Lob und Dank sei Allah, Der uns den Morgen des Festtages vom Ramadanfest, an dem wir die Freude des Paradieses auf dieser Welt empfinden, erleben lassen hat! Frieden und Segen sei auf alle unserer Propheten, die sich für das Wohl der Menschheit und für den Weltfrieden einsetzten! Gegrüßt seien alle Gläubigen, die auf Allah vertrauen, den Fußstapfen der Propheten folgen und sich für ihren Glauben einsetzen um ihren Glauben zu beweisen.
Verehrte Senioren, auf deren Existenz wir stolz sind, werte Jugendliche, denen wir unsere Zukunft anvertrauen werden, liebe Kinder, die unser Augenlicht und die Freude unserer Häuser sind, und meine verehrten Geschwister in der Religion, die Mit-Angehörige meines Glaubens sind... Seien sie an diesem gesegneten Festtagsmorgen im Haus Allahs herzlich willkommen. Sei unser Fest gesegnet!
Meine Geschwister!
Der Monat Ramadan war eine hervorragende Schule für diejenigen, die eine Lehre daraus ziehen wollten. Der Ramadan war ein lebensverleihender Regen für unsere verdursteten Gewissen. Er war eine wärmende Sonne für unsere frierenden Herzen. Der Ramadan war ein starker Wind, der uns den Geruch des Paradieses von der Ferne herbeitrug. Diejenigen, die diesen Monat als eine nicht zu verpassende Gelegenheit ansehen, haben Samenkörner der Liebe, Toleranz und Geschwisterlichkeit in ihre Herzen gesät. Somit erlebten sie das Wohl, einen Beitrag dazu zu leisten, das Gute auf der Welt herrschend zu machen und damit sich die Güte auf der Welt vermehrt. Diese Personen wurden zu mit ihren Handlungen zu Bittgebeten und erhielten Bittgebete von anderen. Möge der erhabene Allah die Bittgebete annehmen!
Meine Geschwister! Geehrte Gläubige!
Es gibt eine wichtige Feststellung, die den Zweck des Gottesdienstes im Islam beschreibt. Diese besagt: “Das Gebet beginnt nachdem man aus der Moschee heraustritt; die Pilgerfahrt beginnt nachdem man aus Mekka zurückkehrt; das Fasten beginnt nachdem der Ramadan zu Ende gegangen ist.” In Wahrheit ist die Situation auch wirklich so. Das Gebet sollte uns bändigen nachdem wir aus der Moschee herausgegangen sind. Das Gebet sollte uns zu verantwortungsbewussten, sensiblen und gewissenhaften Personen machen. Das Fasten sollte uns auch nach dem Ramadan bändigen. Es reicht nicht, dass wir den Koran berühren, vielmehr sollte der Koran auch uns berühren. Er sollte alle Bereiche des Lebens berühren. So wie uns der Ramadan stets willkommen ist, sollte der Ramadan uns auch wohlauf auffinden, uns ermuntern und sich zufrieden von uns verabschieden. O Allah! Wir sind zufrieden mit dem Ramadan. Gewähre uns, dass der Ramadan auch zufrieden mit uns ist!
Meine Geschwister!
Der Monat Ramadan war eine Schule der Geduld, an dessen Ende Wohlergehen ist. Mit den vereinenden und integrierenden Kreisen an den aufgestellten Speisetafeln des Fastenbrechens (Iftar) haben wir nicht nur unsere Mägen aufgefüllt. Gleichzeitig haben wir unser Fasten um “eine” Speisetafel herum gebrochen. Während wir mit dem Gebetsruf der Einladung des “Einen” folgten und mit den Speisen, die an “einem” Herd gekocht wurden, unser Fasten brachen, übten wir Disziplin für Einheit und Eintracht. Eigene Koranrezitationen und zugehörte Gegenlesungen (Muqabala) ließen uns den Genuss, mit dem Koran in Kommunikation zu treten, erleben. Gleichzeitig haben wir auch erkannt, dass der Koran eine Brillanz, die auch unsere gegenwärtigen Tage erleuchtet, besitzt und der so aktuell ist, dass er auch heute noch unserer Zeit Leben verleiht.
