Freitagspredigt
Der Schaden des Neidens
Bismillāhirrahmānirrahīmبِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
قُلْ اَعُوذُ بِرَبِّ الْفَلَقِ ، مِنْ شَرِّ مَا خَلَقَ ، وَ مِنْ شَرِّ غَاسِقٍ اِذَا وَقَبَ ، وَ مِنْ شَرِّ النَّفَّاثَاتِ فِى الْعُقَد ، وَ مِنْ شَرِّ حَاسِدٍ اِذَا حَسَدَ
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Sprich: Vor dem Übel der Dinge, die Er erschaffen; vor dem Übel der Nacht, wenn sie hereinbricht; dem Übel der Magierinnen, wenn sie auf Knoten blasen und vor dem Übel des Neiders, wenn er neidet, suche ich Zuflucht vor dem Herrn des Morgengrauens.”
[Sure Falaq, Vers 1-5]
Verehrte Muslime,
der Mensch kennt die unterschiedlichsten Gefühle. Manchmal kann er z.B. seinem Gegenüber etwas nicht gönnen. Wir sprechen dann von “Neid”. Einem Gefühl, das zumeist unter denen aufkommt, die Beziehungen miteinander haben. Sei es auf wirtschaftlicher, wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Ebene. Neid gilt als unmoralisch und ist auch im Islam verboten. Anders sieht es aus, wenn wir jemanden um etwas beneiden, ohne ihm dies zu missgönnen. Dies ist dann ein wohlwollender Neid, gegen den nichts einzuwenden ist.
Der Prophet (saw) sagte einst: “Im Herz eines Gläubigen können Glauben und Neid nicht gleichzeitzig Platz finden.” [1] Nach diesem Hadis hat Neid hat also etwas mit dem Herzen zu tun. Gleichzeitig lässt er uns wissen, zu welchen Verlusten dieses Gefühl den Menschen führen kann. So heißt es in einem weiteren Hadis: “Der Neid, er löscht alles Gute aus, so wie das Feuer das Holz abbrennt und nichts mehr hiervon zurücklässt.” [2]
Und in der Tat kann Neid einen Menschen zu übler Nachrede, zu Boshaftigkeit und Ungerechtigkeit verleiten. So dass am Ende all das, was er an Gutem gehandelt hatte, zu Asche wird. Denkt nur an den Teufel. Es war sein Neid auf Adam (a.s.), der ihn in seine missliche Lage gebracht hat. Ebenso später die Söhne von Adam (a.s.). Neid war es, der seinen Sohn Kabil den anderen Sohn Habil umbringen ließ. Und so gibt es noch viele andere Beispiele aus der Geschichte, die uns vom schlechten Ausgang derer künden, die geneidet haben.
Verehrte Gläubige,
Neid ist also eine Krankheit, die die Innenwelt des Gläubigen verschmutzt. Doch bleibt es nicht nur dabei. Gleichzeitig geht ein Mensch, der neidet, voller Gram durch die Welt. Es grämt ihn ständig, dass er dieses oder jenes nicht hat wie die Anderen. Dies kann soweit gehen, dass er selbst an dem, das er hat, keinen Gefallen mehr findet, weil er es einfach nicht zu mehr zu schätzen weiß.
Und der Schaden, den der Neid aussrichtet, ist nicht nur beschränkt auf den Neider selbst. Auch in der Gesellschaft reißt er Wunden. Auf diesen Umstand wollte der Prophet (saw) uns hinweisen, als er in einem seiner Hadise den Neid als Krankheit beschrieb, die auch schon die Völker zuvor ins Verderben geführt hat. [3]
Verehrte Geschwister,
was kann der Mensch tun, um sich von diesen schlechten und gefährlichen Gefühlen zu befreien? Zunächst einmal ist er gehalten, allen mit Barmherzigkeit zu begegnen. Und dafür sind nötig Wissen, Gottesdienste und gute Taten. Mit anderen Worten muss der Mensch seine Gedanken und sein Handeln nach den Maßgaben der Religion und des Verstands ausrichten. Wenn er dann die entsprechende Reife erreicht hat, wird er sich selbt tadeln wegen dieser schlechten Gedanken in ihm und sein Verhalten korrigieren.
Und so soll die heutige Ansprache enden mit der ungefähren Bedeutung der Sure Falaq: “Sprich: Vor dem Übel der Dinge, die Er erschaffen; vor dem Übel der Nacht, wenn sie hereinbricht; dem Übel der Magierinnen, wenn sie auf Knoten blasen und vor dem Übel des Neiders, wenn er neidet, suche ich Zuflucht vor dem Herrn des Morgengrauens.”
[1] Nesai, Dschihad, 8
[2] İbn Madscha, Sunen, Zuhd, 22
[3] Tirmizi, Sıfatu'l-Qiyama, 57
Dr. Ali Soylu, Religoinsbeauftragter der DITIB Ayasofya-Moschee in Schirnding