Werte Gläubige!
In Mekka fand der Gesandte Allahs (s) keinen Wiederhall mehr auf seine Einladung zum Islam. Und dies, obwohl er unterschiedliche Peinigungen und Qualen duldete und seine Einladung fortgeführt hatte. Mit der Hoffnung, einige Personen auffinden zu können, die seiner Einladung folgen würden, ging er nach Taif. Wie schade, dass die Bevölkerung von Taif – samt Frauen und Männern, Jungen und Alten – unseren Propheten angriffen und ihn einem Steinregen aussetzten sobald er mit seiner Einladung begann. Der Prophet hatte überall Blut am Körper. Er entfernte sich von Taif und hockte sich an einem Felsen hin. Der Erzengel Dschebrail (s) kam zu ihm und sagte ihm, dass er das Volk von Taif vernichten könne. Jedoch entgegnete ihm unser geliebter Prophet (s): “Nein, ich wünsche, dass sie nicht vernichtet werden, sondern dass einer ihrer Kinder rechtgeleitet wird.”1
Nachdem der Prophet Yusuf seitens seiner Geschwister in den Brunnen geworfen wurde, wurde (s) er zu einem spottbilligen Preis auf dem Sklavenmarkt verkauft. Als er lange Jahre danach seine Geschwister, die ihm diese Boshaftigkeit widerfahren ließen, wiedersah, sagte er: „Heute soll euch kein Tadel treffen [aufgrund dessen, dass ihr mich in den Brunnen warft]! Allah verzeiht euch, und er ist der Barmherzigste der Erbarmer.”2
Meine Geschwister!
Eines der schönsten und konstruktivsten Taten der zwischenmenschlichen Beziehungen ist das Vergeben. Vergebung ist förmlich das Gegengift von Differenzen, Streit und Konflikten. Es ist das wichtigste Zeichen von Selbstbewusstsein und dem vollkommenen Menschen. Es ist der Gipfel der ethischen Vollkommenheit. Sogar der erhabene Allah hat Sich selbst zur Vergebung und Barmherzigkeit verpflichtet. Aus diesem Grund wird die Vergebung auch als Notwendigkeit und Bedingung der Vollkommenheit eines Gläubigen erachtet. Schließlich wird auch die Vergebung im edlen Koran wie folgt gelobt: “[Wetteifert [...] nach dem Paradies [...] für die Gottesfürchtigen,] die da spenden in Freud und in Leid und ihren Zorn zurückhalten und den Menschen vergeben. Und Allah liebt die Gutes Tuenden.”3
Gläubige, die mit dem folgenden Gebot konfrontiert sind, sind einander mit Liebe gebunden. Schließlich sagt der erhabene Koran: “Übe Nachsicht, gebiete das Rechte und meide die Unwissenden.”4 Die Gläubigen haben folgende Eigenschaften: “Sie hegen gegenüber einander keinen Groll und keine Missgunst; Sie kehren einander nicht den Rücken zu und brechen ihre Beziehungen miteinander nicht ab. Mehr als drei Tage sind sie einander nicht gekränkt und verärgert. Sie sind Geschwister füreinander, wie Allah es gebietet.”5
Meine werten Geschwister!
Der Mensch ist ein Geschöpf und kann sich schließlich irren. Manchmal vergeht und sündigt der Mensch gegen seinen Schöpfer. Ebenso handelt er manchmal auch kränkend. Er kränkt das Herz seiner Freunde, Nachbarn oder Umgebung. Gläubigen, deren Herz einer Kränkung ausgesetzt wurde, geziemt es sich nicht, anderen mit derselben bösen Handlung, mit der sie selbst konfrontierten wurden, zu antworten. Einer bösen Tat mit einer ebenso bösen Tat zu entgegnen, ist eine Handlungsweise eines unbeholfenen und schwachen Menschen. Unser geliebter Prophet (s) wies auch auf diese Realität hin indem er sagte: “Stark ist nicht derjenige, der seinen Gegner im Ringkampf besiegt, sondern seine Wut im Moment seiner eigenen Wut überwindet.”6 Jemand, der kränkenden Handlungen ausgesetzt wurde, sollte eigentlich versuchen, Geduld zu üben und zu vergeben. Schließlich sagte der erhabene Allah verheißend, dass Allah lediglich die Ehre und Würde der so handelnden Gläubigen mehren wird.7
Die DITIB-Predigtkommission
1 Buhârî, Bed'ul-Halk, 7.
2 Koran, Yusuf, 12/92.
3 Koran, Al-i Imran, 3/134.
4 Koran, al-A’raf, 7/199.
5 al-Bukhari, Adab, 57.
6 al-Bukhari, Adab, 76.
7 at-Tirmidhi, Zuhd, 17.
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