Muslime sind vereint!


Verehrte Gläubige!

Der Gesandte Allahs (s) begann die Erbauung der Gesellschaft mit der Erbauung von Einzelpersonen. Er war sich bewusst, dass Person, Egoismus und weltliche Interessen von Menschen das größte Hindernis vor einer starken, gesunden, sicheren und zivilisatorischen Gesellschaft waren. Aus diesem Grund erbaute er ein felsenfestes Bewusstsein der Geschwisterlichkeit anstatt standhafte Festungen zu erbauen. Er erklärte die Gläubigen zu Geschwistern; Er verglich sie mit Ziegelsteinen,1 deren einzelne Bausteine sich gegenseitig fest aneinanderklammern und festhalten. Darüber hinaus lenkte er unsere Aufmerksamkeit auf die fundamentale Vorbedingung der gegenseitigen Liebe für den Eintritt in das Paradies, indem er sagte: „Ich schwöre bei Allah, dass ihr nicht ins Paradies eintretet bevor ihr glaubt. Bevor ihr euch gegenseitig nicht liebt, werdet ihr auch nicht geglaubt haben.“2 In einem anderen Hadith sagte er auch folgendes: „Die Gläubigen ähneln sich bei der gegenseitigen Liebe, Barmherzigkeit und Fürsorglichkeit füreinander genau einem Körper, der sich durch Schlaflosigkeit und hohem Fieber den Schmerzen jenes schmerzempfindenden Organs beigesellt.“3

Die medinensiche Aufnahmegesellschaft (Ansar) und mekkanischen Ausgewanderten (Muhadschir) erlebten solch eine Geschwisterlichkeit bis zu ihren Körperzellen. Unser geliebter Prophet (s) durchbrach die stählerne Masche der Ethnizität und Unwissenheit: Er schuf dadurch eine vorbildhafte Gemeinschaft, die aus Geschwistern bestand, die trotz unterschiedlicher Sprachen, Hautfarben, Traditionen und Bräuche “einander bei Güte und Frömmigkeit halfen”.

Meine verehrten Geschwister!

Es ist sehr Schade, dass wir als Muslime dieses erhabene Erbe nach dem Gesandten Allahs (s) nicht wie erforderlich bewahren konnten. Obwohl die heldenhafte Geschwisterlichkeit zwischen Ansar und Muhadschirun ein Vorbild für uns sein sollte, ist es zu einer Geschichte in unseren Gedächtnissen und zu einer Erinnerung in den Zeilen verkommen. Die negativen Einflüsse der weltlichen Interessen und Machtkämpfe haben diese vorbildliche Gemeinschaft, die uns der geliebte Prophet hinterlassen hat, in Mitleidenschaft gezogen. Die heutzutage fließenden Tränen in muslimischen Regionen der Welt sind Klagelieder unserer Geschwisterlichkeit, die uns unsere Begehren und Begierden vergessen ließen. Leider konnten wir keine einheitliche Gemeinschaft von Geschwistern, deren Denken, Herzen, Ziele, Liebe, Trauer und Kummer vereint ist, herstellen. Wir hegten gegeneinander Hass und Groll; Wir waren überheblich; Und wir wünschten für unsere gläubigen Geschwister nicht das, was wir für uns selbst wünschten. Wir bevorzugten den Stolz, recht zu haben und stark zu sein, anstatt die Ehre und Würde unserer gläubigen Geschwister zu bewahren. Wir sind nicht so sehr traurig für unsere obdach- und heimatlosen Geschwister wie wenn unser (Fußball)Verein verloren hat. Wir wähnten, das Feuer, das unsere Geschwister anfachte, würde uns verschonen. Wir vergaßen, dass uns der folgende Vers anspricht: „Oder wähnt ihr einzutreten in das Paradies, ohne dass zu euch das gleiche kam wie zu den Früheren?“4

Verehrte Gläubige!

Unser erhabenes Buch lädt uns dazu ein, einheitlich aufzutreten: “Und haltet fest an Allahs Seil insgesamt und zerfallt nicht und gedenkt der Gnaden Allahs euch gegenüber, da ihr Feinde wart und er eure Herzen so zusammenschloss, dass ihr durch seine Gnade Brüder wurdet: Und da ihr am Rand einer Feuersgrube wart und er euch ihr entriss. So macht auch Allah seine Zeichen klar, auf dass ihr euch leiten lasst.”5

Ich beende meine Freitagspredigt mit den folgenden Worten des Gesandten Allahs, die bei seinen Gefährten im Leben seine Praxis fand: “Meidet die Mutmaßung, die Mutmaßung ist der lügnerischste Bericht. Tastet einander nicht an, spioniert einander nicht, übertrumpft einander nicht, beneidet einander nicht, hasst einander nicht, wendet euch voneinander nicht ab. Seid Diener Gottes und Geschwister, wie es euch Allah geboten hat.”6

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 al-Bukhari, Salat, 88.
2 Muslim, Iman, 93-94.  
3 Muslim, Birr, 66.                     
4 Koran, al-Bakara 2/214.          
5 Koran, Al-i Imran 3/103.            
6 Muslim, Birr, 30; leicht modifizierte
Übersetzung aus: Khoury, A. Th., Der Hadith, Urkunde der islamischen Tradition, Gütersloh, 2008, Bd. 2, S. 357.  


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