Verehrte Gläubige!
In einem Hadis lobte unser geliebter Prophet (s) die Haltung von Gläubigen gegenüber plötzlichen und überraschenden Situationen des Lebens sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Er sagte: “Wie schön ist die Situation des Gläubigen! Schließlich ist jede Situation gut für ihn und diese Situation ist spezifisch für Gläubige. Wenn ihm etwas Gutes zustößt, dankt er; Dies ist gut für ihn. Wenn ihm eine Bedrängnis widerfährt, übt er Geduld; Und dies ist gut für ihn.“1
Unser geliebter Prophet sagte in einem anderen Hadis folgendes: “Der Kopfschmerz eines Gläubigen, Müdigkeit, Kummer, Betrübnis und Krankheit von ihm, sogar ein Dornenstich am Fuß... All diese sind Anlass für die Tilgung seiner Sünden.”2
Meine verehrten Geschwister!
Wir alle leben in einer Welt der Prüfung. Seit unserem Adam und Eva wurde die Menschheit bis zum heutigen Tag verschiedensten Prüfungen unterzogen. Die Menschheit wird bis zum Jüngsten Tag auch Prüfungen unterzogen werden. Manche Menschen werden mit ihrem Besitz, manche mit ihren Kindern und manche mit ihrem eigenen Leib geprüft. Manche werden auf dem Weg ihrer Gottesdienerschaft auch mit einer physischen Behinderung geprüft.3 Die Behinderungssituation ist ein göttlicher Prüfungsanlass. Auch wenn beim Menschen Mängel aus Sicht macher physischen Funktionen bestehen, ist dies aus Sicht der Menschlichkeit und des Glaubens keineswegs ein Mangel. Aus diesem Grund gebührt es einem Gläubigen, diesen Prüfungsprozess mit Geduld, Reife und Standhaftigkeit zu begegnen; Daher erfordert es, den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten bewusst zu werden. Sie sollten versuchen, mit ihren Aktivitäten, die für die eigene Person und die Gesellschaft nützlich sind, das Wohlwollen Allahs zu erlangen.
Werte Gläubige!
Nach den Statistiken bilden Menschen mit Behinderung ungefähr 10 % der Bevölkerung von Deutschland.4 Aus diesem Grund werden ständig neue Maßnahmen, die das Leben von ihnen vereinfachen und ihre aktive Teilhabe im gesellschaftlichen Leben gewährleisten, verwirklicht. Daher hat unsere erhabene Religion auch der ganzen Gesellschaft wichtige Aufgaben und Verantwortungen gegenüber den Menschen mit Behinderung auferlegt: Unsere Religion möchte von uns, dass wir zu Augen werden für die nicht Sehenden, zu Ohren werden für die nicht Hörenden, zur Hand werden für Kraftlose und zum Sprachorgan werden für die nicht Sprachfähige. Schließlich bewertete unser Prophet (s) jegliche gute Tat und Hilfe für Menschen mit Behinderung als Spende (Sadaqa), indem er sagte: “Nicht Sehenden Wegweiser zu sein, Nichthörenden und Taubstummen in verständlicher Weise zu erklären, den nach Lösungen Suchenden und Leidenden zur Hilfe zu eilen, den alten und kraftlosen Menschen unter die Arme zu greifen und ihnen zu helfen, Menschen mit Sprachschwierigkeiten zu helfen, ihre Wünsche zur Sprache zu bringen... All diese sind Spenden (Sadaqa).”5 Hindernisse oder Unannehmlichkeiten für einen Menschen mit Behinderung zu bereiten, hat er jedoch verurteilt.6 Lassen sie uns nicht vergessen: Die eigentlichen Menschen mit Behinderung sind diejenigen Menschen, die ihren Verstand, ihr Herz, ihre Hand und Zunge gegenüber Wissen, Fürsorge, Barmherzigkeit, Weisheit und göttliche Wahrheiten verschließen und ihre Menschheit unter ihre Füße nehmen. Der wahre Wert des Menschen bei Allah richtet sich nicht nach der physikalischen Struktur, seiner Farbe, Ethnie, seinem Geschlecht, seiner körperlichen Vollkommenheit oder Behinderung. Vielmehr richtet sich der Wert des Menschen nach seinem Glauben, seinen Gottesdiensten, seiner Frömmigkeit und seinem edlen Charakter.7 Die göttliche Prüfung zu bestehen und die Errettung zu erlangen, ist hingegen lediglich durch Frömmigkeit möglich.
Geehrte Gläubige!
Unsere erhabene Religion belässt es nicht dabei, nur barmherzig und respektvoll gegenüber den Menschen zu sein. Vielmehr wünscht sich unsere Religion eine Gesellschaftsstruktur, worin sich Menschen mit Behinderung einbringen. Besonders ist es erforderlich, dass wir uns noch mehr bemühen, Menschen mit Behinderung in der Gemeindearbeit und in den Moscheen zu akzeptieren, sie bei ihrer Teilhabe und im Bedarfall zu unterstützen.
Unsere religiösen und menschlichen Aufgaben sind: Für unsere Geschwister mit Behinderung Bildungsmöglichkeiten zu präsentieren; ihnen passende Lokalitäten vorzubereiten; sie in Bereichen, wo sie sich verwirklichen können, zu beschäftigen; und von ihren Begabungen und Fähigkeiten zu profitieren. Unsere Geschwister mit Behinderung können somit ihre Fertigkeiten noch weiter entwickeln, unseren Gemeindediensten und –tätigkeiten ihren Beitrag leisten und somit zu einem wertvollen Tiel unserer Gemeinschaft werden.
Lassen sie uns unsere Freitagspredigt mit einem Hadis unseres Propheten beenden: “Wer einem seiner Glaubensgeschwister hilft, dem hilft auch Allah. Wer Lösung für ein Problem seines Glaubensgeschwisters findet, dem wird Allah auch am Jüngsten Tag eine Lösung für sein Problem gewähren. Wer den Bedarf einer seiner Glaubensgeschwister deckt, dem deckt auch Allah am Jüngsten Tag seinen Bedarf.”8
Die DITIB-Predigtkommission
1 al-Muslim, “Zuhd”, 64; Ibn Hibban, Sahih, 7: 155 (2896).
2 al-Muslim, Birr, 52.
3 Koran, al-Baqara, 2/155.
4 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Behinderte-Menschen/_inhalt.html
5 Ahmed b. Hanbal, Musnad, 5/168-169).
6 Ahmed b. Hanbal, Musnad, 5/152-169; 1/ 317.
7 Koran, al-Hudschurat, 49/13.
8 Buhârî, Mezâlim 3.
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