Zwischenbericht „DITIB Imamausbildung“ Abschluss der vierten Präsenzphase

Köln, 21.07.2023: Die insgesamt 32 Teilnehmer (22 w./ 10 m.) der Ausbildung zur/zum islamischen Religionsbeauftragten haben im Juni die vierte Präsenzphase absolviert. Damit läuft der zweite Kurs der DITIB-Imamausbildung aus und wird Ende 2023 erfolgreich abgeschlossen sein.

In der zweiwöchigen Lehrphase standen zwei Module im Vordergrund: Gemeindepädagogik und Seelsorge/Spiritualität. Vormittags wurde das Fachwissen im theoretischen Bereich vertieft und nachmittags fanden Übungen in unterschiedlichen Formaten statt, um die Kompetenzen der Kursteilnehmer zu erweitern. Die Veranstaltungen in der ersten Woche beschäftigten sich mit der alltäglichen religiösen Praxis von Muslimen in Deutschland, z.B. den altersgerechten Bildungsangeboten, der islamischen Trauung (arab. nikah) oder den Bestattungsriten (arab. dschanaiz) im Islam. Zur islamischen Eheschließung gehören sowohl die religiöse Perspektive als auch der rechtliche Rahmen in Deutschland gemäß dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Zur Verdeutlichung dieses Zusammenhangs wurden Experten wie der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h. c. Mathias Rohe aus Erlangen eingeladen. Ferner wurden Rollenspiele zwischen Ehepaaren inszeniert, um die Durchführung der einzelnen rituellen Handlungen aus der islamischen Perspektive zu vermitteln. Die Kursteilnehmer hatten auch die Aufgabe, klassische Bittgebete und angemessene Predigten zu formulieren. Dieser gemeinschaftliche Prozess ermöglichte es den Teilnehmern, ihre Herangehensweise zu diskutieren und zu reflektieren. Auch die Bestattung gehört zu den Lebenssituationen der Muslime in Deutschland, in denen islamische Religionsbeauftragte aktiv involviert sind. Daher wurden Referenten eingeladen, die zum einen die religiösen und kulturellen Unterschiede innerhalb der Gemeinschaft der Muslime erläuterten und zum anderen als Vorbereitung auf die Gemeindearbeit eine Bestattung praktisch durchführten.

In der zweiten Präsenzwoche standen die Themen Seelsorge und Spiritualität im Vordergrund. Dazu gab es eine Einführung durch Seat Uzeirovski, Theologe und Leiter der Seelsorger-Ausbildung im Bundesverband. Des Weiteren eröffnete der Vortrag von Dr. Georg Wenz (Evangelische Kirche der Pfalz) zur christlichen Seelsorge und ihrer historischen Entwicklung eine wichtige interreligiöse Perspektive. Nach diesem Einstieg wurde das Thema der Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge vertieft. Michael Drescher (Katholische Krankenhausseelsorge Karlsruhe) vermittelte einen weiteren Zugang insbesondere zu den Erstgesprächen in der Krankenhausseelsorge. Hier fand ein reger Austausch über die theologischen Aspekte und Strukturen des seelsorgerischen Handelns statt. Das Thema ist auch deshalb so wichtig, weil religiöse Inhalte außerhalb der Moscheegemeinde vermittelt werden. Zusätzlich brachte Cengiz Ayar, muslimischer Gefängnisseelsorger in Hannover, seine Praxiserfahrung mit Fallbeispielen ein, um die Theologen mit dem Thema vertraut zu machen. Die verschiedenen Gesprächsansätze bzw. Ideen wurden mithilfe von Fallbeispielen analysiert und erarbeitet. Auch der Bereich der Familienberatung gehört zu den Grundkompetenzen der islamischen Religionsbeauftragten und wurde entsprechend thematisiert.

Zu der Ausbildung gehört auch das Verfassen von schriftlichen Arbeiten. Das Ziel besteht darin, gesellschaftliche Fragestellungen rund um das muslimische Leben selbstständig und nach wissenschaftlichen Kriterien zu erarbeiten. Dr. Hakkı Arslan von der Universität Münster erläuterte den theologischen Bezugsrahmen religiöser Dienste in der Moscheegemeinde aus der Sicht des Fachbereichs Islamische Theologie.

Die Präsenzphase fand in Straßburg statt. Die historische Stadt lieferte viele Anlässe, die europäische Geschichte und das europäische Bewusstsein zu vertiefen. Tagesausflüge in nahe gelegene Orte, wie Colmar und das Konzentrationslager Natzweiler Struthof, sensibilisierten die Kursteilnehmer für die Geschichte Deutschlands bzw. Europas. In einer abschließenden Feedbackrunde wurden die Ergebnisse und die Ziele evaluiert. Bereichernd, praxisnah und hilfreich waren die Schlagworte der Blitzrunde.  

Dr. Muharrem Kuzey, Bundesvorsitzender der DITIB, würdigte das Engagement der Teilnehmer und hob die besondere Stellung der DITIB-Imamausbildung hervor. Er machte deutlich, dass die Imamausbildung in deutscher Sprache eine wichtige Rolle für das muslimische Leben in Deutschland spielt – insbesondere weil alle Teilnehmer über einen universitären Abschluss in islamischer Theologie verfügen und damit das Fundament für den theoretischen Teil des religiösen Dienstes gelegt ist: „Die Ausbildung gehört zu den Hoheitsbereichen einer deutschen/muslimischen Religionsgemeinschaft und deswegen wird die DITIB langfristig auf den Erfolg der Imamausbildung bauen.“  

Bis Ende 2023 werden zwei weitere Präsenzphasen vorbereitet. Gleichzeitig werden die Vorbereitung für die Abschlussprüfung im Januar 2024 und die Idschaza-Vergabe für diesen 2022 gestarteten Kurs intensiviert. Die Bewerbungsphase für den nächsten Kurs beginnt voraussichtlich am 15. November 2023.

Darüber hinaus gab es einen personellen Wechsel in der Organisation. Eyüp Kalyon übergibt die Leitung der DITIB-Imamausbildung an Mustafa Kader und wünscht ihm viel Erfolg in seiner neuen Funktion: „Mustafa Kader verfügt über langjährige Erfahrung als Imam in DITIB-Moscheen und hat neben der islamischen Theologie eine dreijährige Fortbildung in den islamischen Wissenschaften absolviert. Das Ausbildungsprogramm wird von seinen Erfahrungen profitieren und unter seiner Leitung neue Impulse erhalten, sich weiter professionalisieren. Er wird für das Programm und für die deutsche Gesellschaft wichtige Beiträge leisten.

Die DITIB-Imamausbildung ist ein Konzept und Angebot der DITIB-Akademie. Sie orientiert sich an den Bedürfnissen der Muslime in Deutschland. 2020 begann der erste Lehrgang und endete 2022. Insgesamt 25 Teilnehmer (paritätische Geschlechterverteilung) absolvierten bislang die Ausbildung zum islamischen Religionsbeauftragten.

Eindrücke


Für weitere und aktuelle Informationen: www.ditib-akademie.de/imamausbildung

Ansprechpartner: Mustafa Kader

Referent für das Ausbildungsprogramm zur/zum islamischen Religionsbeauftragten

Abteilung für Bildung, Forschung und Publikationen

Venloer Str. 160, 50823 Köln

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