Mit den Gebeten in derselben Gebetsreihe, nebeneinander und Schulter an Schulter haben wir eingeübt, dass wir ebenbürtig sind wie die Zinken eines Kammes. Wir haben uns nochmals vergegenwärtigt, dass wir eine Gemeinschaft (Umma) sind, die das gleiche Ziel verfolgen – egal welcher Ethnie, Farbe, Sprache, Rechtschule oder mystischer Tradition wir angehören. Wir haben uns mit der Freude ausgestattet, als Dank für das Erleben des Ramadans unsere Sadaqatu’l-Fitr zu entrichten; sowie die vom Herzen kommenden Infaq-Spenden zu zahlen und unsere Zakat an ihre wahren Anspruchsberechtigten zu übergeben, damit das Vermögen in den Wirtschaftskreislauf fließt und gesegnet werden möge. Entsprechend des Bittgebetes, das wir abermals sowie Tag und Nacht zum Ausdruck bringen: “Nur Dich beten wir an und nur Dich bitten wir um Hilfe”2, haben wir das Bewusstsein erlebt, in den Gipfeln des Gottesdienstes zu wandeln. Der erhabene Allah möge uns gewähren, dass wir die schönen Werte, die wir im Ramadan erworben haben, auch auf alle übrigen Zeiten ausdehnen mögen.
Meine Geschwister!
Wenn wir nachdenken und reflektieren, wird uns auffallen, dass manche Bekannte aus den früheren Jahren, mit denen wir uns gegenseitig zum Fest gratuliert hatten, sich an diesem Festtag nicht mehr unter uns befinden. Unser Schöpfer, Allah, der Erhabene, weiß es, ob wir eventuell dieses Festtagsgebet zum letzten Mal verrichten. Unzählige Menschen, denen wir keine Wertschätzung schenken, werden leider erst dann wertgeschätzt nachdem sie von dieser Welt fortgehen. Kommen sie und lassen sie uns nicht so lange warten bis wir für das Totengebet auf die Bare gelegt werden um uns miteinander zu versöhnen und unseren Groll zu beenden. Das Leben ist der Inbegriff für eine schwierige Reise von Hallos und Tschüss, Begrüßungen und Verabschiedungen, Talfahrten und Gipfelfahrten, die Hand in Hand und Arm in Arm gehen. Wenn wir auf dieser Reise einsam und allein fortschreiten, werden wir ohne Zweifel ruiniert sein.
Lassen sie uns als Kinder der Fremde und als Kinder der Auswanderung dieses Fest wie ein wahrhaftes Fest begehen. Lassen sie uns einen Schwamm über die Vergangenheit wischen und eine neue und unbeschriebene Seite in unserem Leben eröffnen. Lassen sie uns schöne Erinnerungen mit denjenigen Menschen ansammeln, mit denen wir dasselbe Ehekissen, dasselbe Haus, dieselbe Straße, denselben Stadtteil und dieselbe Welt teilen. Lassen sie uns denjenigen Menschen, die uns die Tore ihrer Herzen verschlossen haben, die Tore unserer Herzen öffnen. Lassen sie uns anstatt der eingestürzten Brücken neue Brücken vom Herzen zum Herzen aufbauen. Lassen sie uns nicht Geizige eine Lächelns sein. Lassen sie uns derjenige sein, der den ersten überraschenden Schritt tätigt anstatt den ersten Schritt von der Gegenseite zu erwarten ohne zu vergessen, dass der Vergebende Vergebung ernten wird. Lassen sie uns auch unsere Märtyrer, die unsere unsterblichen Helden sind, und unsere Vorfahren, deren Erinnerung wir in unseren Herzen wach halten, nicht vergessen. Lassen sie uns alle gemeinsam dafür beten, dass der erhabene Allah uns die wahre Atmosphäre des Vorgeschmacks aus dem Paradies, den wir hier und heute aus Anlass des Festes erleben dürfen, zuteilwerden lassen möge.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Fatiha, 1/4