Verehrte Gläubige!
Als sich unser Prophet (s) noch im Mutterleib befand, verstarb sein Vater. Mit sechs Jahren verlor er auch seine Mutter. Jedoch hatte er stets Personen um sich, die ihm die Geborgenheit der Familie boten. Neben seinem Großvater und Onkel Abu Talib, gab es Frauen, die ihm ihre Mütterlichkeit gewährten. Zuerst trank er Milch von Suwayba. Dadurch bekam er eine Milchmutter und 3 Milchgeschwister.
Entfernt von der Menschenmenge der Stadt und in der Atmosphäre eines Dorfes, wo schönes Arabisch gesprochen wurde, erfuhr er später bei seiner Amme Halima die Wärme der Familie. Mit seiner Anwesenheit trug er Segen, Überfluss und Wohlergehen in die Familie, die ihn aufnahm. Er war nunmehr Geschwisterkind von Schayma.
Obwohl er das Alter des Milchtrinkens bereits abgeschlossen hatte, trennte er sich nicht von der Familie, die ihn liebevoll aufnahm. Ein Kind lebt da, wo es sich wohl fühlt. Die Eltern vertrauen ihr Kind demjenigen, dem sie vertrauen, an. Die Örtlichkeit Beni Sad wurde zum Hort des Vertrauens und des Wohlergehens für Muhammed (s). Dieses war ein gutes Beispiel dafür, dass ein Kind nicht nur am Geburtsort großgezogen werden kann. Vielmehr ist es ein Beispiel dafür, dass ein Kind, überall dort, wo Fürsorge und Barmherzigkeit vorhanden ist, vertrauensvoll aufgezogen werden kann.
Meine verehrten Geschwister!
Es verblieb nicht nur mit diesen Frauen, die ihm die Mütterlichkeit gewährten. Fatima b. Asad, die Frau seines Onkels Abu Talib und sein Kindermädchen Ummu Ayman, waren glückselige Personen, die der Prophet (s) als “Mutter nach meiner Mutter” bezeichnete. Jedoch lebten zur gleichen Zeit tausende Frauen. Wessen Name ist heutzutage bekannt? Natürlich haben diejenigen, die Familie für Waisen und Vereinsamte geworden waren, gewonnen. Sie haben nicht verloren und sie verarmten nicht; Vielmehr haben sie Ehre und Würde erlangt.
Meine verehrten Geschwister!
Bis zu seinem Alter von fünfundzwanzig Jahren bis er mit Hadidscha heiratete, wurde Muhammed (s) von mehreren Frauen aufgezogen und er bekam Geschwister. Nunmehr war es Zeit, selbst eine Familie zu gründen. Er war vor allem Vater für die Kinder Hadidschas. Später übernahm er die Fürsorge von Ali, um seinen Onkel zu entlasten. Dann bekam er selbst auch Kinder: Qasim, Abdullah, Ruqayya, Zainab, Ummu Gulthum, Fatima...
Auch nach dem Tod von Hadidscha war der Gesandte Allahs weiterhin Familie für die Kinder von den angeheiraten Ehefrauen. Ebenso war er auch Familie für die anderen verwaisten Kinder seiner Gefährten. Als er Thawda heiratete, schlossen sich ihre fünf Kinder der Familie an. Auch Thawda gewährte den anderen Kindern ihre Mütterlichkeit auf schönste Weise. Sie waren daran interessiert, die folgende große Belohnung des erhabenen Allahs zu erreichen: “Und wisst, dass euer Eigentum und eure Kinder nur eine Versuchung sind und dass bei Allah gewaltiger Lohn ist.“1 Außerdem wies unser geliebter Prophet (s) wie folgt auf den Rang derjenigen, die verwaiste Kinder aufnehmen und beschützen, im Paradies hin: „Ich und diejenigen, die ihr eigenes verwaistes Kind oder das verwaiste Kind einer anderen Person aufnehmen und beschützen, werden im Paradies so nebeneinander sein (und führte zwei seiner Finger zusammen).“2
Meine Geschwister!
Der Prophet hielt sich keinen Moment zurück, Familie für verwaiste Kinder zu sein. Der erhabene Allah versorgt ohne Zweifel jeden seiner Diener mit Gaben. Jedoch ist es Aufgabe des Menschen, Waisen aufzunehmen und zu beschützen, sie fürsorglich und weichherzig aufzuziehen. Nach dem Krieg von Uhud trat Ummu Thalama zur Familie des Propheten bei. Sie hatte auch vier Kinder. Jedes Kind trat mit seinem eigenen Segen und seiner eigenen Überfülle in die segensreiche Familie des Propheten bei. Sie wurden dort mit Fürsorglichkeit aufgezogen. Denn Kinder sind Lebensfreude und Augentrost. Sie sind Anvertraute vom erhabenen Allah. Für einen Muslim ist es keine Last, sondern eine Gabe, diese Anvertrauten sich seiner anzunehmen.
Meine verehrten Geschwister!
Auch heutzutage gibt es Kinder, die ohne Mutter und ohne Vater verblieben sind. Es gibt Millionen von kleinen Muhammeds. Sie sind auf Hilfe, Aufmerksamkeit und Fürsorge angewiesen. Sie sind jeweils Anvertraute vom erhabenen Allah. Auch wir können Mutter, Vater und Geschwisterkinder für verwaiste und vereinsamte Kinder sein wie Abu Talib, Halima und Ummu Ayman. Lassen sie uns folglich ein Bett in unseren Häusern aufstellen. Und lassen sie uns einen Teller auf unseren Speisetischen auflegen. Kommen sie und lassen sie uns Familie für einen Waisen sein. Kommen sie und lassen sie uns Seite an Seite neben dem Propheten (s) im Paradies sein.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Anfal, 8/28.
2 al-Muslim, Zuhd 42.
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