Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Zu Seinen Zeichen gehört, dass Er euch aus euch selbst (aus eurer Art) Partner schuf, damit ihr bei ihnen Geborgenheit findet, und dass er Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch sääte. Hierdrin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken.”
[Sure Rum, Vers 21]
Der Prophet (s.a.w.) sagte:
“Der Beste unter euch ist der, der seine Familie am besten behandelt. Und ich bin unter euch derjenige, der seine Familie am besten behandelt.”
[Ibn Madscha, Nikah, 50]
Verehrte Muslime,
Gebäude sind nur dann solide, wenn auch ihr Fundament dies ist. Und Pflanzen nur dann kräftig und ergiebig, wenn auch ihre Wurzeln kräftig. Ebenso verhält es sich mit der Gesellschaft. Eine Gesellschaft ist nur dann stark, wenn die Familie, der Kern der Gesellschaft, dies ist. Dies ist die Grundvoraussetzung für eine starke und intakte Gesellschaft und in Folge dessen dafür, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken können. Denn es ist die Familie, die die Nachfolgegenerationen heranzieht und damit die Gesellschaft trägt.
Verehrte Gläubige,
zu den Grundpflichten von Eheleuten gehört, dass sie die Liebe und die Barmherzigkeit wahren, die Allah zwischen sie gesäät hat [1] und einander mit Respekt behandeln. In einer Familie, in der Mann und Frau einander nicht respektieren, hängt nicht nur der Haussegen schief und herrscht Missstimmung unter den Eheleuten. In einer solchen Atmosphäre ist es auch nicht möglich, Kinder heranzuziehen, die der Gesellschaft Nutzen tragen und ihr dienlich sind.
Fehlen in einer Ehe Liebe und Verständnis zwischen den Eheleuten, kommt es unweigerlich zu Missstimmungen, die bis hin zur Zerrüttung führen können. Und dies öffnet dann einer Geisteshaltung Tür und Tor, die dann auch nicht vor Missachtung oder gar innerfamiliärer Gewalt zurückschreckt. Kann in einer solchen Gesellschaft, in der die Familien derart respektlos miteinander umgehen, Frieden und Eintracht herrschen? Sicherlich nicht!
Verehrte Brüder und Schwestern,
Toleranz und gegenseitiges Verständnis gehören zur Grundvoraussetzung des friedlichen Zusammenlebens in einer Gesellschaft. Kann es da Eheleuten zuviel zugemutet sein, diese Toleranz, die sie als Individuen der Gesellschaft ihren Mitmenschen entgegenbringen, auch ihren eigenen Ehepartnern entgegenzubringen? Auch unser Prophet (s.a.w.) ermahnte uns in dieser Angelegenheit als er sagte: “Der Beste unter euch ist der, der seine Familie am besten behandelt. Und ich bin unter euch derjenige, der seine Familie am besten behandelt.” [2]
Verehrte Brüder und Schwestern,
auch das Teilen gehört zu den Geheimnissen einer guten Ehe. So sollten Eheleute gerade Leid wie Freud teilen. Das Erstere wird dadurch geschmälert und das Letztere gemehrt. Dazu gehört aber auch die Gemeinsamkeit bei allen anderen Aktivitäten, sei es ein gemeinsames Essen, ein gemeinsam abgestatteter Besuch oder Einkauf.
Unsere Familie gehört zu den Orten in unserem Leben, in und mit ihr wir nicht nur einen Großteil unseres Lebens verbringen, sondern hier auch Glückseligkeit auf Erden leben können. Dazu gehört jedoch, dass hier Liebe und gegenseitiger Respekt unter den Eheleuten herrschen und sie einander in eine gemeinsame, glückliche Zukunft tragen.
Verehrte Eltern,
das Leben auf Erden ist ein kurzer Zeitabschnitt nur und für uns alle ein Ort der Prüfung. [3] Unsere Kinder sind uns hierdrin eine Zierde und das Glück unseres Heims. Ihre Persönlichkeit findet ihre Entwicklung grundsätzlich mit der Erziehung, die sie in der Familie genießen. Der Kinderwunsch ist ein nur allzu natürlicher Wunsch. Eltern stehen dann aber in der Pflicht, diese auch gut zu erziehen und dürfen nicht vergessen, dass sie dereinst sich verantworten müsen hierfür und im Jenseits diesbezüglich zur Rechenschaft gezogen werden. So ließ uns unser Prophet (s.a.w.) in einem seiner Hadise wissen: “Kein Vater und keine Mutter hinterlässt dem Kind ein besseres Geschenk als eine gute Erziehung.” [4]
Abschließend sei angemerkt, dass es die Liebe ist, die den Menschen reifen und gedeihen lässt. Und eine innige Umarmung drückt diese Liebe vielleicht viel besser aus, als alle Wörter der Welt. Und nicht vergessen sollten wir, dass wir Liebe und Respekt nur von Kindern erwarten können, denen wir dies zuvor auch selbst gegeben haben.
[1] Rum, 30/21.
[2] Ibn Madscha, Nikah, 50.
[3] En’am, 6/165.
[4] Tirmizi, Birr, 33.
Kazım GÜL
Religionsbeauftragter der Alipaşa Moschee in Hamburg