Verehrte Muslime!
Nach der Auswanderung (Hidschra) waren acht Jahre vergangen. Obwohl keine krigerische Handlung mehr notwendig war, betrat der Prophet Muhammed (s) Mekka nicht als überheblicher Kommandant, sondern mit gesenktem Haupt, in Dank an Allah. Als eine Person voller Aufregung zitternd zum Propheten kam, um seine Loyalität zu bekunden, sagte der Prophet: “Beruhige dich! Ich bin kein König sondern der Sohn einer Frau, die in der Sonne getrocknetes Fleisch aß.”1 und beruhigte ihn. Nicht einmal in der imponierendsten Szene seines Lebens ließ sich der Gesandte Allahs von Arroganz verleiten und entfernte sich nicht von Bescheidenheit. Mit dieser Handlung erteilte er der Menschheit eine Lehre und war somit ein unvergleichbares Vorbild für unsere menschlichen Beziehungen.
Werte Muslime!
Allah, der Erhabene, sagt in dem am Anfang meiner Freitagspredigt rezitierten Vers folgendes: “Und zeige den Menschen nicht geringschätzig die Wange und gehe nicht übermütig auf der Erde einher, denn Allah liebt niemanden, der eingebildet und prahlerisch ist.“2
Geehrte Gläubige!
Arroganz bedeutet, sich selbst über andere zu stellen und anmaßend zu sein. Arroganz ist ein Anzeichen einer spirituellen Krankheit bzw. einer ethischen Verhaltensstörung.
Arroganz und Stolz sind Anzeichen für Rauheit, Rohheit, Unreife und Illusionismus. Bescheidenheit hingegen ist Anzeichen für Menschlichkeit, Höflichkeit, sowie fruchtbare Reife. Aus diesem Grund werden Bescheidenheit und Demut im edlen Koran gelobt und Arroganz, Überheblichkeit und Hochmut gerügt. Es wird im Koran erklärt, dass der Teufel, als das Symbol des Bösen und Schlechten, aufgrund seiner Arroganz und Überheblichkeit von der Barmherzigkeit Allahs ewig verbannt wurde. Im edlen Koran wird sehr prägnant dargestellt, wie Gemeinschaften, die arrogant und ungehorsam waren, aufgrund dieser Haltung zugrunde gegangen sind. Ihre Arroganz und Überheblichkeit wird als Grund dafür angeführt, dass sie von Strafe heimgesucht wurden und daher Höllenpein erleiden werden.
Meine verehrten Geschwister!
Arroganz und Stolz können niemals ein Zeichen von Reife sein. Im Gegenteil, sind sie Zeichen von Unwissenheit, Sorglosigkeit, Illusionismus und Lücken in der Erziehung. Die Kritik unserer Religion gegenüber diesen schlechten Eigenschaften zielt hierauf ab. Folglich sollte der gute und reife Muslim keinen Platz in seinem Herzen für Arroganz und Stolz bieten. Das Herz sollte vielmehr mit Allah verbunden sein und der Muslim sollte vermeiden, durch Arroganz und Stolz ein Spielzeug des Teufels zu werden.
Ich beende meine Freitagspredigt mit der erzieherischen und lehrreichen Erklärung Allahs, des Erhabenen: Und schreite nicht auf der Erde stolz einher; du kannst weder die Erde spalten noch die Berge an Höhe erreichen.“3
Ali Erkoç
Religionsbeauftragter DITIB Şehzade Moschee, Glückstadt
1 Hadislerle Islam, IM3312 Ibn Madscha, At’ima 30, Bd. 3 S. 331
2 Koran, Luqman 31/18
3 Koran, al-Isra 17/37
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