Unser Umgang mit Behinderungen

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

وَلَنَبْلُوَنَّكُمْ بِشَيْءٍ مِنَ الْخَوْفِ وَالْجُوعِ وَنَقْصٍ مِنَ الْاَمْوَالِ وَالْاَنْفُسِ وَالثَّمَرَاتِ وَبَشِّرِ الصَّابِرِينَ

Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Wahrlich, wir prüfen euch mit manch einer Furcht, mit Hunger, dem Vermögen sowie dem Leben und den Erträgen. So gib frohe Kunde denen, die sich da gedulden.”
 
[Sure Baqara, Vers 155]

Verehrte Gläubige,

der Mensch, er ist das vollkommenste und das ehrenwerteste der Geschöpfe. Sein Wert bei Allah richtet sich weder nach seiner Stellung in Gesellschaft, noch nach Herkunft, Geschlecht oder seinen körperlichen Merkmalen. Er wird rein nach seinem Glauben beurteilt, nach seinen Gottesdiensten, seinen guten Taten, seiner Frömmigkeit und seiner Moral.

Viele von uns haben das Privileg in einer körperlichen Unversehrtheit auf die Welt zu kommen, die für uns nur Ort der Prüfung ist. Einige jedoch haben von Geburt an eine Behinderung oder tragen eine solche aus unterschiedlichen Gründen im Nachhinein davon. Eine körperliche Behinderung wiederum stellt nur eine Beeinträchtigung des Menschen in seinen körperlichen Funktionen bzw. seiner Mobilität dar. Auf keinen Fall aber ist er damit als Mensch weniger wert, noch ist dies sein Iman. Trägt der Mensch ein Unheil, das ihn trifft, ein schweres Schicksal zudem mit Geduld, wird sich dies in einen geistigen Zugewinn für ihn umkehren und ihm seine Sünden vergeben. So sagte einst unser Prophet (saw): „Schmerzen, eine Erschöpfung, eine Krankheit oder ein Leid, das einen Gläubigen plagt oder selbst wenn sich nur ein Dorn in seinen Fuß bohrt, wird dies sicher einen Teil seiner Sünden ausgleichen.“ [1]

Verehrte Geschwister,

Menschen, die eine Behinderung haben, werden manchmal ausgegrenzt oder diskriminiert. Es kommt zuweilen auch vor, dass man sich vom Ehepartner trennt, wenn Unfall oder Krankheit eine Behinderung bei ihm zurücklassen. Dabei ist ein solches Schicksal nur als Prüfung zu begreifen. Als Prüfung für den Betroffenen selbst, aber auch die Gesellschaft, in der er lebt. So lässt uns Allah, der Erhabene, im Koran folgendes wissen: “Wahrlich, wir prüfen euch mit manch einer Furcht, mit Hunger, dem Vermögen sowie dem Leben und den Erträgen. So gib frohe Kunde denen, die da sich gedulden.” [2]

Wir sollten uns auch hier wieder unseren Propheten (saw) als Vorbild nehmen. Denn er hat Menschen mit einer Behinderung mit Liebe und Respekt behandelt und ihnen stets Aufmerksamkeit und Interesse geschenkt. Jede gute Behandlung eines behinderten Menschen und jede Hilfeleistung für ihn gilt als gute Tat, ließ er uns wissen: “Dass du einem Blinden den Weg weist, oder einem Taubstummen etwas so erklärst, dass er es auch versteht; dass du jemandem hilfst und ihn an den Ort führst, an dem er etwas erledigen muss; dass du demjenigen hilfst, den eine Sorge plagt; dass du dem Schwachen unter die Arme greifst und ihm hilfst oder für jemanden, der nur mit Mühe und Not reden kann mal schnell sein Anliegen erklärst, dies alles gilt als Almosen für dich.” [3]

Auch unter den Gefährten des Propheten (saw), den Ashab, gab es so manchen, der behindert war. Unser Prophet (saw) hat ihnen besonderes Interesse geschenkt und sie gefördert. Er hat sie gefördert, indem er ihnen, je nach Eignung, wichtige öffentliche Aufgaben übertrug. Er wollte ihnen damit seine Wertschätzung zeigen. So war z.B. Muaz b. Dschabal körperlich behindert. Den Propheten (saw) hielt dies aber nicht davon ab, ihn als Statthalter in den Jemen zu schicken. Oder Abdullah b. Ummi Maktum. Dieser Gefährte des Propheten (saw) war blind. Doch der Prophet (saw) ernannte ihn so manches mal, wenn er sich außerhalb von Medina begab, als Stellvertreter seiner.

Verehrte Muslime,

auch wir sind aufgerufen, die Geschwister unter uns, die eine Behinderung haben, gut zu behandeln und ihnen Liebe und Respekt entgegen zu bringen. Wer von uns kann sich denn sicher sein, dass ihn nicht morgen schon dasselbe Schicksal trifft?

[1] Muslim, Birr, 52.
[2] Baqara, 2/155
[3] Ahmed b. Hanbel, Musnad, 5/168-169

Fatih KARAZEYBEK
Religionsbeauftragter der DITIB Kocatepe-Moschee in Ingolstadt
 


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