بِسْمِ اللهِ الْرَّحمَنِ الْرَّحِيمِ
قُلْ يَا عِبَادِي اَلَّذِينَ اَسْرَفُوا عَلَى اَنْفُسِهِمْ لاَ تَقْنَطُوا مِنْ رَحمَةِ اللهِ اِنَّ اللهَ يَغْفِرُ الذُّنُوبَ جمِيعًا اِنَّهُ هُوَ الغَفُورُ الرَّحيِمُ
قُلْ يَا عِبَادِي اَلَّذِينَ اَسْرَفُوا عَلَى اَنْفُسِهِمْ لاَ تَقْنَطُوا مِنْ رَحمَةِ اللهِ اِنَّ اللهَ يَغْفِرُ الذُّنُوبَ جمِيعًا اِنَّهُ هُوَ الغَفُورُ الرَّحيِمُ
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“(O Muhammad) Sprich: O ihr Diener, die ihr euch gegen euch selbst vergeht! Gebt die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs nicht auf. Wahrlich, Allah vergibt die Sünden allesamt. Denn er ist der reichlich Vergebende, der Barmherzige.“
[Sure „Zumer“, Vers 53]
Verehrte Gläubige,
dem Menschen, der erschaffen ist, um Allah zu dienen, ist hierfür auch eine Lebenszeit gegeben, in der er dies verwirklichen kann. So ist jeder Zeitabschnitt im Leben des Menschen wertvoll. Manche Zeitabschnitte hierdrin sind jedoch von besonderem Wert, weil sie besonders segenreich sind. Hierzu gehören mitunter die „gesegneten drei Monate“ sowie die besonderen Nächte hierdrin. Insbesondere die Qadr-Nacht, die „Nacht der Bestimmung“, in der die Herabsendung des Koran begann.
Am Dienstag schreiben wir nun nach islamischem Kalender den ersten Radschab. Damit beginnt der erste dieser gesegneten drei Monate. Und die erste Nacht auf den Freitag im Radschab - den kommenden Donnerstag also - begehen wir nach islamischer Tradition als Regaib-Nacht. Der Begriff „Regaib“ bedeutet so viel wie „begehren“ oder „hoch angesehen sein“. Denn in dieser Nacht ergießt sich die Gunst und Gnade Allahs über seine Diener. In dieser Nacht erweist Er sich besonders gnadenreich was auch unsere Sünden anbelangt, und vergibt sie reichlich. So werden wir in dieser Nacht - eben all diese Gnade „begehrend“ - uns in Gebeten an Allah wenden. Ihn werden wir in dieser Nacht bitten um die Vergebung unserer Sünden, uns in Seine Barmherzigkeit flüchtend.
Verehrte Muslime,
wir sind gesandt ins Erdenleben, um hier unseren erhabenen Herrn zu erkennen, der uns erschaffen hat. Um Ihn zu erkennen und Ihm dann gebührend zu dienen. Der Mensch nun hat kraft seiner Schöpfung die Neigung zum Ungehorsam und zur Auflehnung. Er ist aber mit dieser seiner Eigenschaft als Geschöpf nicht auf sich allein gelassen auf seinem abenteuerlichen Weg als Diener Gottes. Vielmehr begleitet ihn auf diesem dornigen Weg stets die Barmherzigkeit Allahs. So sind ihm nicht nur Verstandesvermögen gegeben und sein eigener Wille. Zeit Geschichte sandte Allah auch Propheten, auf dass sie den Menschen zusätzlich den Weg weisen und ihnen zeigen, wie sie diese Gaben richtig einsetzen. Auch unser Prophet Muhammad (s.a.w.) wurde gesandt, um uns - als Zeichen der Barmherzigkeit Allahs - den Weg zu weisen.
So stehen die gesegneten drei Monate für eine Atmosphäre der Barmherzigkeit, und künden vom Propheten, seiner Herabsendung und seiner Botschaft. Sie stehen für die Herabsendung des Propheten (s.a.w.), der mit seiner Botschaft den Menschen in ihrer Unbotmäßigkeit Einhalt zu gebieten gesandt wurde. Und die Menschen wieder auf den rechten Pfad (istikamet) einlud, sie wieder zurückholte von ihren Irrwegen, auf denen sie weder Recht mehr kannten noch Gerechtigkeit. Sie stehen für einen Zeitabschnitt, in der die Barmherzigkeit Allahs niedergeht auf den Menschen, wie sonst zu keiner anderen Zeit. Und die Menschen wieder gewahren lässt ihre Menschlichkeit, woher sie kommen und wohin sie gehen und sie insgesamt erinnert an die Gaben, die ihnen beschert sind. Sie stehen für die Herabsendung der göttlichen Offenbarung - den abgestumpften Herzen als Licht, den Irrenden als Wegweiser. Regen gleich, der dem ausgetrockneten Boden wieder Leben gibt. Und sie stehen für ein intensiveres Studium des Koran, der diese abgestumpften Herzen wieder der Barmherzigkeit Allahs zuführen wird.
Verehrte Muslime,
die Zeit vergeht wie im Flug. Und keiner von uns weiß, ob er diesen Zeitabschnitt nochmal erleben wird. Dieses sollte uns um den Wert wissen lassen, ein weiteres Mal die gesegneten drei Monate Radschab, Schaban und Ramadan erleben zu können. Wir sollten diese Zeit daher bewusst erleben. Sie sollte uns sein eine Gelegenheit, da wir in uns gehen und wieder zu uns selbst finden können. Uns aufrütteln und uns von unserem getrübten Blick befreien können. Sicher wird uns diese Zeit auch gewahren lassen, dass wir die Gabe der Zeit insgesamt achtlos verschwenden. Dass sie uns mit jedem Tag entrinnt. So sollten wir diese Zeit nicht dazu missbrauchen, die Fehler anderer zu sehen, sondern die unsrigen. Und wir sollten diesen Zeitabschnitt dazu nutzen, uns von unseren Sünden zu befreien. Für ihre Vergebung zu beten. Denn so zahlreich sie auch sind, unsere Sünden: die Barmherzigkeit Allahs ist noch viel größer. So sagte dereinst unser Prophet (s.a.w.): “Wer seine Sünde bereut und von ihr abkehrt, wird sein wie jemand, der diese garnicht erst begangen hat.” [1]
Wir sollten daher unseren Herrn um Vergebung bitten für unsere Vergehen. Und uns dabei fest vornehmen, diese auch nicht wieder zu begehen.
Meine Predigt beende ich an dieser Stelle mit einem Koranvers, der uns dazu anhält, die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs nicht aufzugeben und Seine Vergebung zu suchen: “(O Muhammad) Sprich: O ihr Diener, die ihr euch gegen euch selbst vergeht! Gebt die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs nicht auf. Wahrlich, Allah vergibt die Sünden allesamt. Denn er ist der reichlich Vergebende, der Barmherzige.“ [2]
[1] Ibn Madsche, Zuhd, 31.
[2] Zumer, 39/53.
Cevat AYDIN
Religionsbeauftragter der DİTİB Hacı Bayram Moschee in Kassel