Verehrte Gläubige,
der Islam ruft die Menschen dazu auf, Allah zu dienen. Dabei setzt er sich auch weitere Ziele. Er will unter anderem die Religion schützen, den Verstand, das Leben der Menschen, ihre körperliche und geistige Unversehrtheit sowie ihre nachfolgenden Generationen.
Die größte Gabe, die uns Allah geschenkt hat, ist dabei unsere Gesundheit. Denn will er seine Pflichten als gläubiger Mensch erfüllen und seinem Schöpfer dienen, braucht der Mensch zunächst eine gute gesundheitliche Verfassung. Die geistige Gesundheit kommt dabei an vorderster Stelle. Der Islam gebietet uns deshalb, diese Werte zu schützen und Handlungen zu meiden, die das Gleichgewicht von Körper und Geist aus dem Lot bringen.
Das moderne Leben mag den gläubigen wie den nichtgläubigen Menschen heute materielle Möglichkeiten bieten ohne Ende. Eine Lösung für ihre geistig-seelischen Probleme bietet es damit trotzdem nicht. Vielmehr haben sie heute sogar mehr Probleme als früher. Waren früher mehr noch Erwachsene von psychologischen Problemen betroffen, kann es heute auch Kinder und Jugendliche treffen. Und statt Lösungen zu suchen für diese psychologischen Probleme, versucht sie das moderne Leben vorübergehend mit Medikamenten zu unterdrücken oder in der virtuellen Welt zu ersticken.
Unser Prophet (saw) hingegen sagte einst, dass es, außer für das Altern und den Tod, für alles eine Lösung gebe. Dass wir auf unsere Gesundheit achten, bei Krankheit nach Behandlungswegen suchen sollen. So heißt es in seinen Hadisen: „Allah gab keine Krankheit, die nicht auch geheilt werden kann.“ [1] und “Für jede Krankheit gibt es auch immer eine Behandlungsmöglichkeit.“ [2]
Verehrte Geschwister,
wenn unsere geistige Gesundheit angeschlagen ist, müssen wir unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zuvor aber müssen wir darauf achten, dass der Geist gar nicht erst krank wird. Dazu müssen wir auf folgende Punkte achten:
Verstand und Geist sind zunächst mit authentischem Wissen auszustatten. Es ist darauf zu achten, dass man niemandem Unrecht tut und sein Auskommen auf ehrlichem (halal) Weg bestreitet. Es gibt Phasen im Leben des Menschen, da er wütend ist, aufgeregt oder um etwas besorgt. In solchen Phasen muss er seine Gefühle zügeln und darauf achten, dass er ein ausgeglichenes Leben führt in Dank und Geduld. Er sollte allen möglichen Formen von Alkohol, Drogen fern bleiben und sich gesund ernähren. Sich bewahren vor dem Anblick unschöner Szenen im Fernsehen und im Internet. Vor unschönen Worten, die an einen herangetragen werden, zu lesen von Dingen, die völlig unnütz und nicht weiterführend sind.
Neben alledem muss der Mensch sich für einen ausgewogenen Geist auch unbedingt seinem Schöpfer zuwenden, sich Ihm anvertrauen und einen reinen, richtigen und starken Glauben haben. Er muss auf seinen Freundeskreis achten. Darauf, dass er mit gläubigen und in ihrer Ethik und Moral starken Menschen Freundschaft schließt. Dass er sich ferner einen Ehepartner sucht, der eben diese Eigenschaften zu seinen zählt. Wir müssen uns also materiell wie immateriell-geistig eine sterile, geläuterte und reine Ausgangsbasis zurechtlegen. Ohne Zweifel wird ein Geist, der mit einem solchen Glauben und einer solchen Handlungsweise gestärkt ist, dem Menschen angesichts der Höhen und Tiefen in seinem Leben ihm Durchhaltevermögen und Kraft verleihen. Studien belegen zudem, dass Menschen mit einem starken Glauben und ausgeprägten religiösen Gefühlen seltener in Depressionen verfallen, und in Zeiten seelischer Not schneller wieder aus diesem Tief finden. So heißt es hierzu auch im Koran: „Und wisset, nur durch das Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe.“ [3]
Verehrte Gläubige, liebe Kinder und Jugendliche,
bitte nehmt euer Leben in Griff. Wenn es euch erst aus den Händen gleitet, kann es euch niemand mehr zurück bringen. Euer weiterer Lebensweg wird dann beherrscht von Chaos und Finsternis. Und selbst wenn ihr dies später bemerkt, es wird zu spät, eure Jugend bereits dahin geflossen sein. Und vergesst nicht die starke wie zeitlose Botschaft unseres Propheten (saw). Er gemahnte seine Umma einst wie folgt: „Verbreitet den Frieden untereinander.“ [4] Denn wo kein Frieden herrscht, wo es keine Liebe gibt, gibt es weder Eintracht noch Gesundheit noch Menschlichkeit.
[1] Ibn Madscha, 3439.
[3] Ra’d, 13/28.
[2] Muslim, 2204.
[4] Muslim, Iman, 93-94.
Dr. Ali SOYLU
Religionsbeauftragter der Selimiye-Moschee in Dortmund
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