بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
اَللّٰهُ الَّذِي خَلَقَكُمْ مِنْ ضَعْفٍ ثمَّ جَعَلَ مِنْ بَعْدِ ضَعْفٍ قُوَّةً ثمَّ جَعَلَ مِنْ بَعْدِ قُوَّةٍ ضَعْفًا وَشَيْبَةً يخْلُقُ مَا يَشَاءُ وَ هُوَ الْعَلِيمُ الْقَدِيرُ
اَللّٰهُ الَّذِي خَلَقَكُمْ مِنْ ضَعْفٍ ثمَّ جَعَلَ مِنْ بَعْدِ ضَعْفٍ قُوَّةً ثمَّ جَعَلَ مِنْ بَعْدِ قُوَّةٍ ضَعْفًا وَشَيْبَةً يخْلُقُ مَا يَشَاءُ وَ هُوَ الْعَلِيمُ الْقَدِيرُ
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Allah ist der, der euch in Schwäche schuf und euch nach der Schwäche Kraft gab. Der euch dann nach der Kraft wieder schwach und alt machte. Er erschafft, was Er will. Und Er ist der wohl Wissende, der zu Allem mächtige.”
[Sure Rum, Vers 54]
Verehrte Muslime,
die Gesetze Allahs wollen es, dass die Menschen unterschiedlich erschaffen sind. Einige von ihnen sind kerngesund, die anderen krank oder behindert. Sie kommen als Mann auf die Welt oder als Frau. Manchen ist ein langes Leben beschert, den anderen wiederum ein kurzes. Jeder Mensch wünscht sich ein langes Leben. Doch dieses hat oft beschwerliche Seiten. Denn nicht selten bedürfen wir im Alter anderer Menschen und ihrer Hilfe, um unser Leben gestalten zu können.
In diesem System Allahs, das wir auch “Sunnatullah” nennen, sind alle Lebewesen, wenn sie auf die Welt kommen, zunächt schwach und bedürfen der Obhut Anderer. Sodann entwickeln sie sich jedoch weiter, reifen heran und werden stark. Zum Schluss steht ihnen in diesem System aber das Alter und damit nicht selten wieder die Schwäche bevor. Das Alter ist eine unausweichliche Realität in diesem vergänglichen Leben. Sie holt den Menschen ein, auch wenn er in Zeiten der Jugend noch so sehr auf eben diese vertraut. In diesem Sinne ist das Alter auch ein Ausdruck seiner Ohnmacht.
So heißt es hierzu im Koran: “Allah ist der, der euch in Schwäche schuf und euch nach der Schwäche Kraft gab. Der euch dann nach der Kraft wieder schwach und alt machte. Er erschafft, was Er will. Und Er ist der wohl Wissende, der zu Allem mächtige.” [1]
Den älteren Menschen in dieser Phase ihres Lebens, in der sie schwach und bedürftig sind, Respekt zu erweisen und sie nicht zu kränken, gehört zu den Prinzipien des Islam.
Unser Prophet (s.a.w.) war zeit Lebens barmherzig und zuvorkommend zu den Menschen und hier insbesondere zu den älteren. Er schenkte ihnen stets ein Lächeln und war hilfsbereit. Damit ging er seiner Gemeinde - und damit auch uns in unseren Tagen - nicht nur mit gutem Beispiel voran und zeigte auf, wie wir sie zu behandeln haben, sondern ließ dies auch Wort werden in seinen Hadisen, als er hier sagte: “Wer barmherzig ist, dem wird sich auch Allah erbarmen. Habt Erbarmen mit den Geschöpfen, so dass auch Allah sich eurer erbarmt.” [2] “Wer nicht barmherzig ist zu den Jüngeren und den Älteren keinen Respekt erweist, der ist nicht von uns.” [3] “Wenn ein jüngerer Mensch einem älteren Menschen aufgrund seines Alters Respekt erweist, dem wird auch Allah Menschen erschaffen, die ihm zu Diensten sein werden.” [4]
Verehrte Gläubige,
wie wir auch aus den Hadisen gesehen haben, hilft Allah denjenigen, die ihren Glaubensbrüdern helfen. Hilft ein Muslim seinem Glaubensbruder aus einer misslichen Lage, so wird auch Allah ihn am Jüngsten Gericht aus einer misslichen Lage befreien.
Alten und bedürftigen Menschen zu helfen, ist uns allen ein religiöses Gebot. Es ist uns nicht nur eine Aufgabe, die uns aus unserer Glaubensbruderschaft erwächst, sondern gleichzeitig auch eine Eigenschaft, die uns gläubige Muslime auszeichnet. Denn hiermit kehren wir unsere Barmherzigkeit nach außen. Und glücklich ist der Mensch nur, hegt er auch solch hehre Gefühle. Umgekert herrschen, wo diese fehlen, Traurigkeit und Leid.
Verehrte Brüder und Schwestern,
am meißten benötigen alte Menschen Liebe und Zuwendung. Bedürftigen alten Menschen nicht zur Hilfe zu eilen, owohl man hierzu in der Lage ist, sein Glück gar auf das Leid anderer Menschen zu bauen, dies ist ein Verhalten, den der Islam nicht gut heißt.
Vor allen Dingen dürfen wir nicht vergessen, dass wir alles, was wir in Händen haben, auch jederzeit wieder verlieren können. So können wir von jetzt auf gleich verarmen, unsere Gesundheit verlieren. Auch werden wir altern - und auch Gesundheit, Reichtum sowie unser Leben schlechthin sind nicht auf Dauer. Vielmehr wird eines Tages der Tag kommen, da wir sterben und Rechenschaft ablegen müssen. Wer nun Verstandes begabt ist und über seinen freien Willen verfügt, der sollte dies bedenken und sein Leben hiernach gestalten. Andernfalls würden wir zu den Verlierern gehören und dies möge Allah niemandem zuteil werden lassen.
[1] Rum, 30/54.
[2] Tirmizi, Birr, 66.
[3] Tirmizi, Birr 15; Abu Dawud, Adab, 66.
[4] Tirmizi, Birr, 2022.
Sinan POLAT
Religionsbeauftragter der al-Aksa Moschee in Hamburg