Die Sura al-Fatiha und ein Neubeginn

Meine verehrten Geschwister!

Während seines ganzen Lebens empfindet der Mensch einen Wunsch, Neuanfänge zu machen. Wir empfinden des Öfteren den folgenden Wunsch: “Kann ich mir wohl ein leeres Blatt öffnen?” Dies geht manchmal darauf zurück, weil eine unserer Angelegenheiten nicht läuft, oder wir manchmal einen bewusst oder auch unbewusst begangenen Fehler bereuen.

Ja, der Mensch hat den Bedarf, Neubeginne zum machen. Besonders aus Sicht unseres religiösen Lebens empfinden wir um so mehr diesen Bedarf. Jedoch tun wir uns schwer festzulegen, wo und wie wir beginnen sollen. Genau an diesem Punkt kann die Bedeutung und das Zusammentreffen mit der Weisheit der Sura al-Fatiha, der Beginn unseres erhabenen Korans, ein guter Weg sein. In unserer heutigen Freitagspredigt werden wir den Versuch unternehmen, eine Reise zur Bedeutungswelt dieser Sura zu machen. Schließlich inspiriert uns diese Sura, wenn wir Neubeginne machen möchten.

Verehrte Gläubige!

In der Tat ist die als “Mutter des Korans” (umm al-Koran) genannte Sura al-Fatiha wie eine Zusammenfassung des erhabenen Korans. Sie beinhaltet die grundlegenden Grundsätze unseres Glaubens und religiösen Lebens.1

Diese mit der Basmala beginnende gesegnete Sura lehrt uns mit ihren ersten Versen, an was für einen Schöpfer, Allah, wir glauben sollten.2 Unser Schöpfer, an den wir glauben, ist der barmherzige und allerbarmende Allah. Er hat sich selbst die Barmherzigkeit aneignend zum Prinzip gemacht. Unsere Existenz ist ein Werk seiner Barmherzigkeit und Liebe. Nachdem Allah uns schuf, war es Allah, Der uns nicht herrenlos beließ; Vielmehr stellte uns Allah die Erde und den Himmel, die Pflanzen und Tiere, kurzum das ganze Universum in unseren Dienst. Allah ist es, Der uns mit den Fähigkeiten ausstattete, uns selbst und unseren Schöpfer zu erkennen; dem Menschen allerlei Gaben schenkte, sowie Propheten und Bücher sandte, damit wir den Weg der Rechtleitung einschlagen.3

Meine Geschwister!

Sollte nicht jede Gabe mit einem Dank erwidert werden? Sind folglich das Gedenken Allahs vor dem Beginn aller unserer Taten und der Dank als Ausdruck unseres lobenden Dankes nicht unsere gewissensmäßige Aufgabe? „O Herr der Welten, o uns mit seiner Barmherzigkeit und seinem Erbarmen umschließender Allah, Lob und Dank  sei Dir!“

Jede Gabe bringt auch gleichzeitig Verantwortung mit sich. Aus diesem Grund haben wir auch die Überzeugung, dass Allah, unser Schöpfer, Der uns mit seiner Barmherzigkeit und seinem Erbarmen umschließt, auch gerecht ist. Wir glauben daran, dass ein Tag der Abrechnung kommen wird und jede gute und böse Tat vollkommen vergolten werden wird. Mit diesem Bewusstsein versuchen wir unser Leben ausgeglichen fortzuführen.4

Wir sind Gläubige; Wir wissen, Allah ist die einzige anbetungswürdige Existenz. Bei Allah nehmen wir Zuflucht und nur Ihn bitten wir um Hilfe.5 Lediglich Ihn bitten wir um Hilfe und lediglich bei Ihm nehmen wir Zuflucht. Von allem außer Allah wenden wir uns mit unserer ganzen Existenz ab und richten uns hin zu Allah. Wir sind uns bewusst, dass unsere Gottesdienste sowohl Anlass einer Verbundenheit als auch ein wertvolles Wiedertreffen mit unserem Schöpfer sind. Wir bitten um Allahs Hilfe, bei all unseren guten Angelegenheiten erfolgreich zu sein, sowie um alle begegneten Schwierigkeiten zu überwinden.6 Schließlich ist der erhabene Allah mit seiner unendlichen Macht die einzige Quelle der Hilfe. So ist unsere Überzeugung.

Werte Gläubige!

Die schwierigste Sache auf dieser Welt, wohin wir für eine kurze begrenzte Zeit hingesendet wurden, ist es, unsere Linie mit den zu befolgenden religiösen Vorschriften nicht zu verlieren. Auf dem Weg der Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Frömmigkeit fortzuschreiten ohne von dieser Linie abzudriften, ist lediglich möglich, indem um die Hilfe Allahs gebeten wird.7 Mit der Sura al-Fatiha lernen wir, dass die wertvollste Bitte, um die der erhabene Allah gebeten wird, die Bitte zum Willen, das Fortleben auf dieser Linie der Rechtleitung beizubehalten. Wir wissen, dass ein rechtgeleitetes Leben nach dem Wohlwollen Allahs - ohne Furcht vor der Missgunst von Beanstandenden, sowie ohne sich den niederen Trieben und Begierden seines Egos zu unterwerfen – die erreichbare schönste und wertvollste Gabe für den Menschen ist. Unsere Bittgebete sind genau hierfür und unsere Bestrebungen und Bemühungen sind eben auch hierfür.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Kur’an Yolu. Türkçe Meal ve Tefsir [Der Weg des Korans. Türkische Übersetzung und Exegese], 
al-Fatiha, Ankara7, 2000,  Bd. 1, 53-54.     
2 al-Fatiha, 1/1.                                              
3 al-Fatiha, 1/2-3.
4 al-Fatiha, 1/4.                                                   
5 al-Fatiha, 1/5.
6 al-Fatiha, 1/6-7.                
7 al-Fatiha, 1/6-7.



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