Beginn des islamischen Kalenderjahres und der Monat Muharram



Verehrte Muslime!

Mit dem morgigen Tag werden wir das 1444. islamische Jahr (der Hidschra) begehen. Unendlicher Dank und Lob seien dem erhabenen Allah, dem Schöpfer und Herrn der Welten, dem Barmherzigen und Allerbarmer, Der uns ein neues islamisches Jahr erleben lässt. Frieden und Segen seien unserem Propheten Muhammed Mustafa, der ausgewandert ist, damit die Friedensbotschaften unserer erhabenen Religion der ganzen Menschheit übermittelt werden, sowie seiner gesegneten Familie und seinen Gefährten. Sei unser neues islamisches Jahr gesegnet.

Geehrte Gläubige!

Der islamische Kalender nimmt die Auswanderung unseres Propheten und seiner Gefährten von Mekka nach Medina als Grundlage. Jedoch beinhaltet die Hidschra viel größere Bedeutungen als eine einfache Reise.

Die Hidschra ist ein Anzeichen für das Gehorsam gegenüber Allah und für die Loyalität gegenüber dem Propheten. Es ist die Bezeichnung für den Übergang von Gewalt zur Barmherzigkeit; vom Untertan gegenüber Geschöpfen zum Untertan gegenüber dem Schöpfer, sowie von Sünde zur Wohltat. Gemäß der Aussage unseres Propheten (s) lautet es wie folgt: “Der Muslim ist derjenige, vor dessen Hand und Zunge die Muslime in Sicherheit sind und keinen Schaden erleiden. Der Auswandernde ist derjenige, der das von Allah Verbotene unterlässt.”1

Hidschra bedeutet, trotz unserer Unterschiede zu Ethnie, Rechtsschule und mystische Richtung unzertrennlich zu sein wie Haut und Knochen. Es ist das Fernbleiben von Unwissenheit und Gewalt, sowie zu unterlassen, Unterschiede als Ursache für Konflikte zu nehmen. Es ist, sich für das Wohlwollen der ganzen Menschheit einsetzen zu können. Es ist die entschiedene und geduldige Auseinandersetzung mit jeglichem Bösen ohne in Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Es ist die Darlegung der Position eines Gläubigen gegenüber jeglicher Unterdrückung, Unrecht, Gewalt und Diskriminierung.

Werte Muslime!

Der Monat Muharram ist der erste Monat des islamischen Kalenders. Der Monat Muharram ist ein wichtiger Monat, dessen Achtung uns der erhabene Allah gebietet. Der Gesandte Allahs (s) teilt uns die Bedeutung dieses Monats wie folgt mit: “Nach dem Ramadan ist das wertvollste Fasten dasjenige im Muharram, welcher Monat Allahs ist.”2

Der zehnte des Muharrams hingegen ist der Aschura-Tag. Der Aschura-Tag ist ein erhabener Tag, worin sich bedeutende Entwicklungen im Leben von zahlreichen Propheten ereigneten. Unsere im Monat Muharrem gepflegte Aschura-Tradition hingegen ist das Symbol von Einheit und Eintracht, Teilen und Solidarität. Die Aschura-Speise ist eine schöne Gabe (ni`ma), deren unterschiedliche Erzeugnisse zusammen einen leckeren Wohlgeschmack hervorbringen. Wie es bei der Aschura auch eine große Gabe (ni`ma) darstellt, ist auch das Teilen der Freude und Kummer, der Liebe und Mühsal trotz ihrer Diversität ebenso eine große Gabe.

Der Aschura-Tag ist eine Periode der Trauer und Kummer, worin Hüseyin und Dutzende Gläubige - mehrheitlich aus der Familie des Propheten (Ahl al-Bayt) – brutal und gnadenlos in Karbala gefallen sind. Dieses tragische Ereignis und große Leid hinterließ tiefe Wunden in den Herzen aller an Allah und seinen Botschafter Glaubenden – unabhängig von Ethnie, Hautfarbe und Region. Denjenigen Muslimen, die in den Tiefen ihrer Herzen den Schmerz von Karbala empfinden, obliegt es, Karbala richtig zu verstehen und richtige Lehren daraus zu ziehen: Keinesfalls die Einheit und Eintracht zu beeinträchtigen.

Werte Gläubige!

Heutzutage ist die Menschheit mehr denn je zuvor auf die vermittelten Werte der Auswanderung angewiesen wie Geduld, Ausdauer, Selbstlosigkeit, Glaube und Hoffnung. Die Menschheit ist nämlich unter der Belagerung von immensen Problemen wie Gewalt, Kriege, Hunger, Armut, Migration und Krisen. Leider erlebt die Menschheit eine weitere Periode der leidvollsten und krisenanfälligsten Perioden.

Kommen sie und lassen sie uns bemühen, allen voran uns selbst, unsere Familie und – ohne nach Religion, Sprache, Ethnie, Farbe und Geschlecht zu trennen – alle Menschen trotz jeglicher Widrigkeiten mit den lebensverleihenden Prinzipien des Islams zusammentreffen zu lassen. Lassen sie uns die Wahrheiten des Korans, die Sunna unseres Propheten und die Tugend der Auswanderung aneignen. Lassen sie uns mit Zielstrebigkeit und Entschiedenheit, Geduld und Selbstlosigkeit bemühen, dass die Welt noch schöner wird. Lassen sie uns nicht vergessen, dass wir deshalb geschaffen wurden, um Diener unseres Schöpfers zu sein, diese Welt zu kultivieren, die Menschheit mit Recht und Wahrheit zusammentreffen zu lassen und die Güte herrschend auf der Welt zu machen. Lassen sie uns ein Leben in Einheit und Eintracht führen, einander an Wohltaten und Gutes zu erinnern, denn wir wurden gesandt, um unser Diesseits und Jenseit zu einem Paradies zu machen.

Ich beende meine Freitagspredigt mit der folgenden Ermahnung unseres erhabenen Schöpfers: “... helft einander zur Rechtschaffenheit und Gottesfurcht und helft einander nicht zur Sünde und Feindschaft. Und fürchtet Allah; Allah ist nämlich streng im Strafen.”3

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Bukhari, Iman, 4.                                                           
2 Tirmidhi, Sawm, 40.                                                   
3 Koran, al-Maida, 5/2.



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