Das Gebet vernachlässige

Werte Gläubige!
Der erhabene Allah beschreibt im edlen Koran das Leben im Jenseits. Dabei lenkt Er unsere Aufmerksamkeit auf das folgende Gespräch zwischen den Bewohnern des Paradieses und der Hölle: “Jede Seele ist für das, was sie geschafft hat, verpfändet, außer den Gefährten der Rechten. In Gärten werden sie die Sünder befragen: „Was hat euch ins Höllenfeuer getrieben?“ Sie werden sagen: „Wir waren nicht unter den Betenden, und wir speisten die Armen nicht, und wir schwatzten mit den Schwatzenden, und wir erklärten den Tag des Gerichts für Lüge, bis zu uns die Gewissheit kam.”1

Werte Gläubige!
Als erstes Anzeichen für das Verderben von menschlichen Gemeinschaften nennt unser erhabener Allah im edlen Koran die Vernachlässigung des Gebets. Hierzu sagt Er: “Dann folgten ihnen Nachkommen, die das Gebet vernachlässigten und den Begierden folgten. So werden sie (den Lohn für ihre) Verirrung vorfinden.”2 Nach diesem Vers ist das Vernachlässigen des Gebets der größte Verlust eines Menschen auf der Welt, besonders für einen Gläubigen. Das Gebet ist nämlich eines der besondersten und schönsten Wiederspiegelungen unserer Hingabe und Dienerschaft zu unserem Schöpfer. Das Gebet bedeutet, vor Allah zu stehen; Es ist das Empfangenwerden von Allah; Es ist der Wunsch, vor Allah zu stehen. Das Gebet bedeutet, seinem Schöpfer folgendes zu sagen: “Hier bin ich; Ich habe die Welt hinter mir gelassen und ich stehe vor dir; Ich habe nichts wichtigeres zu tun als du; Alles, was ich haben möchte oder alles, was ich wünsche, nicht zu versäumen, liegt in deiner Macht; Dir gehört die Zeit; Dir gehören die Gaben; Dir gehört das Schicksal; Dir gehören auch die Dinge, die ich besitze.” Das Gebet ist eine noble Haltung. Das Gebet bedeutet, Stellung zu beziehen gegenüber dem Ego, das jederzeit dem Menschen hinterherlauert; sowie Stellung zu beziehen gegenüber der schwindenden Lebensdauer und der verstreichenden Zeit. Das Gebet ist der Mut, das Anvertraute, das sich die Berge nicht aufbürden konnten, zu tragen. Das Gebet ist Läuterung. Das Gebet ist die Zufluchtnahme bei der Vergebung Allahs gegenüber den Sünden, die unsere Seele beschmutzen; Sowie die Zufluchtnahme von unseren Bedrängnissen und Depressionen beim Schöpfer, die eine Atmosphäre der Ruhe und Stille verleihen. Kurzum ist das Gebet unser erreichter Gipfelpunkt, mit all unseren Empfindungen und Organen die Freude zu fühlen, Diener sein zu können. 

Verehrte Gemeinde!
Was für ein Verlust! Mit dem Vernachlässigen des Gebets haben wir unser Augenlicht verloren, unser Scharfblick und Scharfsinn sind verschwunden. Die leer werdenden Gebetsreihen erwarten die Kinder von der Umma Muhammeds. Bei der Gestaltung, ein Erbe für die Zukunft unserer Kinder zu hinterlassen, nehmen die Gebetsreihen in den Moscheen leider keinen Platz ein. Nach dem Verschwinden des Gebets aus unserem alltäglichen Leben änderten sich auch unsere Werturteile: Recht und Unrecht, Gut und Böse, Schönes und Hässliches wechselten ihre Plätze. Somit wurden wir der Möglichkeit und Gabe entbehrt, auf die Dinge und Ereignisse mit dem Licht Gottes zu blicken und unseren Blick auf das Leben durch die göttliche Perspektive zu bestimmen. Im Bittgebet von Abraham (s) für die nachfolgenden Generationen fand indessen nicht der Wunsch nach Reichtum, Rang, Amt oder Besitz einen Platz, sondern, dass sie zu den Betenden gehören.3 Das Gebet ist nämlich eine Schule für elementare Wertevermittlung wie Zeitmanagement, Verantwortungsbewusstsein, Willenskontrolle und innere Disziplin. Das Bittgebet in jeder Sitzposition am Ende der Gebete von denjenigen Generationen, die diese Ausbildung genießen, ist ein Geschenk dieser Schule für die Mütter und Väter: “O Allah, vergib meiner Mutter und meinem Vater am Tag des Gerichts...”

Ich beende meine Freitagspredigt mit dem folgenden Vers, der unseren Propheten und in seiner Person alle Gläubigen anspricht: “Und gebiete deiner Familie das Gebet und verharre in ihm. Wir fordern nicht von dir, dass du ihn (Allah) versorgst, wir versorgen dich, und der Ausgang ist der Frömmigkeit (entsprechend).”4

Die DITIB-Predigtkommission


[1] Koran, al-Muddassir, 74/38-47.                                                                 
[2] Koran, Maryam, 19/59.                                                                                  
[3] Koran, Ibrahim, 14/41.
[4] Koran, Taha, 20/132.



Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Wir verwenden außerdem Dienste zur Analyse des Nutzerverhaltens und zum Einblenden von Werbung. Um weitere Informationen zu erhalten und ein Opt-Out-Verfahren einzuleiten klicken Sie bitte auf „Weitere Informationen“.