Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Das Opfer ist eines der wichtigsten Gottesdienste des Islam. Durch das Opfer lernen wir, dass die Annäherung zu Allah durch die Annäherung an seine Diener möglich ist. Dieser Gottesdienst ist so alt wie die Menschheit. Der Opfergottesdienst beherbergt reichlich Gutes1 für das Individuum und die Gesellschaft. Der Opfergottesdienst ist das Symbol dafür, dass wir unser Vermögen, unser Leben und unsere ganze Existenz zu einem Zeugen für unseren Glauben. Das Opfer ist gleichzeitig ein sozialer Gottesdienst. Dadurch teilen wir unsere Gaben; Dadurch sind wir solidarisch zueinander. Und dadurch teilen wir gemeinsam die Last des Lebens.
Wir wissen, dass weder das Fleisch noch das Blut der Opfertiere zu Allah gelangen. Die einzige Sache, die zu Allah gelangt, ist unsere Frömmigkeit. Das heißt, unsere verantwortliche und sensible Haltung gelangt zu Allah.2 Die frommste Handlung von uns innerhalb dieses bedrückenden Pandemieprozesses ist es, unseren Geschwistern, die gegen diese Pandemie kämpfen, mehr helfende Hände auszustrecken.
Meine Geschwister!
Als größte muslimische Zivilgesellschaft führt die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) e.V. alljährlich die Kampagne „Opfer durch Stellvertretung” durch. Dabei arbeitet DITIB mit der Türkischen Diyanet Stiftung (Türkiye Diyanet Vakfı) zusammen. Auch mit ihrer Unterstützung erleben wir eine große Freude. Schließlich helfen wir dank ihrer Opferspenden weltweit in 150 Ländern. In 450 unterschiedlichen Regionen helfen wir gemeinsam Millionen von Familien. Wir freuen uns, weil wir zur Hoffnung von ihnen werden und unseren Platz in ihren Bittgebeten einnehmen.
Mit ihrer jahrelangen Erfahrung hat die Türkische Diyanet Stiftung eine professionelle und technologische Infrastruktur aufgebaut. Dadurch ist es möglich, jeden einzelnen Spendenden und das einzelne Opfertier einander zuzuordnen und diesen Prozess zu beaufsichtigen. Die Opfertiere werden von fachkundigen Personen ausgesucht und eingekauft. Die Schlachtung wird unter Nennung der Namen von den Opferspendern durchgeführt. Dabei werden religiöse und fachliche Regeln eingehalten und das Fleisch von unseren netten ehrenamtlichen Mitarbeitern verteilt.
Meine werten Geschwister!
Überall auf der Welt verteilen unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter das anvertraute Opferfleisch von ihnen. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter machen dabei viele Erfahrungen. Einige dieser Erinnerungen möchte ich mit ihnen teilen: Unsere Schlacht- und Verteilteams in Senegal erfuhren, dass es einen notleidenden Stamm gab. Dieser Stamm erlitt Hunger und sie hatten begonnen, dadurch zu erkranken. Unser Team sagte, dass Hilfe für diese notleidenden Menschen - ungeachtet ihres religiösen Bekenntnisses - ein islamisches Gebot ist. Daher streckten sie diesem Stamm ihre helfende Hand aus. Nach ein paar Tagen ereignete sich etwas Unerwartetes: Der Stamm mit zweihundert Mitgliedern nahm den Islam an und sie wurden zu Muslimen. In den folgenden Jahren nahmen weitere sechshundert Menschen den Islam an. Sie schickten ihre Kinder in Schulen, um den ganzen Koran zu memorieren (Hafiz). Dieses Bild zeigt uns folgendes: Es wird nicht nur „Fleisch” verteilt. Es wird gleichzeitig auch „Rechtleitung” verteilt. Möge der erhabene Allah ihre Rechtleitung annehmen.
Ein anderes Ereignis fand in Äthiopien statt. Am Vortag des Opferfestes sahen unsere Teams eine alte Frau. Sie war eingewickelt in einer Decke und lag außerhalb der Moschee. Das Team fragte diese Frau, warum sie um diese Uhrzeit dort sei. Die Antwort der alten Frau stimmt nachdenklich: „Ich habe erfahren, dass nächsten Morgen hier Fleisch verteilt wird. Ich werde das Fleisch nehmen und meinen Kindern bringen.” Ohne Zweifel ist die höchste Würde für einen Gläubigen, die Bittgebete dieser Frau für sich regen zu können. Schließlich setzt sich diese Frau für die Verpflegung ihrer Kinder ein.
Ein anderes Mal waren unsere Teams zu Gast in einer Familie. Sie bemerkten, dass der Gastgeber etwas in den Topf gab. Sie fragten, was sie in den Topf gaben. Unsere Geschwister aus Niger sagten, es wäre das verteilte Opferfleisch aus dem vorigen Jahr. Sie beschrieben, dass sie das Opferfleisch getrocknet hatten. Sie erzählten, dass sie jeweils kleine Stücke von diesem Fleisch in ihre Speisen beigaben. Sie sagten, dass dieses Fleisch sehr wertvoll für sie sei. Ja, meine Geschwister! Dieses Fleisch ist sehr wertvoll. Schließlich wird das Fleisch von ihrem und unserem gesegneten und wohlverdienten Einkommen gespendet. Möge der erhabene Allah unsere Opfergaben annehmen. Wohl bekomm´s denjenigen, die es verzehren...!
Meine Geschwister! Geehrte Gläubige!
Kommen sie und lassen sie uns dieses Jahr folgendes sagen: „Mein Geschenk ist eine Opfergabe.” Lassen sie uns dadurch gemeinsam ein Bewusstsein herstellen. Lassen sie uns unseren Lieben keine vergänglichen Geschenke machen. Schließlich werden diese nach einigen Tagen vergessen. Lassen sie uns stattdessen Opfergaben in ihrem Namen spenden. Lassen sie uns das Ziel setzen, dadurch noch mehr Platz in den Bittgebeten von solchen Benachteiligten einnehmen. Kommen sie und lassen sie uns dieses Jahr Opfergaben spenden: Als Dank, dass wir in Gesundheit diese Tage erleben; Als Spende für den Schutz unserer Existenz; Als Wohltat für unsere verstorbenen Nächsten; Als Aqiqa-Opfergabe für unsere neugeborenen Kinder; Sowie als Bittgebet, dass die Menschheit die globale Pandemie überwinden möge.
Sie können uns ihre Opfergaben bis zum Freitagabend, am 31. Juli, dem ersten Tag des Opferfestes, anvertrauen. Unsere Bediensteten in den DITIB Moscheen oder die Onlinespende im Internet stehen ihnen hierfür zur Verfügung.
Möge der erhabene Allah uns unserem eigenen Kern nähern lassen. Möge Allah uns unseren Geschwistern nähern lassen. Möge Allah uns Sein Wohlwollen erlangen lassen. Mögen unsere Absichten und unsere Opfergaben angenommen werden…
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Hadsch, 22/36.
2 Koran, al-Hadsch, 22/37.
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