Verehrte Gläubige!
Als eines Tages Sa´d b. Abi Waqqas die Gebetswaschung vollzog, kam unser geliebter Prophet (s) zu ihm. Er stellte fest, dass Sa´d reichlich Wasser verwendete. Der Prophet ermahnte ihn indem er sagte: “Was für eine Verschwendung!” Sa´d fragte ihn: “Gibt es auch Verschwendung bei der Gebetswaschung, o Gesandter Allahs?” Daraufhin antwortete der Prophet: “Ja, auch wenn du deine Gebetswaschung am fließenden Fluss durchführst, gibt es Verschwendung.”1
Werte Geschwister!
Im rezitierten edlen Vers zählt der erhabene Allah die Eigenschaften der Gläubigen auf. Dabei sagt Er: “Und diejenigen, die beim Spenden weder verschwenderisch noch geizig sind, sondern zwischen diesem stehen.“2 In einem anderen Vers sagt Allah, der Erhabene: „Und gib dem Verwandten, was ihm gebührt, und den Armen und dem Sohn des Weges; doch sei nicht verschwenderisch. Die Verschwender sind die Brüder der Satane, und der Satan ist seinem Herrn gegenüber undankbar.“3 Aus diesen göttlichen Weisungen und den Warnungen unseres Propheten entnehmen wir folgendes: Der Gläubige sollte sich vor Geiz hüten. Genauso sollte sich der Gläubige vor Verschwendung bewahren. Er sollte sich auch davor hüten, leichtsinnig sein Vermögen zu verschleudern oder maßlos auszugeben.
Keine einzige Gabe im Universum wurde dem Menschen zur willkürlichen, verantwortungslosen und beliebigen Nutzung überlassen. Jedoch zeigt der Mensch eine egoistische, rücksichtslose und ignorante Handlung gegenüber der Umwelt. Demzufolge gibt es Eingriffe und Zerstörungen des Menschen. Diese sind heutzutage besorgniserregend und schwer wiedergutzumachen. Der Verschwendungswahn und der Irrsinn des Konsums hat eine Dimension, die zu einer Menschheitskrise führen kann, erreicht. Bedauerlich muss folgendes festgestellt werden: Als Menschheit sind wir an einen Punkt gekommen, an dem die menschlichen Werte - wie Barmherzigkeit, Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeit -, die das Mitgefühl gegenüber Mitmenschen gewährleisten, zunehmend schwinden.
Es darf folgendes nicht in Vergessenheit geraten: Der Tod in vielen Regionen der Welt geht auf Hunger und Mittellosigkeit zurück. Jedoch sind die meisten der erlebten Tragödien die Folge eines extremen Konsums. Dies ist eine Folge der Verschwendung von verwöhnten und verantwortungslosen Menschen in anderen Regionen der Welt.
Meine werten Geschwister!
Nun möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Dimension von Verschwendung lenken: Die Welt mahlt unser Leben und unsere Existenz wie eine Mühle das Weizenkorn mahlt. Sind wir uns bewusst, dass wir hierbei unsere Jugend, Gesundheit, Zeit, unser Vermögen, unsere Zukunft und alles Mögliche verschwenden? Sind wir uns bewusst, wie sehr neben unseren finanziellen Möglichkeiten die Verschwendung und das maßlose Verschleudern auch unsere geistigen Werte gefährdet?
Haben wir jemals darüber nachgedacht, wie und wo wir das größte Kapital unserer Existenz, die Zeit, aufbrauchen? Wie viele Minuten eines Tages verwerten wir gemäß unserer Religion und für nützliche Dinge für die Menschheit. Bereuen wir es, Stunden und unsere Zeit ziellos in den Kanälen der social media zu vergeuden? Tragen wir die Sorge, dass wir über jeden Atemzug Rechenschaft abzulegen zu haben? Und was ist mit unserer verlorenen Gesundheit? Glauben wir wahrhaft daran, Rechenschaft zu unserer Gesundheit ablegen zu können, obwohl wir unsere Gesundheit mit Alkohol, Zigaretten und unausgewogener Ernährung vergeuden und schädigen?
Meine Geschwister!
Verschwendung ist eine große Sünde. Schließlich wird in einem edlen Vers gesagt: “[...] Und Allah liebt nicht die Verschwender.”4 Hiermit wird deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der uneingeschränkte und verantwortungslose Konsum von Gaben nicht willkommen ist. In einem anderen edlen Vers wird die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass “Verschleudernde die Geschwister der Satane” sind. Schließlich ist Verschwendung eine Respektlosigkeit gegenüber den Gaben, die uns Allah schenkt. Schließlich ist Verschwendung eine Ungerechtigkeit gegenüber unseren anderen partnerschaftlich auf der Welt lebenden und die Welt mit uns teilenden Mitmenschen.
Ich beende meine Freitagspredigt mit einem edlen Hadis unseres geliebten Propheten: “Der Mensch wird sich am Tag des Gerichts nicht von der Stelle rühren, bevor er zu fünf Dingen Rechenschaft ablegt: Wie er sein Leben verbracht hat; Wie er seine Jugend gezehrt hat; Woher er sein Vermögen verdient und wofür er es ausgegeben hat; Und wie er das gelernte Wissen in Handlungen umgesetzt hat.”5
Die DITIB-Predigtkommission
1 Ibn Madscha, Tahara, 48.
2 Koran, al-Furqan, 25/67.
3 Koran, al-Isra, 17/26-27.
4 Koran, al-An’am, 6/141.
5 Tirmidhi, Sifatu’l-Qiyama, 1.
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