Gesundheit hat Vorrang!

Verehrte Gläubige!

Auf Anlass einer Angelegenheit machte sich der Kalif Umar (r) nach Damaskus auf. Unterwegs erfuhr er etwas: Es gab eine ansteckende Krankheit in Damaskus. Daraufhin wertete er die Situation mit seinen Freunden aus. Dabei wollten sie entscheiden, ob sie nach Damaskus gehen wollen oder nicht. In der Konsequenz hat er das Prinzip der Umsichtigkeit und Prävention walten lassen. Demzufolge hat er die Reise abgesagt und ist zurückgekehrt. Auf diese präventive Maßnahme von Umar reagierte der Gefährte Abu Ubayda b. Dscharrah (r) und sagte widersprechend: “O Umar, fliehst du vor dem Schicksal Allahs?” Daraufhin seufzte Umar. Schließlich spürte Umar die Verantwortung der Muslime auf seinen Schultern. Dann sagte Umar: “Hättest du das lieber nicht gesagt, o Abu Ubayda! Ja, wir fliehen vor dem Schicksal Allahs wiederum in das Schicksal Allahs.”1

Geehrte Gläubige!

Folgende Realität ist allgemein bekannt: Ansteckende Krankheiten führten während der ganzen Menschheitsgeschichte zu kollektiven Todesfällen. Verschiedene Epidemien führten zu folgenden Todesfällen: Im 14. Jahrhundert gab es die Pest in Europa und Asien; Im 19. Jahrhundert gab es die Cholera und Pocken; Im letzten Jahrhundert gab es Ebola, HIV-Virus und Schweinegrippe. Diese Epidemien führten zum Tod von Millionen Menschen. In den letzten Tagen gibt es einen neuen Coronavirus. Es tauchte zuerst in der Stadt Wuhan in China auf. Dann weitete sich das Virus auf die ganze Welt aus. Es führte bereits zu vielen Todesfällen. Daher mussten alle Behörden und Institutionen Maßnahmen treffen.

Unser größter Wusch ist es, dass in kurzer Zeit eine Lösung für diese ansteckende Krankheit gefunden wird. Daher sagten unsere Vorfahren sehr zutreffend: „Gesundheit hat Vorrang!“ Wenn der Mensch seine Gesundheit verliert, verliert der Mensch sein größtes Kapital auf der Welt. in seinem Krankenbett formulierte Süleyman der Prächtige diese Realität wie folgt: “Für das Volk gibt es nichts Wertvolles wie Glück / Diesseits gibt es kein Glück wie einen Atemzug Gesundheit.” Unser geliebter Prophet sagte hierzu: “Es gibt zwei Gaben wozu sich die Menschen irren [das heißt, ihren Wert nicht zu schätzen wissen]: Gesundheit und Freizeit.”2 Der Prophet lud die Menschen ein, sich bewusst hierzu zu verhalten.

Meine werten Geschwister!

Der ansteckende Coronavirus gefährdet die Menschheit. Im Rahmen der Bekämpfung der Ansteckungsgefahr ist es sinnvoll, uns an die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden und unserer Religion zu erinnern. Wir sollten uns an die fundamentalen Werte und Prinzipien des Islams in allen Bereichen erinnern: Von der Körperhygiene bis zur Haushygiene; Von den Regeln für Mahlzeiten und Getränke, sowie Bekleidung, bis hin zu den persönlichen und sozialen Beziehungen.

Der Coronavirus hat die Bedeutung von Hygiene und Sauberkeit nochmals auf die Tagesordnung der Menschheit gebracht. Unsere Religion hat vor allem großen Wert auf die persönliche Hygiene und Sauberkeit gelegt. Daher wird im Islam die Sauberkeit als Teil des Glaubens angesehen. In unserer Religion werden folgende Handlungen als Mindeststandards der Reinheit erachtet: Die Reinigung (Tahara) nach dem Wasserlassen oder nach dem großen Stuhlgang; Durchführung der Ganzkörperwaschung (Ghusl) oder Gebetswaschung bei Bedarf; Die Reinigung des Platzes, unserer Kleidung und unseres Körpers für das Gebet. Daneben werden uns folgende Handlungen helfen, uns vor der Ansteckung zu schützen: Die häufige Waschung der Hände mit Seife; Desinfizierung der Hände; Nutzung von frischen Handtüchern; Sowie das Fernhalten von den Berührungen mit der Hand. Die Reinigung von gemeinsam genutzten Örtlichkeiten wie Waschräume sowie Toiletten sind besonders wichtig. Daher empfehlen wir unseren Gemeindeangehörigen, sich für eine gewisse Zeit vom Händeschütteln sowie von der Umarmung fernzuhalten. Menschen mit fortgeschrittenem Alter und chronischen Krankheiten sollten sich von großen Menschenmengen fernhalten. Für eine gewisse Zeit sollten sie daher ihre Gebete zu Hause verrichten. Diese Praxis wird hilfreich sein um sie zu schützen. Das Ausbreitungsrisiko der Krankheit kann geschwächt werden, wenn folgende Schritte eingehalten werden: Insbesondere Menschen mit grippaler Krankheit sollten sich nicht in gesellschaftliche Menschenmengen begeben. Außerdem sollten sie erst nach telefonischem Kontakt bei einem Arzt vorstellig werden.

Daneben gebietet uns unser Buch, saubere und erlaubte Speisen zu uns zu nehmen. Wir sollten darauf achten, dass die konsumierten Speisen erlaubt und sauber sind. Obst und Gemüse sollte erst nach gründlichem Waschen gegessen werden. Es darf nicht vergessen werden: Viele Viren werden über Speisen infiziert. In einem edlen Vers lautet es wie folgt: „Menschen! Esst von dem, was auf Erden erlaubt und gut ist, und folgt nicht den Fußstapfen des Satans; er ist euch ein offenkundiger Feind.“3

Werte Gläubige!

Als Diener Gottes ist es unsere Aufgabe, Präventionsmaßnahmen zu treffen. Vorkehrungen sind unsere Sache, jedoch ist die Fügung Sache Allahs. In solchen Situationen ist Umsicht geboten. Insbesondere sollten führende Personen in der Gesellschaft sowie führende Behörden und Institutionen die Gesellschaft richtig weisen. Das ist eine menschliche und religiöse Verantwortung. Wir stellen uns dieser Verantwortung und sagen: Gesundheit hat Vorrang! Wir laden jeden dazu ein, die Empfehlungen der örtlichen Behörden und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzuhalten. Wir laden jeden ein, seine Aufgabe in der Bekämpfung dieser Krankheit wahrnehmen.

Ich möchte meine Freitagspredigt mit einem Bittgebet unseres geliebten Propheten (s) beenden: „O Allah! Ich nehme Zuflucht bei Dir, dass deine geschenkten Gaben vernichtet werden; dass deine geschenkte Gesundheit und mein Wohlergehen zugrunde gehen; und dass du plötzlich strafst. Und ich nehme Zuflucht bei Dir vor allem, was Deine Wut erregt.“4 Amin.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 al-Bukhari, Tib, 30.
2 Riyadu’s-Salihin, Hadis Nr: 98.                                                                                       
3 Koran, al-Baqara, 2/168.      
4 al-Muslim, Dhikr, 96.

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