Verehrte Gläubige!
Die wichtigste Aufgabe des Menschen auf dieser Welt ist es, Allah zu kennen, Ihm zu dienen und an den menschlichen und ethischen Werten festhaltend mit Recht, Wahrheit, Gutem und Gerechtigkeit unsere Welt zu gestalten.
Diese Aufgabe kann vom Menschen am besten erfüllt werden, wenn er sich selbst, seine Aufgaben und seine Verantwortungen gut kennt. Schließlich stellt Allah mit dem edlen Vers die Weisheit und den Zweck unserer Erschaffung dar: “Wir haben den Menschen ja aus einem Samentropfen, einem Gemisch erschaffen, (um) ihn zu prüfen. Und so haben Wir ihn mit Gehör und Augenlicht versehen.”1
Geehrte Gläubige!
Der Mensch wurde auf eine wundersame Weise erschaffen. Allah sagt: “Wir haben den Menschen ja in schönster Gestalt erschaffen.”2 und teilt uns mit, dass Er den Menschen neben seiner physische Schönheit auch mit vielen Fähigkeiten und Eigenschaften wie Verstand, Wille und der Denkfähigkeit ausgestattet hat. Allah hat sie nicht herrenlos verwahren lassen und sie zu Menschen gemacht, die sowohl gegenüber Ihm selbst als auch gegenüber der ganzen Schöpfungswelt verantwortlich sind.
Meine geehrten Geschwister!
Schließlich wird das seitens Allah, dem Erhabenen, wie folgt erklärt: “Glaubtet ihr etwa, wir hätten euch zum Scherz erschaffen und dass ihr nicht zu Uns zurückkehren müsstet?”3 Mit dem am Anfang meiner Predigt rezitierten Vers “Wir boten den Himmeln und der Erde und den Bergen das Anvertraute an, doch weigerten sie sich, es zu tragen, und schreckten davor zurück. Der Mensch lud es jedoch auf sich, denn er ist ungerecht und unwissend.”4 weist Allah darauf hin, dass die Erhabenheit des Menschen gemäß seiner Handlungen, die diesen Verantwortungen gerecht werden, ist.
Der Zustand, dass sich der Mensch selbst nicht erkennt und seinen Verantwortungen nicht bewusst ist, ist sowohl für den Menschen selbst als auch für die ganze Welt, die ihn umschließt, ein großes Unheil. Wenn sich der Mensch seiner selbst und seiner Aufgaben bewusst ist, wird er sich auch seinem Schöpfer, Der ihm diese Aufgaben auferlegt hat, bewusst. Dies ähnelt der Beziehung zwischen einem Baum und seiner Frucht. So wie eine Frucht schöner wird, solange sich diese an einem Baum befindet und seine Vitalität bewahrt, wird auch der Mensch durch seine Beziehung zu Allah aufrecht halten und entwickelt diese Beziehung solange der Mensch an seinen Schöpfer glaubt, ihn anerkennt und Gottesdienste verrichtet. Wenn sich der Mensch seines Schöpfers und seiner selbst nicht bewusst ist, wird der Mensch das irdische und jenseitige Glück nicht erreichen. Im edlen Koran warnt der erhabene Allah solche Personen wie folgt: “Und seid nicht wie diejenigen, die Allah vergessen haben und die Er dann sich selbst hat vergessen lassen. Das sind die Frevler.”5
Ich möchte meine Freitagspredigt mit der Strophe des Dichters Yunus Emre beenden:
„Lehre ist Lehre zu kennen
Lehre sich selbst zu kennen
Kennst dich selbst nicht
Wie ist da Lehre möglich?“6
Die DITIB-Predigtkomission
1 Koran, al-Insan, 76/2
2 Koran, at-Tin, 95/4
3 Koran, al-Mu’minun, 23/115
4 Koran, al-Ahzab, 33/72
5 Koran, al-Haschr, 59/19
6 Yunus Emre - Das Kummerrad/Dertli Dolap,
übersetzt von Zafer Şenocak, Frankfurt, 1986, s.49
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