وَلَا تَمْشِ فِى الْاَرْضِ مَرَحًا اِنَّكَ لَنْ
تَخْرِقَ الْاَرْضَ وَلَنْ تَبْلُغَ الْجِبَالَ طُولًا
Selbstmord der Persönlichkeit: Hochmut
06.11.2015
Meine verehrten Geschwister!
Im rezitierten gnadenreichen Vers gebietet unser erhabener Herr Allah: “Und gehe nicht übermütig auf der Erde herum. Du wirst ja die Erde nicht aufreißen, noch die Berge an Höhe erreichen können.1
Es gibt zwei Arten von Hochmut: als Erstes: Allah und seinen Propheten gegenüber hochmütig zu sein und sich dadurch dem Unglauben auszusetzen wie der Pharao und Abu Dschahil; und als Zweites: in Sünde zu verfallen, weil man sich erhaben über den Menschen fühlt und sich deshalb über die Menschen belustigt und sie verachtet.
Sich erhaben über die anderen Menschen zu fühlen und die Empfindung, andere zu verachten ist Überheblichkeit und Hochmut; und diese sind ein schlechtes Erbe des Teufels an die Menschen.
In der Sura Luqman gebietet unser erhabener Herr Allah: “Und sei gegen die Menschen nicht hochfahrend und stolziere nicht eitel auf der Erde herum. Siehe, Allah liebt keinen eingebildeten Prahler.”2
Geehrte Gläubige!
Das Leben des Gläubigen sollte ehrenvoll und stolz, aber auch um so demütig sein. Lassen Sie uns ein Beispiel aus dem Leben unseres geliebten Propheten erinnern, die voll mit unzähligen Beispielen an Bescheidenheit ist: Der Prophet (s) befand sich in Gesellschaft einiger bedürftiger und alleinstehender Gefährten wie Abdullah b. Mas`ud, Bilal al-Habaschi und Ammar b. Yasir. Die führenden hochmütigen mekkanischen Polytheisten haben mitgeteilt, dass sie eine Unterredung mit dem Propheten haben wollten, aber er für das Gespräch die bedürftigen Muslime aus seiner Nähe fortschaffen solle. Denn ihr Selbstwertgefühl erlaubte es diesen nicht, mit den Muslimen beisammen sein, die sie verachteten. Als der Gesandte Allahs die Antwort erteilte: “Ich kann die Muslime nicht des Ortes verweisen”, erwiderten sie, dass sie diese von ihnen wenigstens stehend empfangen werden sollten, wenn sie einträfen. Als der Prophet überlegte, ob er dieses akzeptieren solle, weil er die Hoffnung hegte, ob sie den Islam annehmen würden, wurde folgede warnende Botschaft von Allah übermittelt: “Und weise diejenigen nicht ab, die morgens und abens ihren Herrn im Begehren nach Seinem Angesicht anbeten. Dir obliegt in keiner Weise, sie zur Rechenschaft zu ziehen, und ihnen obliegt in keiner Weise, dich zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn du sie abwiesest, dann würdest du zu den Ungerechten gehören.”3
Geehrte Muslime!
Der Mensch verfügt über kein Einziges der -für seine Prahlerei ausschlaggebenden- Möglichkeiten, als er auf die Welt kommt. Im Nachhinein erworbene Dinge als eine Gabe des erhabenen Allahs gehören eigentlich nicht dem Menschen und sie gehören auch dem Wesen nach nicht diesen selbst. Beim Übergang zum Jenseits als seine eigentliche Heimat wird er alles zur Welt Gehörende aufgeben. Der Mensch wird nur mit dem von der Welt gehen, das er in seinem Herzen trägt und zu seinem eigenen Wesen gehört.
Meine geehrten Geschwister!
Hochmut ist eine seelische Krankheit. Die einzige Lösung um den Hochmut aus dem Herzen zu verbannen ist es, seine eigenen Grenzen zu kennen. Aus diesem Grund sollte der Mensch seine Ohnmacht und Fehler erkennen, und akzeptieren, dass die Größe und Stärke nur Allah obliegen und sich von dieser Krankheit erlösen, indem er die erforderliche Dienerschaft Allahs erfüllt. Wir sollten wissen, dass Demut anstatt Hochmut und Prahlerei den Menschen noch erhöht und ihm Ehre verleiht.
Meine Freitagspredigt beende ich mit einer Überlieferung unseres Geliebten Propheten (s): “Als schlechte Tat reicht es einer Person, den muslimischen Bruder zu verachten.”4
Ali Kemal Seyis
Religionsbeauftragter,
Berlin DITIB Zentralmoschee
[1] İsra, 37
2 Lokman, 18
3 En’am, 6/52.
4 Müslim, Birr 32
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