Verehrte Gläubige! Werte Gemeinde der Muslime!
Heute ist Freitag, der 3. Muharram 1.445. Vor zwei Tagen begann am Mittwoch, dem 1. Muharram, ein neues islamisches Jahr und wir sind in das 1.445. Jahr der Hidschra eingetreten. Möge das neue islamische Jahr Wohl bringen und gesegnet sein.
Werte Gläubige!
Die Menschheitsgeschichte ist zugleich eine Migrationsgeschichte. Während der ganzen Geschichte hindurch mussten Menschen die Orte, wo sie geboren und aufgewachsen sind, aufgrund verschiedener Gründe verlassen. Manchmal führten Knappheit und Hunger, manchmal Krankheit und Kriege dazu, dass Menschen ihr Land verlassen und in andere Länder auswanderten.
Der edle Koran sieht es als eine große Sünde an, dass Menschen dazu gezwungen werden, ihre Häuser und Länder zu verlassen. Diesbezüglich sagt der erhabene Allah folgendes: „Und als wir einen Bund mit euch schlossen, dass ihr nicht euer Blut vergießt und euch nicht aus euren Wohnungen vertreibt, da gelobtet ihr es. [...] Dann aber wart ihr diejenigen, die sich gegenseitig erschlugen, und ihr vertriebt einen Teil von euch aus ihren Wohnungen, indem ihr in Sünde und Feindschaft einander gegen sie beistandet. [...] Glaubt ihr denn nur einen Teil der Schrift und verleugnet einen anderen? Wer aber solches unter euch tut, den trifft kein anderer Lohn als Schande in diesem Leben, und am Tag der Auferstehung werden sie der schwersten Strafe überantwortet werden; denn Allah ist nicht achtlos eures Tuns.”1
Verehrte Gläubige!
Auch die Auswanderung unseres Propheten Muhammed Mustafa (s) von Mekka nach Medina war ein Ereignis, dass sich – wie in dem soeben rezitierten Vers zum Ausdruck gebracht wird – unter Zwang und Druck zutrug. Mekka wurde unserem Propheten und die an ihn glaubenden handvollen Gefährten unerträglich eng gemacht. Die schonungslos mit Hunger, Knappheit, Druck sowie Folterpolitik von den führenden Mekkanern konfrontierte Situation der Muslime nahm eine nicht auszuhaltende Dimension an. Die gebrechlichen und schwachen Gläubigen, die unter den harten Umständen von Mekka nicht standhalten konnten, mussten Mekka gruppenweise verlassen und Zuflucht in Abessinien suchen. Die Stämme von Mekka begnügten sich nicht damit, vereinten sich und beschlossen ein Attentat gegenüber unseren Propheten (s) zu verüben. Nach 13 Jahren Einladung musste unser geliebter Prophet (s) daraufhin nach Medina auswandern. Die Auswanderung der Gläubigen und unseres Propheten (s), die mit Leib und Eigentum geprüft wurden, wird im edlen Koran wie folgt erzählt: „Und es antwortet ihnen ihr Herr: „Ich lasse nicht verlorengehen das Werk des Wirkenden unter euch, sei es Mann oder Frau […]. Und diejenigen, die da auswanderten und aus ihren Häusern vertrieben wurden und in meinem Wege litten und kämpften und fielen – wahrlich, bedecken will Ich ihre Missetaten, und wahrlich, führen will Ich sie in Gärten, durcheilt von Bächen: Als Lohn von Allah; und Allah – bei Ihm ist der schönste Lohn.“2
Ja, wahrlich geht keine einzige Bemühung auf dem Wege Allahs verloren. Mit dieser Überzeugung wanderte unser Prophet (s) nach Medina aus. Seine Einladung breitete sich in kurzer Zeit überall auf der arabischen Halbinsel aus. Unser Prophet erreichte es, in Medina eine vorbildhafte Gesellschaft, die auf Güte und Frömmigkeit basierte, aufzubauen. Diese Zeit wurde daher die „Periode der Glückseligkeit” genannt. Zurzeit vom Kalifen Umar wurde dieses segensreiche Ereignis als Beginn für den Kalender akzeptiert.
Verehrte Gläubige!
Die Auswanderung kann mit ihrer zeitlichen und örtlichen Dimension bereits abgeschlossen sein. Jedoch ist es ein Ereignis, das mit seiner spirituellen Dimension bis zum Jüngsten Tag andauern wird. In diesem Sinne betrifft uns die Auswanderung sowohl heutzutage als auch jederzeit in Zukunft. Jedoch vollzieht sich diese Auswanderung nicht dadurch, dass man sich ein Ort oder ein Land sucht, wohin man auswandert. Vielmehr wird dies dadurch verwirklicht, dass man in jeder Situation nach dem noch besseren, noch schöneren hinterhereilt, den Islam aufrichtig praktiziert und sich von den Verboten Allahs entfernt.3
Jeder Mensch, dessen weltliches Leben mit seiner Geburt beginnt, ist auf der anderen Seite gleichzeitig ein Auswandernder. Wie Abraham (s) es sagte, wandern wir alle aus zu unserem erhabenen Schöpfer.4 Wir sind Auswandernde aus dem vergänglichen Diesseits zum unendlichen und wahrhaftigen Jenseits.
In diesem Sinne wünsche ich vom erhabenen Allah, dass unser 1.445. islamisches Jahr Wohl und Segen für die Gemeinschaft (Umma) Muhammeds sowie die ganze Menschheitsfamilie bringen möge und vertraue sie dem erhabenen Allah an. Sei ihr Freitag gesegnet.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Baqara, 2/84-85.
2 Koran, Al-i Imran, 3/195.
3 Bukhari, Iman, 4.
4 Koran, al-Ankabut, 29/26.
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