Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Der Opfergottesdienst hat seine Wurzeln beim Propheten Adam (s). Seinen Gipfel hat er durch die Erfahrung von Abraham (s) erreicht. Diese Erfahrung zeigt uns die Hingabe von ihm und seinem Sohn. Der Opfergottesdienst beherbergt sehr viele Weisheiten und Güte in sich. Es ist einer der symbolischen Gottesdienste des Islams.
Der Begriff der Opfergabe (Kurban) beinhaltet jegliche Nähe. Diese Nähe birgt die ganze materielle und spirituelle Bandbreite in sich. Als religiöser Terminus bringt das Opfer die Nähe zu Allah zum Ausdruck. Im besonderen Sinne wird damit die an den Tagen des Opferfestes dargebrachte Opfergabe gemeint. An diesen Tagen werden die Opfertiere, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, in entsprechender Form geschlachtet.
Meine Geschwister!
Gemäß folgendem Vers sehen wir Gläubige die Opfertiere nicht als Proteinlieferanten, d.h. Fleisch: “Niemals erreicht ihr Fleisch und ihr Blut Allah, jedoch erreicht Ihn eure Frömmigkeit.”2 Vielmehr sehen wir die Opfertiere als eine Form von “Gottesdienst” an. Sie lassen uns, uns Allah und unseren Geschwistern nähern.
Wir gehören zur Gemeinschaft des Propheten (s), der seine Frau fragte: “Was ist uns vom Opfertier übriggeblieben?” Auf die Antwort seiner Frau erwiderte er dann: “Also, sind uns alle gespendeten Teile übriggeblieben außer dem verbliebenen Schulterblatt, meine liebe Aischa.”3 Damit betonte der freigiebige Prophet, ins Jenseits zu investieren. Gemäß des Vorbildes unseres Propheten sollte jeder Einzelne von uns die Fußstapfen von ihm verfolgen. Demgemäß sollten wir helfende Hand für die ganze Welt sein.
Aus Anlass des Opferfestes erleben wir die Freude, eine Herzensbrücke zu Glaubensgeschwistern zu schlagen. Wir schlagen Brücken zu Menschen in der ganzen Welt, deren Länder wir nicht mal auf der Landkarte zeigen können.
Was wir teilen, sind nicht nur ein paar Kilo Fleisch. Wir teilen Wohlverdientes, das wir mit Mühe und Arbeit erwirtschaften. Wir versuchen, Licht in den Augen und Lächeln im Gesicht hervorzurufen. Somit versuchen wir ihre Existenz lebhafter zu machen. Am wichtigsten ist, dass wir mit unseren Glaubensgeschwistern solidarisch sind. Unsere Glaubensfamilie ist mit tausenden Arten von Sorgen konfrontiert. Durch unsere Unterstützung können wir nochmals zeigen, dass unser Glaube unsere größte Chance ist.
Auch die verteilten Fleischgaben des Opfertieres werden an einem Tag verbraucht sein. Aber unsere Saatkörner von Liebe und Hoffnung werden immer aufblühen und Früchte tragen. Es gibt Mütter, die ihre Kinder tränend beobachten wenn sie nach Tagen von Hunger und Nöten satt einschlafen. Es ist sehr tugendhaft, wenn wir Platz in den Bittgebeten einer solchen Mutter finden. Möge uns Allah, der Erhabene, uns solche Taten machen lassen, die die Gebete von den Benachteiligten regen.
Meine Geschwister!
Gott sei Dank wird unsere Opfergaben-Organisation mit großer Transparenz, Sorgfalt und Selbstlosigkeit durchgeführt. Diesbezüglich arbeitet die Türkisch-Islamische Union (DITIB) mit der Türkischen Diyanet-Stiftung zusammen. Die Kampagne läuft dieses Jahr unter dem Motto: “Teile deine Opfergabe, nähere dich deinen Geschwistern.” In diesem Rahmen werden weltweit Opfergaben in annähernd 150 Ländern und 500 Regionen verteilt.
Auch in diesem Jahr werden wir ihre Opfergaben an Millionen Familien verteilen. Daher werden wir alle gemeinsam eine Freude erleben. Wir freuen uns, ein tätliches Bittgebet für Benachteiligte und Bedürftige sein zu können.
Aus Anlass des Opferfestes werden wir erneut zeigen, dass wir eine Einheit mit der großen Familie unserer Glaubensgeschwister bilden. Wir zeigen, dass sie mit ihren unterschiedlichen Ethnien, Hautfarben, Sprachen, Geschlechtern, Kulturen, Lebensformen, Weltanschauungen und Zukunftserwartungen Teil dieser einen Familie sind. Dadurch zeigen wir: Sie gehören wie die Organe eines Körpers zueinander; Sie sind wie die Ziegelsteine eines Gebäudes aneinandergekoppelt.
Wir bitten Allah, den Erhabenen darum, dass unsere Opfergaben zur Intensivierung unserer Geschwisterlichkeit dienen. Wir bitten darum, dass sie zur Steigerung des Weltfriedens und gesellschaftlichen Wohls beitragen mögen. Mit der Hoffnung auf Gesundheit und Wohl wünsche ich ihnen einen segensreichen Freitag.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Hadsch, 22/36
2 Koran, al-Hadsch, 22/37
3 at-Tirmidhi, Qiyama, 33