Meine geehrten Geschwister!
Eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Glaubender besitzen sollte, ist das Gottvertrauen (Tawakkul). Gottvertrauen bedeutet, das Resultat Allah, dem Erhabenen, anzuvertrauen, nachdem wir selbst alles in unserer Macht Liegende getan haben. Tawakkul bedeutet, jederzeit Zuflucht bei Allah zu suchen, egal ob bei Freude oder Kummer, Reichtum oder Armut. Auch in unseren schwierigsten Situationen, wenn uns niemand zur Seite steht, ist Tawakkul, sich Allah zuzuwenden, ohne die Hoffnung zu verlieren. Tawakkul ist, den erhabenen Allah in einer solchen Situation um Hilfe zu bitten.
Werte Gläubige!
Unser Prophet (s) und Abu Bakr hatten sich für die Auswanderung auf dem Weg nach Medina gemacht. Als die Polytheisten davon erfuhren, hatten sie begonnen überall nach den beiden zu suchen. Um eine Verfolgung zu verhindern und um die Polytheisten zu irritieren, hatte der Gesandte Allahs mit seinem Weggefährten zusammen Zuflucht in einer Höhle auf dem Berg Sevr gefunden. Zwischenzeitlich kamen auch die Polytheisten vor den Eingang der Höhle. In diesem Augenblick drückte Abu Bakr seine Beunruhigung mit den folgenden Worten aus: “O Gesandter Allahs! Wenn sie sich bücken und vor ihre Zehenspitzen schauen, werden sie uns sehen.” Der Gesandte Allahs, der jederzeit ein absolutes Vertrauen und absolute Hingabe gegenüber Allah übte, beruhigte seinen Freund und lehrte uns Gottvertrauen indem er sagte: “Mach dir keine Sorge! Allah ist mit uns. Warum bekümmerst du dich um zwei Personen, neben denen Allah ist?”1
Verehrte Gläubige!
Das erste Beispiel für Gottvertrauen hat Adam (s) der Menschheit dargeboten. Tawakkul ist der Inbegriff für die Reue von Fehlern und von Sünden, der in der Person des Propheten Adam lebendig geworden ist. Es ist der Inbegriff für die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs, die nie aufzugeben ist. Als Adam und unsere Mutter Eva, seine Frau, ihre Fehler erkannten, flehten sie wie folgt: „Unser Herr, wir haben uns selbst Unrecht zugefügt. Wenn Du uns nicht vergibst und Dich unser erbarmst, werden wir ganz gewiss zu den Verlorenen gehören.“2
Meine werten Geschwister!
Tawakkul bedeutet so zielbewusst und entschlossen wie Abraham (s) zu sein, der es riskierte, für seinen monotheistischen Glauben ins Feuer geworfen zu werden. Tawakkul ist so selbstlos sein zu können wie Yakub (s), der aufgrund der Sehnsucht nach Yusuf (s) seine Augen verlor. Tawakkul ist die Suche nach Zuflucht bei Allah in jeder Prüfungssituation, sowie Yusuf (s) es als der Inbegriff von Keuschheit und Schamhaftigkeit vormachte.
Schließlich bedeutet Tawakkul, die Hoffnung trotz allen negativen Situationen aufrecht zu halten, genau wie der Gesandte Allahs Muhammed Mustafa. Es bedeutet, einen unerschütterlichen Glauben, erhabene Ideale und eine auferweckende Strebsamkeit, genau wie der Prophet zu haben. Es ist das Beharren auf dem Weg der Fürsorglichkeit und der Barmherzigkeit, auf dem Weg des Rechts und der Wahrheit und auf dem Weg der Ethik und Tugend.
Meine verehrten Geschwister!
Tawakkul kann keine Rechtfertigung für Faulheit und Trägheit sein. Vielmehr ist Gottvertrauen ein auferweckender Faktor für Eifer und Produktivität. Tawakkul zu üben ohne Vorkehrungen zu treffen, ohne Verantwortung zu übernehmen und ohne die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, ist nicht mit dem Geist des Islam zu vereinbaren. Mit einem solchen falschen Verständnis von Tawakkul macht man es sich leicht, was Faulheit und Leichtsinnigkeit zur Folge hat. Das Resultat von Gottvertrauen ohne sich selbst einzusetzen oder zu bemühen, wird verlustreich sein.
Meine geehrten Geschwister!
Lassen sie uns alle jeweils einzeln bemühen und unsere Aufgaben erfüllen. Lassen sie uns an Allah, den Erhabenen, wenden nachdem wir unsere Aufgaben erfüllt haben. Lassen sie uns nicht auf die Welt und weltliche Dinge vertrauen, sondern lassen sie uns nur auf den Ewigen und den allmächtigen Allah stützen und vertrauen. Lassen sie uns dafür einsetzen, dass wir uns die Eigenschaften derjenigen wahrhaftigen Gläubigen aneignen, die im folgenden Vers genannt werden: „Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, deren Herzen sich vor Ehrfurcht regen, wenn Allahs gedacht wird, und die, wenn ihnen Seine Zeichen verlesen werden, es ihren Glauben mehrt, und die sich auf ihren Herrn verlassen.“3
Ich möchte meine Freitagspredigt mit den prägnanten Versen von Mehmet Akif Ersoy beenden, die vom Koran inspiriert sind:
Stütz dich auf Allah, klammere dich an den Eifer, gib dich der Weisheit hin
Wenn es einen Weg gibt, ist es dieser, ich wüsste keinen anderen Ausweg.
Die DITIB Predigtkommission
1 Al-Bukhari, Fadailu’l-Ashab, 2
2 Koran, al-A’raf, 7/23
3 Koran, al-Anfal, 8/2
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