بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
قُلْ هَلْ يَسْتَوِي الَّذِينَ يَعْلَمُونَ وَالَّذِينَ لَا يَعْلَمُونَ
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Können denn diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, einander gleich sein?”
[Sure Zumer, Vers 9]
Verehrte Muslime,
„lies!“ lautet das erste Gebot im Islam. Im Folgenden sollte er das Wissen und das Ringen nach Wissen auch zu den größten Tugenden des Menschen zählen. Stets betonen, dass er Unwissenheit ablehnt. Welchen Stellenwert das Wissen für den Islam hat, sehen wir gerade auch daran, dass er Gelehrten einen besonders hohen Platz einräumt. Und dies sollte man auch betrachten unter dem Gesichtspunkt, dass er sonst Wert legt darauf, eben keinen Unterschied zu machen zwischen den Menschen. Dann verstehen wir umso besser, dass der Islam dies auch macht, um das Wissen und die Beschäftigung damit anzutreiben. Gleich mehrfach werden Gelehrte und damit Träger dieses Wissens im Koran gelobt. So heißt es hier: “Können denn diejenigen, die wissen, und diejenigen, die nicht wissen, einander gleich sein?” [1] “Allah erhöht diejenigen, die glauben und denen das Wissen gegeben ist, an Rang.” [2] “Unter den Dienern Allahs haben gebührend Ehrfurcht vor Allah, diejenigen, die wissen.” [3] Auf der anderen Seite gibt es auch solche Verse, die das Nichtwissen tadeln: „Gehört bloß nicht zu denjenigen, die nicht wissen!“ [4]
Verehrte Brüder und Schwestern,
in muslimischen Gesellschaften waren es stets Moscheen, in denen Erziehung und Bildung ihren Anfang nahmen. Sie hatten daher stets eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Entwicklung der islamischen Kultur und Zivilisation. Auch unser Prophet (saw) nahm seine Moschee, die Prophetenmoschee, zum Ausgangspunkt. Von hier aus verkündete und etablierte er den Islam. Zunächst einmal, indem er sie überhaupt gebaut hat. Direkt nach der Hidschra nach Medina nahm er hier zunächst den Bau der Moschee in Angriff. Sie sollte nicht nur Ort sein für die Gebete der Gemeinde, sondern auch Anlaufstelle für ihre individuellen und sozialen Bedürfnisse.
Verehrte Gläubige,
gleich dem Propheten (saw) hat auch die erste Generation der Gastarbeiter sich zunächst solche Anlaufstellen zu bauen gesucht. Anlaufstellen, die ihnen in der neuen Heimat zunächst einen Ort für das Allerwichtigste geben sollten: für ihre Gottesdienste und ihre religiösen Bedürfnisse. Diese Orte haben sie hier auch zusammen gehalten und zusammen geschweißt. Und sie waren ihnen nicht nur Ort für die Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse, sondern auch Kulturzentren, Zentren für Soziales und Wohlfahrtspflege.
Ein Vorbild waren sie uns allen, die Gastarbeiter der ersten Generation. Gerade für die Erziehung unserer Kinder und damit unserer folgenden Generationen. An dieser Stelle wollen wir ihnen allen danken für den Dienst, den sie uns mit der Gründung dieser Moscheevereine erbracht haben. All diejenigen, die hier dran einen Anteil hatten oder haben, wollen wir heute dankbar in unsere Gebete mit einschließen.
Verehrte Geschwister,
unser Dank hat gerade dann einen Wert, wenn wir diese Gaben auch zu schätzen, und die religiöse Erziehung, die hier angeboten wird, gerade für unsere Kinder zu nutzen wissen. Die religiöse Erziehung ihrer Kinder, die Anerziehung von Ethik und religiösen Werten ist Eltern eine Pflicht. Moscheen bieten gerade in den Sommerferien besondere Kurse und Programme für Kinder und Jugendliche an. Das Präsidium für Religionsangelegenheiten (DIYANET) hat diesjährig ein besonderes Motto für diese Sommer-Korankurse, dem auch wir uns hier nur anschließen können: „Dieser Sommer soll euer Koran-Sommer werden!“ Und mit ihnen, unseren Kindern, wollen auch wir in die Moscheen strömen.
Lasst uns diesen Ramadan zum begleiteten Koranlesen (mukabele) die Moscheen mit unseren Kindern gemeinsam aufsuchen!
Und wieso sollten wir diesen Sommer nicht auch selbst jemandem das Koran-Lesen beibringen?
Wieso nicht erfreuen damit all diejenigen, die diese Moscheevereine für uns gegründet haben?
Wieso sollten wir uns diesen Sommer nicht alle in der Moschee wieder treffen?
In diesem Sinne möchte ich die heutige Predigt beenden mit folgendem Hadis unseres geliebten Propheten (saw): „Seid Lehrende oder Lernende. Seid solche, die zuhören oder aber die Wissenschaft lieben. Seid aber auf keinen Fall von der fünften Sorte!“ [5]
[1] Zumer, 39/9.
[2] Mudschādala, 58/11.
[3] Fātir, 35/28.
[4] En’ām, 6/35.
[5] Madschmaʿ az-Zawāid wa Manbaʿ al-Fawāid, Bd. 1, S. 122.