Köln, 08.06.2016: Politische Auseinandersetzungen müssen sachlich und vernünftig geführt werden. Hetzerische Diffamierungen, Gewaltbereitschaft und entmenschlichende Anfeindungen sind keine legitimen Mittel, um in einer demokratischen Gesellschaft Konflikte und Meinungsverschiedenheiten auszutragen.
Niemals dürfen wir es zulassen, dass Meinungsverschiedenheiten zu Hass führen, der uns verblendet und zur Gewalt verleitet. Im Koran heißt es: „Nicht gleich sind die gute Tat und die schlechte Tat. Wehre mit einer Tat, die besser ist, die schlechte ab, dann wird derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft besteht, so, als wäre er ein warmherziger Freund.“ (Sure 41, Vers 34). Das ist die bestimmende Handlungsanweisung für eine Religionsgemeinschaft und ihre Mitglieder und nicht gesellschaftliche Trennung und Anfeindung.
Deshalb verurteilen wir jede öffentliche Schmähung, jeden Aufruf zu Hass und Gewalt.
Wir sind eine muslimische Religionsgemeinschaft. Als solche verstehen wir unsere Iftar-Tafeln als Orte der Aussprache und Versöhnung. Nicht nur mit Menschen, die uns gleichgesinnt sind, sondern gerade auch mit Menschen, mit denen wir Meinungsverschiedenheiten haben. Genau dort, an einer Iftar-Tafel, können wir einander in der besten Weise kritisieren und in Frage stellen, gerade dann auch, wenn uns Entscheidungen bestimmter Instanzen und Mandatsträger missfallen.
Wir weisen niemanden ab, der in einer Moschee beten will. Wir jagen niemanden fort, der mit uns den Iftar begehen will. Wir laden vielmehr ein, zum Glauben und zur Versöhnung.
Wozu Hass und aggressive Ablehnung führen, haben wir aktuell erlebt. Wegen Drohungen haben wir uns dazu entschlossen, unseren Iftar-Empfang in Berlin abzusagen. Dies soll eine Mahnung an alle sein, die durch Aggression und Hass Menschen daran hindern, ihrem Glauben zu folgen, den Ramadan zu leben und sich mit anderen auszusprechen und den Weg der Versöhnung zu suchen.
Der Islam ist nicht der Glaube des Hasses, der Schmähung oder der Beschimpfung. Der Islam ist der Glaube des Friedens, der Vergebung, der Geschwisterlichkeit, der Gerechtigkeit und des Ausgleichs. Alle mahnen wir dazu an, sich daran zu erinnern – gerade im Ramadan.
Als Religionsgemeinschaft hat die DITIB in der Vergangenheit stets diesen Weg der Vernunft und des Ausgleichs verfolgt und wird dies auch in Zukunft unbeirrt von Anfeindungen und Diffamierungen tun.
Pressestelle
DITIB-Dachverband