Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Als der Kalender den 1. Mai 1886 zeigte, war unsere Welt Gastgeber einer Kundgebung, die global große Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine halbe Million Arbeiter wollten noch menschlichere Arbeitsbedingungen haben. Alle Arbeiter haben sich zusammengeschlossen. Sie haben alle Vorurteile zur Seite gelegt. Weiße und Schwarze, Junge und Alte sowie Frauen und Männer klammerten sich für dasselbe Ziel aneinander. An diesem Tag entwickelte sich ein Bewusstsein. Dieser Tag wurde „Tag der Arbeit und Solidarität“ genannt. In vielen Ländern wurde der 1. Mai zu einem gesetzlichen Feiertag erklärt.
Verehrte Gläubige!
Jeder einzelne von uns wurde gemäß göttlicher Gesetze mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Eigenschaften erschaffen.1 Uns ist bewusst, dass der Verdienst mit der eigenen Handarbeit eine Tradition (Sunna) der Propheten (s) ist. Daher haben sich einige von uns für den Handel entschieden und wurden Kaufleute. Manche entschieden sich als Landwirte und verdienten mit dem Bestellen der Erde. Andere erwarben ihren Verdienst durch Abbruch von Erzen in Bergwerken. In den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kunst, Wissenschaft und Dienstleistung sowie in vielen weiteren Bereichen produzierten wir Werte für die Menschheit. So Allah will, werden wir das auch weiterhin machen.
Der Gläubige ist sich wie im folgenden Vers bewusst, dass es: “für den Menschen nichts anderes geben wird als das, worum er sich (selbst) bemüht.”2 Daher vertraut der Mensch auf dieses Prinzip und handelt mit diesem Bewusstsein. Während der Gläubige versucht, für sein Jenseits zu verdienen, darf er seinen Anteil in der Welt nicht vergessen.3 Daher sollte der Gläubige ein Mensch der Ausgewogenheit sein: Er sollte so für sein Diesseits arbeiten als ob er nicht sterben werde. Andererseits sollte er so für sein Jenseits arbeiten als ob er unmittelbar sterben werde. Der Mensch sollte sich bewusst sein: Das beste Häppchen ist, was er mit seiner eigenen Handarbeit verdient hat. Das beste ist, nicht eine “empfangende Hand”, sondern eine “gebende Hand” zu sein. In diesem Sinne sollte sich der Mensch fleißig und strebsam bemühen.
Der Gläubige sollte – gleich in welchem Sektor und gleich in welchem Bereich er arbeitet – eine Person sein, der seine Arbeit gut durchführt. Daher sollte er ein gesuchter und bevorzugter Mitarbeiter sein. Der Gläubige sollte ein vertrauenswürdiger Mensch sein. Deshalb sollte er sowohl seine eigenen Interessen als auch die seines Arbeitgebers vertreten. Der Gläubige sollte die Rechte seiner Mitarbeiter beachten. Der Gläubige macht sich Recht und Gerechtigkeit zum Prinzip. Daher sollte er stets ein vorbildhafter Arbeitgeber, der Bittgebete von seinen Mitarbeitern erntet, sein. Möge der erhabene Allah uns seine Hilfe und Unterstützung nicht versagen, ein solcher Gläubiger zu sein.
Meine Geschwister!
Lassen sie uns nicht vergessen: Unser Prophet war ein Mensch der Arbeit und des Fleißes. Bereits in jungen Jahren hütete er Schafe. In seiner Jugend beschäfigte sich der Prophet mit dem Handel. Er förderte es immer, fleißig zu sein. Der Prophet förderte es, seinen Verdienst durch eigenen Schweiß und eigene Handarbeit zu erzielen. Faulheit, Verantwortungslosigkeit und mühelosen Verdienst billigte er keineswegs. Als an einem Tag ein bedürftiger zu ihm kam und um finanzielle Hilfe bat, empfahl er diesem folgendes: Er möge seine Sachen zu Hause verkaufen und sich damit ein Beil kaufen. Damit solle er als Brennholz machen, verkaufen und seine Familie unterhalten.4 Wie können wir uns Faulheit aneignen, obwohl wir Gemeinschaftsangehörige (Umma) eines solchen Propheten des Fleißes sind?!
Wir gehören zur Gemeinschaft eines Propheten, der Arbeit wertschätzte. Daher küsste5 er einem Gefährten seine hornige Hand. Schließlich ernährte er seine Familie durch seine eigene Handarbeit mit der Hacke und Schaufel. Wie können wir denn dann arbeitende Menschen geringschätzen und verachten? Wie können wir das tun, wobei wir folgendes mit unseren Händen tun: Wir erheben unsere Hände für das Bittgebet zu Allah; Wir vertrauen auf Allah nachdem wir alles in unserer Hand und Macht Stehende getan haben. Was wir mit unserem eigenen Tun selbst nicht beeinflussen können, überlassen wir Allah. Wenn wir unser Bittgebet beendet haben, streichen wir unsere Hände über unser Gesicht. Damit lassen wir wiederum unsere Hände mit unserem Schweiß des Fleißes, der Arbeit, zusammentreffen. Wie können wir als Angehörige einer solchen Religion all dieses vergessen?
Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Als Folge der weltweiten epidemischen Schutzmaßnahmen mussten in den letzten Monaten viele Betriebe schließen. Alle zusammen haben wir gesehen, wie unser Leben negativ beeinträchtigt wurde. Schließlich konnten wir nicht arbeiten und produzieren. Dieser Prozess hat uns gleichzeitig auch folgendes in Erinnerung gerufen, wie sehr wir aneinander angewiesen sind.
An diesen Tagen werden wir dem Wert unserer Hände als Arbeitsinstrument stets bewusster. Lassen sie uns alle auch den Wert unserer Arbeit bewusst werden. Möge der erhabene Allah uns von Arbeit, Fleiß und Bemühung nicht fernhalten. Möge uns der erhabene Allah vor Faulheit, Ohnmacht und Ausweglosigkeit beschützen. Sei ihr Freitag gesegnet.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Layl, 92/4.
2 Koran, an-Nadschm, 53/39.
3 Koran, al-Kasas, 28/77.
4 Abu Dawud, Zakat, 1641.
5 at-Tibyan.
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