Köln, 11.06.2010- Die Türkisch Islamische Union lehnt auf Grund des Ansatzes und der Konzeption den aktuellen Forschungsbericht Nr. 109 „Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration, Medienkonsum“ des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen mitsamt der Ursache-Wirkungs-Konzeption und der Sündenbock-Konstruktion ab.
Wie zuvor schon in anderen Kontexten, hat Christian Pfeiffer, Leiter des KFN, erneut mit seinen Ergebnissen für viel Tumult gesorgt. Man muss vielleicht sagen ‚mit der Zusammenfassung seiner Ergebnisse‘, denn die Reaktion der Öffentlichkeit kam so schnell, dass eine eingehende Studie der ,Studie‘ ausgeschlossen blieb. Eine solche hätte nämlich gezeigt, dass hier ein Missbrauch der Wissenschaft vorliegt. Die Inkompetenz über den Gegenstand der Forschung geht Hand in Hand mit methodischer Oberflächlichkeit. Folglich sind die Ergebnisse nur eines: Medienwirksam.
Medienwirksamkeit hat mit Gültigkeit jedoch wenig gemein. Der in der Studie zwar stellenweise relativierte aber stets aufrecht erhaltene Vorwurf, muslimische Religiosität fördere Gewaltbereitschaft entspricht weder den Erfahrungen der DITIB, noch kommt er irgendeiner Wirklichkeit entgegen. Er schafft aber verzerrte Realitäten, indem er prinzipiell eine verstärkte Gewaltbereitschaft bei Menschen mit Migrationshintergrund voraussetzt und dies zudem noch mit muslimischer Religiosität korrelieren lässt. Dass die ,Studie‘ übrigens ständig von ,islamischen‘ Jugendlichen und islamischen‘ Befragten, statt von muslimischen spricht, zeigt, dass ihr Interesse auch nicht primär der
Realitätsabbildung gilt.
Wir empfehlen den Interessenten, die Studie eingehend zu lesen, und hoffen darauf, dass die Öffentlichkeit sich besinnt auf Abbildung der Realität. Solange dies nicht geschieht und die Gewalt an der Wissenschaft, die hier betrieben wird, unhinterfragt aufgenommen wird, wird es nicht zu konstruktiven Ergebnissen kommen. Wir hoffen ferner, dass Behörden und Politik ein höheres Reflektionspotential aufbringen als die Studie und sie nicht zur Handlungsgrundlage machen.
Religionen wirken stets Gewalt vorbeugend, da sie prinzipiell friedensorientiert sind und den Menschen unmittelbar zu wertorientiertem Handeln bewegen können. Muslimische Religionsgemeinschaften leisten somit einen wichtigen Beitrag für die Arbeit gegen Gewalt in der Gesellschaft, einfach indem sie Religionen pflegen. Eine Studie, die diese Evidenz aufheben möchte, sollte Besseres zu bieten haben, als Dilettantismus und Medienwirksamkeit.
DITIBTürkisch Islamische Union