Werte Gläubige!
Wir alle wissen, dass wir in diesem vergänglichen irdischen Leben alle jeweils Reisende sind. Unser Leben hingegen ist eine Reise. Wir wissen jedoch nicht, wann diese Reise enden wird.
Unser letztendlicher Bestimmungsort ist ohne Zweifel das Jenseits. Wir werden also vor unseren Schöpfer treten. Dort werden während der Rechenschaft manche Gesichter aus Reue verfinstern. Andere Gesichter hingegen werden aus Freude funkelnd flimmern. Manche werden bestraft. Andere werden hingegen belohnt. Manche werden in die Hölle eintreten. Andere hingegen werden an der Pforte des Paradieses mit Grüßen und Wünschen zum Wohlergehen empfangen. Lassen sie uns folglich uns selbst als Reisende der vergänglichen Welt folgende Fragen stellen: Was wird uns an jenem Tag vor Bestrafung retten; was wird uns Belohnungen erlangen lassen, wenn wir uns vor Allah zu verantworten haben? Was wird an jenem Tag das Wohlwollen unseres Schöpfers anregen? Was wird Anlass dazu sein, dass wir an der Pforte des Paradieses mit Grüßen empfangen werden? Was wird dazu nutzen, dass wir errettet werden?
Meine Geschwister!
Die Antwort des erhabenen Allahs auf diese Fragen in unserem edlen Buch lautet wie folgt: “An jenem Tag, da weder Besitz noch Söhne helfen, es sei denn, wer zu Allah mit reinem Herzen kommt.“1
Was also ist das reine und ungetrübte Herz, verehrte Gläubige? Das ungetrübte Herz ist ein innerlich an Allah gebundenes reines Herz. Es ist fern von Unglaube, Beigesellung, Unwissenheit und schlechten Charaktereigenschaften. Dieses Herz hat die Fähigkeit, Gutes vom Bösen zu trennen. Es hat sich von den Begierden des Egos (nafs) befreit. Es unterwirft sich den Einflößungen des Teufels nicht. Das ungetrübte Herz stattet seinen Eigentümer mit edlem Charakter aus; lässt ihn die Wahrheit sagen; lässt seinen Händen und Füßen rechtschaffene Werke tun; sowie hat es keine seelischen Makel wie Arroganz, Neid und Missgunst.
Verehrte Gläubige!
Während wir uns in dieser langen Reise zum Jenseits schrittweise vorantasten, begegnen wir sicherlich auch manche Schwierigkeiten. Damit wird unser Charakter geprüft. Auf diesem Weg haben wir uns jederzeit mit dem Teufel, unserem Ego und unseren niederen Trieben auseinanderzusetzen. Während dieser Bewältigung und unserer darzubringenden Auseinandersetzung ist die wichtigste Aufgabe von uns, unsere Herzen ungetrübt sein zu lassen; das heißt unsere Herzen von Sünden, bösen Empfindungen und Gedanken zu bereinigen und diese blitzeblank zu halten.
Ich möchte meine Freitagspredigt mit den Zeilen des Dichters Bestami Yazgan beenden.
Geh gut mit Blumen um,
Kränke den Honig nicht.
Für eine kleine Frucht,
Kränke den Ast nicht, oh Herz.
Sprechen ist unsere Sache,
Auch wenn schöner Schmuck,
“Sage entweder Gutes oder schweige.”
Kränke die Zunge nicht, oh Herz.
Enthalte dich nicht als Liebender,
Sei Erbauender, nicht Vernichtender,
Sei kein Dorn für Liebende,
Kränke die Rose nicht, oh Herz.
Auch wenn erhobenen Hauptes,
Lass deine Augen in die Weite schauen,
Stolziere nicht arrogant herum,
Kränke den Weg nicht, oh Herz.
Rebelliere nicht, wenn der Schöpfer gibt,
Schimpfe nicht, wenn er zurücknimmt,
Zerstöre eine funktionierende Behausung nicht,
Kränke die Asche nicht, oh Herz.
Es kränkt Seinen Willen,
Mische dich nicht ein in Seine Weisheit.
Um des Schöpfers Willen,
Kränke den Diener nicht, oh Herz.
Die DITIB-Predigtkommission
[1] Koran, asch-Schuara, 26/88-89.