Wir sollten trotzdem Beruhigung darin finden, dass wir uns Zuflucht zu unserem Herren nehmen. Gott sei Dank haben wir einen Schatz wie unseren Glauben, der uns in solchen Situationen an unseren Herren Allah wenden lässt. Gott sei Dank haben wir einen Glauben, der uns den Tod nicht als ein Nichtswerden, sondern als Eintritt in die Ewigkeit lehrt.
Werte Geschwister!
In solchen Zeiten ist das Teilen des Leides eine Notwendigkeit der Geschwisterlichkeit der Gläubigen. Ebenso Gebete für die Zuneigung der Barmherzigkeit Gottes für die Verstorbenen zu richten und den Hinterbliebenen Zuteilung von holdseliger Geduld zu wünschen. Auch wenn wir uns in der Fremde, fern von unserer Heimat oder unserem Herkunftsland befinden, sollten wir die Kapitel Yasin, al-Mulk, al-Fatiha, al-Ihlas oder den ganzen Koran für die Verstorbenen Brüder in Soma rezitieren.
Solche Tage sind Tage, wo wir als Volk und Glaubensgemeinschaft den Trauer miteinander teilen und die Wunden gemeinsam binden sollten. Es ist Feuer in unsere Herzen gefallen. Zu den Stunden der Morgendämmerung (Seher) sollten wir unserem Herren die Hände ausbreiten und Ihn anflehen, dass Er uns „die Ruhe gibt, die Er auch den Herzen der Propheten gegeben hat!“
Diese Tage sind Tage der Prüfung der Brüderlichkeit und Geschwisterlichkeit zwischen den Gläubigen in der gegenseitigen Liebe, Selbstlosigkeit, Selbstaufopferung, Hilfsbereit-schaft und Solidarität. Diese Tage sind Tage, an denen die „Muslime, -entsprechend der Aussage des Propheten- wie ein einziger Körper sind“, ihre Einheit und Zusammenhalt darbieten sollten.
Werte Geschwister im Glauben!
Zusätzlich ziehen Muslime aber auch Lehren aus solchen Tragödien und schreiben sich das hinter ihre Ohren. Sie werden sich ihren Aufgaben und Verantwortungen in ihrer Gänze bewußt. Vor allem bei Arbeiten, die die Gesundheit und das Leben von Menschen bedrohen, vernachlässigen sie keineswegs die Vorsichtsmaßnahmen und gehen somit keine Risiken ein. Denn das Schicksal und die Todesstunde können niemals die Fahrlässigkeit und Verantwortung der Menschen außer Kraft setzen. Das Schicksal setzt die Verantwortung des Menschen für Vorsichtsmaßnahmen nicht außer Kraft. Mit den Worten unseres geliebten Propheten (Friede sei mit ihm); -egal was sie tun- machen es die Gläubigen „am besten und am sichersten.“ Erst danach setzen sie auf Gottvertrauen.
Geehrte Brüder!
Kommen Sie und lassen Sie uns in diesen gesegneten Tagen der sogenannten drei Monate und zur gesegneten Zeit des Freitagsgebetes mit den folgenden uns seitens des Propheten (Friede sie mit ihm) gelehrten Gebeten zu unserem Herren Allah beten:
„O lieber Allah! Beschütze uns vor Jeglichem (Unheil und Bösen, das kommen könnte) von vor und hinter uns, rechts und links von uns und über uns!“3
لَا إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ الْعَظي۪مُ الْحَلي۪مُ لَا إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ رَبُّ الْعَرْشِ الْعَظي۪مُ لَا إِلٰهَ إِلاَّ اللّٰهُ رَبُّ السَّمٰوَاتِ وَرَبُّ الْأرْضِ وَرَبُّ الْعَرْشِ الْكَري۪مُ
„Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Erhabenen und dem Sanftmütigen. Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Herren des Erhabenen Thrones. Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Herren der Himmel und der Erde sowie des edlen Thrones.“4
Unsere Bitte von unserem Herren ist es, dass Er uns kein Unheil erleben lassen möge, das wir nicht ertragen können.
Unsere Bitte von unserem Herren ist es, dass er uns Kraft zum Ertragen solchen Leides zuteilen möge.
Unsere Bitte von unserem Herren ist es, die Menschen, die wir in Seine Barmherzigkeit übergeben haben, mit seiner Gnade zu behandeln.
Zum Abschluß unserer Freitagspredigt bitten wir unseren Herren Allah nochmals darum, dass Er unseren Brüdern, die in Soma ihr Leben verloren haben, seine Barmherzigkeit zuteil werden lässt und ihren Hinterbliebenen zarte Schönheit an Geduld geben möge.
1 Bakara, 2/155-156.
2 Müslim, Zühd ve rekâik, 64.
3 Ebû Davud, Edeb, 110.
4 Buhârî, De’avât, 26
Verfasser: Präsidium für Religionsangelegenheiten