Der Hadsch und Opfergottesdienst

Geehrte Muslime!

Es war ein Festtagsmorgen in Medina. Die Herzen der Gläubigen waren mit der Aufregung und Begeisterung des Festtages erfüllt. Auf dem offenen Gebetsplatz neben der Prophetenmoschee in Medina wurde zusammen mit Jugendlichen und Senioren, Frauen und Männern, sowie Kind und Kegel das Festtagsgebet gemeinsam verrichtet. Nach der gehaltenen Predigt unseres Propheten (s), stand nun das Schlachten der Opfertiere an (der Reihe). Gemäß seiner Tradition hatte der Gesandte Allahs zwei Opfertiere vorbereitet. Die ihm gebrachten beiden Widder legte er liebevoll streichelnd Richtung Gebetsrichtung (qibla) und rezitierte den Vers mit folgender Übersetzung: „Ich wende mein Angesicht reinen Glaubens zu dem, der die Himmel und die Erde erschaffen hat, und ich gehöre nicht zu denen, die (Allah) Gefährten  beigesellen.”1 Sag: „Mein Gebet, meine Verehrung und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten. Er hat keinen Gefährten, und es ist mir auferlegt, und ich bin der erste der Muslime.“2 Danach betete der Gesandte Allahs (s) wie folgt: “O Allah, diese Opfertiere sind Deine Gaben. Sie werden Dir von Muhammed und seiner Gemeinschaft (umma) für Dein Wohlwollen dargebracht...”3 “O Allah! Nimm die Opfergaben von mir und meiner Gemeinschaft an!”4 Sodann schlachtete er die Opfertiere.

Verehrte Gläubige!

Es sind nur noch gezählte Tage bis zum Opferfest. Mit dem Morgengebet am Dienstag am 27. Juni werden wir mit den „Takbirat at-Taschrik” die Tage des Opferfestes beginnen. Am Mittwoch, 28. Juni hingegen, werden wir das Opferfest begehen und alle zusammen die Sensibilität der Einheit, sowie das Bewusstsein der Geschwisterlichkeit und Gemeinschaft erlangen. Möge der erhabene Allah uns alle in Gesundheit und Wohlergehen das Fest erreichen lassen.

Auch wenn wir nicht die Möglichkeit haben, den Hadsch durchzuführen, werden wir mit unseren innigen und aufrichtigen Bittgebeten ein Teil der Bittgebete in den geheiligten Stätten. Aktuell befinden sich Millionen von pilgernden Menschen, unter denen manche die Väter, Mütter, Onkel, Tanten oder Geschwister von uns sind, während der Umkreisung (tawaf) um das gesegnete Haus Allahs (baytullah), um von der schauerartig herunterregnenden Vergebung und Barmherzigkeit Allahs, des Erhabenen, ihren Anteil abzubekommen. Sie präsentieren nun ihre Hingabe und stehen gerade mit ihren zwei Stücken der Weihekleidung (ihram) und im Bewusstsein und Eingeständnis ihrer Knappheit, Ohnmacht und Einsamkeit sowie in der Hoffnung auf Vergebung und Verzeihung vor Allah, dem endgültigen Entscheider aller Dinge und aller Personen. Sie erneuern mit ihren Bittgebeten „Labbayk!“ derzeit ihren Bund mit und ihr Versprechen gegenüber Allah. Millionen Geschwister mit der Sehnsucht nach der Kaaba und mit der brennenden Liebe nach dem Propheten (s) erleben die Aufregung, einen jahrelang von ihnen gehegten segensreichen Traum verwirklicht zu haben. Möge der erhabene Allah schon jetzt den Hadsch all unserer Geschwister segnen und annehmen. Möge der erhabene Allah es ihnen gewähren und vereinfachen, in Gesundheit und Wohlergehen ihre Gottesdienste zu vervollständigen, sowie in ihre Unterkünfte und zu ihren Liebsten zurückzukehren.

Werte Gläubige!

Auf der anderen Seite werden wir dem erhabenen Allah unsere Dienerschaft und unsere Hingabe mit unseren Opfertieren nochmals darbieten. Der Opfergottesdienst beherbergt tiefe Erinnerungen in sich und wurde seit Adam (s) bis heute jeder einzelnen Gemeinschaft auferlegt. Der Opfergottesdienst ist ein Symbol der Einheit (tauhid) und ein wichtiges Prinzip der erhabenen Religion des Islams. Der Opfergottesdienst ist eine Bemühung, das Wohlwollen Allahs, sowie Frömmigkeit zu erlangen. Der Opfergottesdienst ist eine Erklärung der Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, Loyalität und Hingabe, Dank und Treue gegenüber Allah, unserem erhabenen Schöpfer. Der Opfergottesdienst ist der Wille, all unser Vermögen auf dem Wege Allahs bedenkenlos zu opfern. Verehrte Gläubige! Der Opfergottesdienst läßt uns das Glück genießen, unser Vermögen für das Wohlwollen Allahs auszugeben und mit anderen zu teilen. Er verhilft uns, von dem Übel der Geizigkeit, sowie der Gefangenschaft vom weltlichen Vermögen zu befreien. Mit unseren Opfergaben nähern wir uns einerseits Allah, unserem Schöpfer, andererseits zeigen wir ihnen unsere Liebe  und herzliche Verbundenheit und tragen Freude in die Häuser von den bedürftigen Personen hinein. Zwischen den Herzen errichten wir Brücken, die Regionen überragen. Dank des Opfergottesdienstes nehmen wir uns der Leiden unserer uns bekannten und unbekannten Geschwister an und werden zu ihrer helfenden Hand der Güte und Wohltat. Mit dem Opfergottesdienst stärken wir unsere Einheit und Eintracht und halten unsere gegenseitige Hilfe und Solidarität lebendig.

Meine werten Geschwister!

Ich beende meine Freitagspredigt mit der Einladung, die „Organisation der Opfergabe in Stellvertretung“, die wir gemeinsam mit dem Präsidium für Religionsangelegenheiten unter dem Motto „Teile deine Opfergabe, nähere dich deinen Geschwistern!” durchführen, zu unterstützen. Seien sie sich sicher: Ihre Opfergaben werden gemäß der islamischen Regeln geschlachtet und den Bedürftigen – allen voran in den Erdbebenregionen in unserem Heimatland sowie auf der ganzen Welt – verteilt. Bis zum Abend des ersten Tages am Opferfest können sie persönlich unsere Gemeinden und Religionsbeauftragten aufsuchen und ihre Opfertiere spenden. Vergessen sie nicht, dass sie mit ihren Spenden einen Beitrag dazu leisten, dass die Brücken der Liebe und Geschwisterlichkeit zwischen den Gläubigen gestärkt werden. Sei ihr Freitag gesegnet.

 

Die DITIB-Predigtkommission


1 Koran, al-An`ām, 6/79.                                                                             
2 Koran, al-An`ām, 6/162-163.
3 Ibn Madscha, Aḍāhī, 1; Abū Dāwūd, Ḍaḥāyā, 3-4.
4 Muslim, Adāhī, 19.



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