Köln, 21.05.2013: Zuletzt wurde in Rheinland-Pfalz in der Stadt Bullay in der Nacht zum 20. Mai die DITIB-Moschee verunglimpft. In diesem Fall wurden Materialen einer rechten, völkisch-nationalen NPD-Tochter-Organisation verwendet, die als deutschlandweite „Jugendorganisation“ getarnt ist. Hier ermitteln die Sicherheitsbehörden noch.
Dieser Übergriff reiht sich ein in eine wachsende Zahl an Moschee-Übergriffen und Anschlägen. Allein im Mai gab es inzwischen vier polizeilich relevante Fälle.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag (18. Mai 2013), wurde der Eingang der Islamischen Gemeinde in Düren mit folgenden Worten beschmiert: „NSU lebt weiter und ihr werdet die nächsten Opfer sein!!!“
Besonders infam ist unter diesem Aspekt die Verstrickung von politischen Strukturen, Tochterorganisationen, Kameradschaften, Aktionsgruppen und Ähnlichem, die eindeutig aus dem rechten Spektrum stammen und inzwischen deutschlandweit eine verheerende Wirkung auch auf sozio-politischer Ebene entfalten. Damit ist im Dürener Fall die implizierte Drohung, die sich nicht nur an die Wand, sondern in die Herzen der Menschen schreibt, sehr ernst zu nehmen.
Auch nach den aktuellen vorläufigen Zahlen des Bundesinnenministeriums ist bei den politisch rechts motivierten Straftaten ein Anstieg um vier Prozent auf rund 17.600 zu verzeichnen. Davon waren mindestens 840 Gewalttaten. Diese Zahlen, aber auch aktuelle Studien belegen, dass rechtsradikale, rassistische Gewalt und die dazugehörende menschenverachtende Gesinnung zur Realität in Deutschland gehören. Die von dieser Gewalt und Gesinnung betroffenen Opfer benötigen Hilfe und Unterstützung aus Politik, Staat und Zivilgesellschaft.
Bekir Alboga, Vorstandsprecher und stellv. Generalsekretär des DITIB-Bundesvorstand ergänzt: „Zeitgleich blicken wir genau in diesen Tagen auf die vor 20 Jahren verübten Anschläge von Solingen, Mölln, Rostock und Hoyerswerda zurück und gedenken der Opfer und ihrer Angehörigen. Diese menschenverachtenden Taten sind auch vor dem Hintergrund des politischen und sozialen Gesamtkontexts entstanden. Betrüblich ist, dass die Begrifflichkeiten und die Etiketten sich über die Jahrzehnte ändern mögen, die Schublade, in die Menschen durch diese xenophoben und rassistischen Haltungen gesteckt werden, bleiben dieselben:
‘R-Ausländer’. Terminologische Haarspaltereien bringen uns nicht weiter: Wenn von Islamfeindlichkeit gesprochen wird, klingt dies für Manche scheinbar tolerabel. Ist es aber nicht: Sie trifft Moscheen, sie trifft Gotteshäuser, sie trifft Gemeinden. Und im Alltagsleben drückt sich dies in Muslimfeindlichkeit aus. Sie trifft Menschen. Dass diese Menschen meist auch Migranten sind, ist eben kein Zufall.
Um Mechanismen der Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung aufzubrechen, muss man selbige bewusst machen, benennen und auch belangen. Mehr denn je brauchen wir vor Allem ein Bewusstsein und eine starke Haltung gegen Xenophobie und Rassismus aus Politik, Staat und Zivilgesellschaft. Dies vermissen wir leider zu oft.“
So wollen wir Politik und Gesellschaft mahnen, religiöse und kulturelle Grenzziehungen zu meiden, um so ein gesellschaftliches Klima zu ermöglichen, in dem Menschen unabhängig von Herkunft und Religion sich frei entfalten können.
Dazu gehört auch, dass sich Politik, Religion und Zivilgesellschaft schützend vor angefeindete Gotteshäuser und Gläubige stellen.
Zivilcourage ist ein Auftrag an Individuum und Gesellschaft gleichermaßen. Gemeinsam sind rassistische und xenophobe Serientäter in Schranken zu weisen. Gemeinsam muss menschenverachtende Geisteshaltung der Nährboden entzogen werden, um braune Sümpfe und xenophobe Sickergruben trocken zu legen.
Pressestelle
DITIB-Bundesverband