Flüchtlingshilfe: Stellungnahme des Koordinators der Landesverbände, Murat Kayman:

Köln, 07.08.2015: „Es ist sehr bedauerlich, dass die Flüchtlingsthematik und damit das traurige Schicksal von tausenden Menschen durch den Bundesvorsitzenden der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Herrn Ali Ertan Toprak, für völlig überflüssige verbandspolitische Grabenkämpfe instrumentalisiert wird.

Viele Moscheegemeinden setzen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit hohem Engagement für Flüchtlinge ein. Sie tun dies im Selbstverständnis, Teil der deutschen Gesellschaft und damit verantwortlich für die Aufnahme und Unterstützung bedürftiger Menschen zu sein. Sie helfen durch Sach- und Kleiderspenden, durch die Bereitstellung von Hilfspaketen, durch den Besuch von Flüchtlingsunterkünften, durch die Hilfe im Alltag und in der Freizeitgestaltung für junge Flüchtlinge.

Unzählige Moscheegemeinden haben im Ramadan über Wochen hinweg durch offene Iftarangebote zu der Versorgung und Unterstützung von Flüchtlingen beigetragen und ihnen – gleich welcher Religion sie angehören, gleich woher sie kommen – ein Gefühl der Gemeinschaft und der nachbarschaftlichen Solidarität vermittelt. Gleichzeitig haben sie durch Iftarabende an öffentlichen Plätzen ihrer Stadtgemeinden dazu beigetragen, dass Flüchtlinge sich nicht nur in Moscheegemeinden willkommen fühlen, sondern dass sie in ihren neuen Heimatstädten als Teil der Stadtgesellschaft Aufnahme und Anerkennung finden.

Dieses vorbildliche Engagement vollkommen ehrenamtlich tätiger Menschen in den Moscheegemeinden als „Wegducken“ zu diffamieren, zeugt von einer völligen Unkenntnis der tatsächlichen Lage oder von einem sehr schlechten Stil.

Vollständig surreal erscheint die Aufforderung an die „muslimische Welt“ nach mehr Solidarität, da Europa diese Herausforderung nicht allein schultern könne. Nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe gehören mehrheitlich muslimisch geprägte Länder zu den größten Aufnahmeländern für Flüchtlinge im Jahr 2014: Die Türkei mit fast 1,6 Mio. Flüchtlingen, Pakistan mit über 1,5 Mio., der Libanon mit fast 1,2 Mio., der Iran mit fast 1 Mio. und Jordanien mit mehr als 650.000 Flüchtlingen. Dem gegenüber fanden 626.000 Menschen Zuflucht in ganz Europa.

Angesichts der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit dieser Länder erscheinen die Äußerungen des Herrn Toprak von Unkenntnis getragen oder sachfremd motiviert zu sein.

Jedenfalls ist die Flüchtlingsproblematik zu ernst und die Not der auf Hilfe angewiesenen Menschen zu groß, als dass man sie für verbandspolitische Winkelzüge missbrauchen sollte. Es stünde allen Verbandsvertretern besser zu Gesicht, sich gemeinsam dafür einzusetzen, die bestehenden Hilfsangebote zu verbessern und auszuweiten. Hierzu gehört auch eine Solidarität unter den Akteuren selbst. Denn seit Beginn des Jahres 2015 sind nicht nur über 200 Flüchtlingsunterkünfte Ziel von extremistischen Angriffen geworden, sondern auch Dutzende Moscheen – dazu hat man von Herrn Toprak bislang gar nichts Solidarisches gehört.“



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