Geehrte Gläubige!
Der Glaube beherbergt in sich Vertrauen und Sicherheit. Gläubig zu sein bedeutet gleichzeitig, zu vertrauen, Vertrauen zu erwecken und durch Zuversicht und Ergebenheit an Allah ein umfängliches Sicherheitsempfinden zu verspüren. Dieser Aspekt wird im unserem edlen Buch wie folgt ausgedrückt: “Diejenigen, die glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit verdecken, die haben (das Recht auf) Sicherheit, und sie sind rechtgeleitet. “1
Als der Prophet (s) eines Tages mit seinen Gefährten zusammen war, fragte er: “Soll ich euch sagen, wer von euch gut und wer von euch böse ist?” Seine Gefährten sagten: “Ja, o Gesandter Allahs.” Daraufhin sagte er: “Der Gute von euch ist derjenige, von dem man Gutes erwartet und vor dessen bösen Taten man sich sicher ist. Der Böse von euch ist derjenige, von dem Gutes nicht erwartet wird und vor dessen bösen Taten man sich nicht sicher ist.”2
Meine werten Geschwister!
So wie bei jeder ethischen Tugend, hat uns auch hierzu unser Prophet das beste Beispiel als Erbe hinterlassen. Unsere Quellen überliefern uns folgendes eindrucksvolle Ereignis: Die mekkanischen Polytheisten beauftragten eine Gruppe, bestehend aus je einem Jugendlichen aus jedem mekkanischen Stamm, um den Propheten umzubringen. Der Gesandte Allahs bekam dies mit und bevor er in die Stadt Medina auswanderte, hinterlies er Ali an seiner Stelle und befahl ihm, die wertvollen Güter, die die Polytheisten dem Propheten anvertraut hatten, den Besitzern auszuhändigen. Das heißt der Prophet antwortete sogar gegenüber seinen Feinden, die zu Unrecht seinen Todesbeschluss gefasst hatten, mit seiner erhabenen Tugend der Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Bis zum jüngsten Tag ist dieses in der Praxis vorgelebte Beispiel eine Lektion für alle Muslime.
Meine Geschwister!
Alle Behauptungen erfordern einen Beweis für die Bestätigung ihrer Richtigkeit. Von jemandem, der behauptet: “Ich glaube!”, wird erwartet, dass er dies beweist. Schließlich ist es ein sehr wichtiges Zeichen und ein Beweis des Glaubens vertrauenswürdig zu sein, denn der Prophet sagte: “Wer über keine Vertrauenswürdigkeit verfügt, hat auch keinen Glauben. Wer sein Wort nicht einhält, der hat auch keine Religion.”3 So wie es keine Sonne ohne Sonnenstrahlen geben kann, gibt es auch keinen Gläubigen ohne ausstrahltendes Vertrauen. So wie man keinerlei Zweifel daran hat, dass es morgens hell ist wenn man die Aussage hört: “Die Sonne ist aufgegangen”, sollte man auch keinen Zweifel daran haben, dass jemand, der sich als Gläubiger bezeichnet, vertrauenswürdig ist.
Schätzenswerte Muslime!
Der Prophet sagte: “Der Gläubige ist derjenige, vor dem die Menschen in Bezug auf ihr Leben und Eigentum in Sicherheit sind.”4 Ein sicheres Umfeld ist Vorbedingung für die Inanspruchnahme aller weiteren Gaben. Ohne sicheres Umfeld, kann weder der Handel, noch die Bildung, noch das soziale Leben auf einer gesunden Basis fortgeführt werden. Auch wenn trotz eines unsicheren Umfelds, Reichtum und wirtschaftlicher Wohlstand vorhanden sein sollte, können diese Gaben nicht frei in Anspruch genommen werden. Gläubige hingegen müssen die Garantie für ein gerechtes und sicheres Umfeld sein.
Unsere Aufgabe als Gläubige ist es, uns die Prophetenkette zum Vorbild zu nehmen, uns mit dem Charakter des geliebten Propheten auszustatten und somit ein vertrauenswürdiger Angehöriger der Gemeinschaft (Umma) des vertrauenswürdigen Propheten zu werden. Vergessen sie nicht, dass die Vorbedingung für Vertrauenswürdigkeit, der Einsatz für den Glauben und die anvertrauten Güter Allahs ist. Veruntreut der Mensch aber die anvertrauten Güter, wird sowohl das Wohl als auch die Sicherheit abhandenkommen. Wenn der Mensch vertrauenswürdig ist, dann werden auch die Häuser der Familien sicher sein. Wenn der Mensch vertrauenswürdig ist, dann werden auch die Städte sicher sein. Wenn der Mensch vertrauenswürdig ist, dann werden auch die Länder sicher sein. Der Glaube und die Sicherheit in unseren Herzen sind eine Garantie dafür, dass unser Universum, die Natur und unsere Welt sichere Orte sind.
“Daru’s-Salam”, das heißt “Haus des Friedens“ ist ein anderer Name der Stadt Jerusalem (Quds). Allerdings beschädigen Entscheidungen zu Jerusalem und die Entwicklungen in diesem Rahmen das Vertrauensklima, worauf die Menschheit angewiesen ist. Das Land, das seit Jahrtausenden Haus des friedlichen Zusammenlebens war, wird mit den neuen Entwicklungen in die Spirale des Unwohls verwickelt und die ganze Menschheitsfamilie wird mit einer großen Verzweiflung konfrontiert.
Als in Deutschland lebende Muslime erwarten wir, dass Fehlentscheidungen, die das Vertrauensklima der Region und unserer Welt tilgen, unverzüglich revidiert werden und ich gratuliere zu Ihrem Freitag mit dem Bittgebet, dass erneut Vertrauen und Frieden in unserer Welt herrschen möge.
Die DITIB Predigtkommission
1 Koran, al-An’am 6/82
2 Tirmizi, 34, Kitabu’l-Fitan, Bab 76, Nr. 2263
3 Ahmad b. Hanbal, Musnad, III, 135
4 al-Bukhari, Iman, 7
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