Meine verehrten Geschwister!
Der erhabene Allah hat die Menschen mit der Fähigkeit erschaffen, Ihn zu erkennen. Als Erinnerung an unser Versprechen während des ersten Bundes (Erschaffung unserer Seelen) hat Allah viele Propheten und Bücher gesandt. Die Prophetenkette, bestehend aus Adam, Abraham, Ismail, Ishaq, Moses, Jesus (Frieden und Segen sei auf alle) und zuletzt Muhammed Mustafa (Frieden und Segen sei auf ihn), hat die Menschen mit den überbrachten Botschaften zum monotheistischen Glauben (Tauhid) eingeladen. Das heißt sie haben die Menschen zum Glauben an die Einheit und Einzigkeit Allahs mit der Nachricht, dass nichts und niemand Allah ebenbürtig sein kann, eingeladen.
In diesem Sinne ist der Tauhidglaube eigentlich der Glaube der ganzen Menschheit. Schließlich lädt der erhabene Allah im Koran die ganze Menschheit zu diesem gemeinsamen Bekenntnis wie folgt ein: „Sag: O Leute der Schrift, kommt her zu einem zwischen uns und euch gleichen Wort: daß wir niemandem dienen außer Allah und Ihm nichts beigesellen und sich nicht die einen von uns die anderen zu Herren außer Allah nehmen. Doch wenn sie sich abkehren, dann sagt: Bezeugt, daß wir (Allah) ergeben sind.“2
Geehrte Gläubige!
Der Tauhidglaube verhilft dem Menschen, der sich von seinem Ursprung entfernt hat, sich von den Fesseln des Polytheismus zu befreien3, denn Diener Allahs zu sein, zeigt uns, in welchem Werterahmen wir unser Leben führen sollten. Es ist nicht möglich, dass der Mensch gleichzeitig sowohl Allah, als auch anderen Dingen wie Geld, Reichtum, Amtspositionen, Ruhm oder anderen Wünschen und Begehren wie Vorteilnahme oder sogar Angst dient. Wenn unsere Dienerschaft einzig und allein Allah gilt, sind unsere Werte: Recht, Wahrheit, Gerechtigkeit, Güte und Frömmigkeit. Wessen Werte aber Vorteilnahme, Geld, Reichtum, Amtspositionen und Ruhm sind, dessen Dienerschaft gilt ohne Zweifel, diesen Werten. Wir sollten wissen, dass die Herzen, die vom Tauhidglauben fern sind, von tausenden symbolischen und imaginären Göttern umzingelt werden.
Werte Gläubige!
Der Tauhid ist nicht nur ein Begriff, der allein unsere Glaubensstruktur betrifft, sondern er beschreibt gleichzeitig auch eine Art des Glaubens, die uns Werte für alle Bereiche unseres Lebens setzt und unser Leben neu ordnet. Schließlich hat unser Prophet (s) klargestellt, dass der Glaube aus mehr als siebzig Stufen besteht. Die höchste Stufe ist der Tauhidglaube und die niedrigste Stufe ist das Beseitigen von Verunreinigungen4 von der Straße. Die Einheit (Wahda) als Voraussetzung an den Glauben an Allah gebietet es uns auch, eine Einheit zu bilden, Geschlossenheit zu zeigen, gemeinsam zu handeln, sich den Sorgen anderer anzunehmen, an Notleidende zu denken und diesen zu helfen ohne nach Herkunft zu unterscheiden.
Wahda als Widerspiegelung des Tauhidglaubens erfordert das Zusammenkommen mit den Geschwistern unterschiedlicher Hautfarbe, Sprache und Volks- und Rechtschulenzugehörigkeit. Wahda ist die Kunst, unsere Unterschiede nicht als trennende und oder separierende, sondern als vereinende Elemente wahrzunehmen und sich um das gemeinsame Wohl, um die gemeinsame menschliche Güte, um die Wahrhaftigkeit und um andere gemeinsame Werte aneinander zu klammern.
In einer Zeit, in der die Gläubigen in verschiedene Teile auseinanderfallen, ist es unsere Aufgabe, unseren Glauben mit dem Einheitsbekenntnis (Kalima at-Tauhid) ständig zu erneuern und uns alle zusammen an das Seil Allahs zu klammern.5 Wahda bedeutet, unser Ego im Meer des Tauhid und im Meer der Einheit zu aufzulösen, unsere Hilfslosigkeit zu erkennen ohne arrogant gegenüber unserem erhabenen Schöpfer zu sein, jederzeit das Recht zu verteidigen und die Fehler in uns selbst auf eine schöne Art und Weise auszubessern.
Muhammed Ali Ödemiş
Religionsbeauftragter, Balve DITIB Mimar Sinan Moschee
1 Koran, al-Baqara, 2/21
2 Koran, Âl-i Imran, 3/64
3 Islam Ansiklopedisi TDV Yayınları, Bd. 41 S. 18
4 an-Nasai, Iman,16; al-Muslim, Iman, 58
5 Koran, Al-i Imran 3/103
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