Meine verehrten Geschwister!
Unser Prophet (s) stand von Zeit zu Zeit nachts für Gottesdienste (Ibada) auf. Demütig verblieb er lange Zeit im stehenden Gebetszustand (Qiyam). Begleitet von Tränen fiel er in die Niederwerfung (Sadschda). Vom Herzen wandte er sich in Bittgebeten an Allah, den Erhabenen. Unsere Mutter Aischa bezeugte und bewunderte diesen Zustand des Propheten und fragte ihn: “O Gesandter Allahs! Warum verrichtest Du so viele Gottesdienste obwohl Allah, Dein Herr, Deine vergangenen und Deine zukünftigen Sünden vergeben hat?” Der Gesandte entgegnete der Frage seiner Frau mit der folgenden sehr bedeutungsvollen und lehrreichen Antwort: “O Aischa, soll ich nicht ein dankender Diener gegenüber Allah sein?”1
Meine werten Geschwister!
Jeder von uns befindet sich als ein Gast auf dieser vergänglichen Welt. Egal wo wir unsere Augen hinwenden, sehen wir die Gaben Allahs. Mit jedem Bissen schmecken wir Seine Gaben. Mit jedem Atemzug erleben wir das Leben, das wir von ihm geschenkt bekommen haben. Wir wissen, dass all dies für uns ist.
Lassen sie uns für einen Augenblick innehalten und uns die Gaben in den Sinn bringen, die uns in nur ein Paar Stunden zuteil werden. Lassen sie uns überprüfen, wie wir an all diese Gaben gelangen. Wenn diese Gabe eine Frucht eines Baumes ist, die aus den Tiefen der Erde zu uns gelangt, hat Allah diese Frucht nach Durchschreiten von verschiedenen Stadien für uns vorbereitet. Wenn die Gabe ein Tropfen Wasser ist, hat Allah diesen aus den Ozeanen in die Wolken verdunsten lassen und diesen für uns aus den Wolken wieder auf die Erdoberfläche regnen lassen. Wenn die Gabe das Licht ist, hat Allah es durch das weite des Universums von der Sonne zu uns gesandt.
Meine Geschwister!
Lassen sie uns erfahren, wo uns unsere erfüllte Dankbarkeit gegenüber unserem erhabenen Allah hinführt, nachdem wir die Gaben Allahs, des Erhabenen, erlebt haben! Wir werden feststellen, dass die Dankbarkeit selbst ein Gabe Allahs ist und einen besonderen Platz unter den zahlreichen Gaben Allahs für uns hat. Wenn wir dieses Bewusstsein erlangt haben, werden wir die gesonderte Stellung der Dankbarkeit unter den Gaben erkennen. Aus diesem Grunde gebietet uns Allah, der Erhabene: „Und wer dankbar ist, der ist nur zu seinem eigenen Vorteil dankbar. Und wer undankbar ist, – so ist Allah Unbedürftig und Lobenswürdig.”2
Meine verehrten Geschwister!
Dankbarkeit (Schukr) bedeutet, sich den Wert der Gaben von Allah bewusst zu sein. Schukr ist eine Eigenschaft, die uns davor schützt, ein Gefangener der eigenen Begierden, der eigenen Wünsche und Habsucht zu sein. Schukr ist ein Indiz für ein Leben, das im Sinne des Schöpfungszwecks und der Schöpfungsweisheit geführt wird. Schukr ist ein Zustand, worin man gegenüber der Güte nicht verstummt oder erblindet. Schukr ist nicht nur das Bewusstsein, durch das man den Besitz zu schätzen lernt, sondern durch das man Geduld bei Bedürftigkeit übt. Schukr ist die Suche nach Zuflucht vor dem Zorn Allahs bei Seiner Barmherzigkeit im Bewusstsein des Verses: “Wirklich, wenn ihr dankbar seid, will ich euch mehren. Seid ihr jedoch undankbar, dann ist meine Strafe gewiss streng.”3
Meine verehrten Geschwister!
Dankbarkeit ist nicht nur "Alhamdulillah" (Lob und Dank sei Allah) oder "Ya Rabbi, Schukr" (Dank sei Dir, o Allah) zu sagen, sondern der eigentliche Dank ist, alle Gaben so einzusetzen und zu verwenden, dass Allah Wohlwollen in ihrer Nutzung von uns findet. Jeder Atemzug, unser Leben, unser Verstand, unsere Gesundheit und alle weiteren Gaben und Möglichkeiten erfordern eine eigene Art der Dankbarkeit.
Der Glaube ist Dank dafür, dass wir als ein edler Mensch geschaffen wurden. Der Dank unseres Herzens ist es, sich von negativen Gefühlen wie Hass und Groll fernzuhalten. Der Dank unseres Verstandes ist es, tiefgründig über die Erhabenheit Allahs innezuhalten und nachzudenken. Der Dank unserer Zunge ist es, Allah erwähnend zu gedenken. Der Dank unseres Körpers ist es, jederzeit entsprechend des Wohlwollens Allahs zu leben und Gottesdienste zu verrichten. Der Dank unseres Eigentums ist es, durch Abgabe von Zakat und Spenden (Sadaqa) den Bedürftigen zu helfen. Der Dank unseres Wissens ist es, Schüler auszubilden, bleibende Werke zu hinterlassen und somit nützlich für die Menschheit zu sein.
Meine Geschwister!
Kommen sie und lassen sie uns unseren Herzen, unseren Zungen und unserem Körper nicht die Gabe des Dankes vorenthalten. Möge unser Leben mit unserem Dank gesegnet sein. Möge unser Dank dazu führen, dass sich unsere Gaben vermehren. Möge unser Dank uns erhöhen und uns näher an Allah bringen.
Lassen sie uns unsere heutige Freitagspredigt mit einem Bittgebet unseres Propheten (s) beenden: "O Allah! Hilf mir, Dich zu erwähnen, Dir zu gedenken, für Deine Gaben dankbar zu sein und Dir auf schönste Weise zu dienen!"4
Die DITIB-Predigtkommission
1 al-Muslim, Sifatu’l-Munafiqin, 81; Ibn Hibban, Sahih, II, 36
2 Koran, Lokmân, 31/12
3 Koran, Ibrahim, 14/7
4 Abu Dawud, Witr 26
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