Unser natürliches Habitat: Unsere Nachbarn

Im rezitierten Vers sagt Allah, der Erhabene: “Und dient Allah und setzt ihm nichts an die Seite; und seid gut zu den Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, den Nachbar, sei er verwandt oder aus der Fremde; zum vertrauten Freund, dem Sohn des Weges und dem Besitz eurer Rechten. Allah liebt den Hochmütigen und den Prahler nicht.”1

Verehrte Gläubige!

Für das individuelle und gesellschaftliche Leben ist Nachbarschaft unverzichtbar. Nachbarschaft verleiht dem menschlichen Leben eine Bedeutung und einen Wert. Nachbarschaft ist eine sehr wichtige Institution. Sie verleiht menschliche, religiöse und rechtliche Verantwortungen. Wir empfangen den Gruß von Nachbarn, denen wir jeden Tag begegnen. Wenn wir sie brauchen, sind sie bei uns. Alle Menschen, mit denen wir kommunizieren – egal wo und wann – gehören zu dieser Institution. Dabei wird nicht nach religiöser, ethnischer oder sozialer Kategorie getrennt.

Meine werten Geschwister!

Der Islam hat die Institution “Nachbarschaft” unter Schutz genommen. Denn es gelten folgende Regeln: “Wessen Nachbar hungernd zu Bett geht wobei dieser satt ist, gehört nicht zu uns.”2 “Wer an Allah und den jüngsten Tag glaubt, der soll seine Nachbarn nicht quälen.”3 “Wessen Nachbar sich vor seinen bösen Handlungen nicht sicher ist, kann nicht ins Paradies eintreten.”4 Der Islam empfiehlt uns, immer gerecht, tolerant und hilfsbereit zu den Nachbarn zu sein. Unsere Religion machte uns zur Pflicht, stets gut zu unseren Nachbarn zu sein. Nachbarn bilden das nahe und entfernte Umfeld von uns. Aus Sicht unserer Religion ist Gleichgültigkeit und Desinteresse gegenüber ihnen ein Vergehen. Denn das würde unseren Glauben überschatten. Daher gilt: “Wessen Nachbar sich vor seinem bösen Verhalten nicht sicher ist, kann nicht gläubig sein.”5

Verehrte Muslime!

Im Islam wird das Recht der Nachbarschaft nicht nach Religionszugehörigkeit sondern nach dem Menschsein gewertet. Deutschland ist multikulturell. Daher sollten wir die Rechte unserer Nachbarn respektieren. Daher sollten wir die Beziehung mit unseren Nachbarn im Rahmen ethischer Werte pflegen. In diesem Sinne sollten wir wissen, dass dieses zu unserer Verantwortung gehört. Wir dürfen nicht vergessen: Alle Dinge, die wir machen oder sagen – ob richtig oder falsch –, werden mit positiver oder negativer Wertung unserer Religion oder Gemeinschaft zugeschrieben.

Manche traditionellen oder kulturellen Praktiken dürfen nicht eine Art der Qual für unsere Nachbarn werden. Dazu sollten wir uns sensibel verhalten. Wir sollten Handlungen, die verpönt, unsensibel und unverantwortlich sind, bewusst vermeiden. Vor allem im Verkehr, am Arbeitsplatz, in der Schule, auf der Straße und in allen Bereichen des sozialen Zusammenlebens. Wir sollten uns immer daran erinnern und andere daran erinnern: Ein rechtschaffener, höflicher, respektvoller und liebevoller Nachbar gehört zu den größten Gaben des weltlichen Lebens. Deshalb gibt es die Redewendung: “Sei wählerisch in der Wahl eines Nachbarn als in der Wahl eines Hauses, denn du wirst mit ihnen zusammenleben.”

Unser geliebter Prophet sagte zur Nähe und zum Verantwortungsgrad zu Nachbarn: “Fast wären sie zu Erben voneinander gemacht worden.”6 Als Gläubige haben wir wichtige Aufgaben gegenüber unseren Nachbarn.

Ohne nach ethnischer, religiöser und sozialer Zugehörigkeit zu trennen, sollten wir unsere Nachbarn gut behandeln. Wir sollten sie bewirten und uns gegenseitig grüßen. Wir sollten sie besuchen und ihnen zur Hilfe eilen. Wir sollten freundlich zu ihnen sein und ihrer Einladung folgen. Wir sollten an ihrer Beerdigung teilnehmen und ihnen kondolieren. Wir sollten uns vor Handlungen bewahren, die ihnen Schaden zuzufügen. Wir sollten uns vor bösen Handlungen bewahren. Wir dürfen keine Makel und Fehler von ihnen erforschen. Wir sollten ihnen Orientierungshilfe bei religiösen und weltlichen Anliegen anbieten. Diese gehören zu unseren wichtigen Aufgaben und Verantwortungen.

Wir dürfen nicht vergessen: “Bei Allah ist der beste Nachbar derjenige, der sich gut zu seinem Nachbarn verhält.”7

 

Die DITIB-Predigtkommission

1 Koran, an-Nisa, 4/36                                                                             
2 Ibn Abi Schayba, Kitabu’l-Iman, (Damaskus, o. Datum), 33           
al-Bukhari, Adab 31                                                                                           
4 al-Muslim, Iman, 73
5 al-Bukhari, Adab, 29
6 al-Bukhari, Adab, 28
7 ad-Darimi, Siyar, 3; at-Tirmidhi, Birr, 28  

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