Meine verehrten Geschwister!
Im rezitierten edlen Vers sagt unser erhabener Allah: “(Gesegnet sei Er, [...]) Der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch prüfe, wer von euch die besten Taten begeht. Und Er ist der Allmächtige und Allvergebende.”1
Als sich unser Prophet (s) eines Tages mit seinen Gefährten unterhielt, zeichnete er ein Viereck auf den Sandboden. Dann zeichnete er eine Linie von der Mitte nach außen und weitere angrenzenden Linien. Daraufhin wandte er sich zu seinen neugierig beobachtenden Gefährten und erklärte ihnen, was es zu bedeuten hatte: “Die Linie in diesem Viereck ist der Mensch. Das Viereck drumherum ist sein Lebensende und umzingelt ihn. Die anderen Linien sind seine Wünsche und Begehren. Während der Mensch seinen Wünschen und Begehren hinterherläuft, gebietet ihm der Tod plötzlich Einhalt und nimmt ihn mit.”2
Meine geehrten Geschwister!
Auf dem Weg dieser Lebensreise, die uns anvertraut wurde, läuft uns die Zeit rasch davon. Jeden Tag erschöpft sich unser Lebenskapital. Mit dem für alle Menschen bekannten Ende –dem Tod–, dessen Zeit, Ort, Art und Weise uns unbekannt ist, werden wir alle konfrontiert werden. Ein weiteres Jahr von unserem Lebenskapital haben wir also hinter uns gelassen und befinden uns vor der Schwelle eines neuen Jahres. Lassen sie uns folgende Fragen stellen und uns selbst ihre Antworten in der eigenen inneren Welt suchen während wir ein neues Jahr beginnen:
Wie brauchen wir unser Lebenskapital auf? Können wir unser Leben so verwerten, dass wir das Wohlwollen Allahs damit erlangen? Können wir unsere Gelüste und Begehren bändigen? Ist unser Verstand abgeriegelt gegen böse Gedanken? Ist unsere Zunge abgeriegelt gegen böse Worte? Ist unsere Hand verriegelt schädigende Handlungen durchzuführen? Oder kränken wir mit unserer Zunge unsere Geschwister? Verwunden wir sie mit unserer Hand? Zusammengefasst: Brechen wir also Herzen? Sind wir in der Lage, unsere Herzen zu solchen Zentren zu machen wie der Gesandte Allahs der Menschheit das Herz als Zentrum der Barmherzigkeit, des Mitleids, der Höflichkeit, der Gerechtigkeit, des Rechts und der Wahrheit präsentierte? Oder führen die Rechte der Menschen, die uns aufgebürdet sind, dazu, dass sie unsere Schultern zusammenbrechen lassen und unsere Herzen zunichtemachen?
Können wir uns der Waisen, Bedürftigen und Verlassenen annehmen und sie beschützen? Oder verlassen wir sie auf desinteressierte Art und Weise ihrer Einsamkeit? Überlassen wir sie ihrer eigenen Tränen in ihren heimlichen Verstecken? Sind wir in der Lage, dass wir uns die Probleme unserer Nachbarn, Verwandten und Geschwister annehmen können? Oder errichten wir unsichtbare Mauern zwischen ihnen und uns weil wir besorgt sind, dass sie uns zur Last werden könnten? Bereitet das grassierende Feuer der Wirre, das die ganze islamischen Welt einnimmt und selbst die Geschwister einander bekämpfen lässt, Herzenskummer für uns? Oder führt die Krankheit, die die moderne Welt produziert hat, an niemanden außer an sich selbst zu denken, dazu, dass unsere Augen blind, unsere Ohren taub werden und unsere Herzen gefangen genommen werden?
Verehrte Muslime!
Anstatt sich Gedanken zur Rechenschaft zu machen für das vergangene Jahr mit all seinen guten oder schlechten Zeiten, ist es Schade, dass die hierzu erforderlichen Stunden mit bestimmten Fehlverhalten zunichtegemacht werden. Der Verbrauchswahn, die Kultur des Genusses und die Kultur der Unterhaltung werden übermäßig gefördert und es wird dadurch versucht, vor allem die erhabenen Werte, die die Existenz unserer Jugendlichen gewährleisten, zu degenerieren. Welch traurige Situation ist es, dass in verschiedenen Regionen der Welt manche darum ringen um am Leben bleiben zu können und andere die Welt als einen Planeten der Unterhaltung ansehen.
Kommen sie! Lassen sie uns diese Tage zu einem Zeichen unseres Lebens machen. Lassen sie uns unsere Tugend und unsere rechtschaffenen Werke zu unserem Grundkapital machen. Lassen sie uns unsere Vergangenheit –gestern– und unsere Gegenwart –heute– nochmals kritisch überprüfen bevor unser Lebensende naht. Lassen sie uns unsere Träume für die Zukunft –morgen– nicht mit solchen Träumen, deren Rechenschaft wir nicht ablegen können, füllen. Lassen sie unsere gezählten Atemzüge nicht für Wehleidigkeit aufwenden sondern für den Verdienst unseres ewigen Lebens. Ich möchte meine Freitagspredigt mit einer weisen Empfehlung unseres Propheten beenden: “Wisset den Wert von fünf Dingen bevor fünf Dinge eintreten; das Leben vor dem Tode, freie Zeit vor dem Beschäftigtsein, Reichtum vor Bedürftigkeit, Jugend vor Altersschwäche und Gesundheit vor Krankheit.”3
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, al-Mulk, 67/2
2 al-Bukhari, Riqaq, 4
3 Hakim, al-Müstadrak, IV, 341
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